Tagebucheintrag vom 27. November 1933⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10015,
Seite 114-115
Montag,
27.
November
33:
Abt Neipperg,
ob ich mit der Zeitschrift
„Wort
in der
Zeit“
zufrieden sei.
Respondeo:
Es wendet sich natürlich nicht an die
Massen,
ich höre,
sie findet viel Anklang.
Er:
Kösel
habe ihm geschrieben wegen einer
Verschmelzung mit
„Zeit
und Volk“,
aber zu
politisch,
und ebenso die von
Köln. Ich klage,
daß die Zentrale in
Düsseldorf wieder eine neue Zeitschrift.
Er war bei
Esser,
der ihn sehr freundschaftlich aufgenommen habe, dagegen soll
er
Hihn
nicht besuchen, vom Neudeutschen Elternbund.
Die Künstler sammeln nach Plan von
Schmidt-Pauli? Die Künstler sind nie zu sammeln, die
Congregation
zum Beispiel
von
Lib.
scheint mir genügend,
aber wenn eine Gruppe Vorträge bekommt,
bin ich zufrieden und wäre
es auch nur eine kurze Zeit.
Benifiziat Sandkuhl: suspendiert, hatte beim Generalvicar demütig um eine Audienz gebeten. Erklärte gleich an der Türe: Er komme, um Verzeihung zu erbitten und danke, daß er kommen dürfe. Er habe Samstag nicht gewußt, daß ich selber am Telefon sei (Die Schwestern haben aber mit [ ... ] gehört). Er habe schon weitere Ausschreitungen abgeblasen. Ich : Mir ein Bild zerstört, das ich von den niederen Weihen und von der Mutter her hatte. Ein Vorzug, daß er der Mutter wegen die Stelle erhielt. Sankt Peter keine Strafstelle. Wir schützen die staatliche Autorität, verlangen aber auch dann promitto. Recursus wenn er nun das Ärgernis wiedergutmache (Das Mädchen von heute früh: Er habe im Bahnhof gesagt, die Suspension sei aufgehoben, hat gelogen, wie das öfter zu beobachten sei bei Mädchen), im Kloster vor Kindern und Lehrerinnen eine Erklärung abgeben, die befriedigt und ebenso vor der HJ, dann sei er Mittwoch früh losgesprochen von der Suspension. Er dankt und verspricht alles, bittet am Schluß um den Segen. Er sei für jede Stelle bereit. Von Briefen habe ihm seine Mutter vor wenigen Tagen gesprochen. Die HJ sei so empört, weil die katholische Jugend seine Versetzung schon längst ankündigte. Ob er am Sonntag zum Fest der HJ einen Gottesdienst halten dürfe, er sehe aber selber ein, es sei unmöglich. Respondeo: Nein. Ob er Nachmittag zu den Eltern in aller Stille – Ja. Von Sankt Peter nicht mehr zurückkehren. „Ich kann nur immer wieder um Verzeihung bitten“.
Fräulein Johannes von Venio: Das Haus ganz für sich, niemand abgebaut – nicht mehr Geistliche im Haus, sondern Wismeyer. Mager kommt öfter. Ob sie etwas tun könnte – kurz.
Schulorganisation Schwerd, Zinkl, Fräulein [ ]: In den Satzungen könne zwar aus der Liste A aufnehmen über den Zweck. Nicht als Zweck die Aktion bezeichnen. Ich werde die Satzungen bei den Bischöfen herumschicken ebenso die Verlängerung, Landesvorsitzender Schwerd, dem ich danke. Einzelne Ordensfrauen sollen nicht zum Ministerium. Sprechen noch länger über Arbeitsgemeinschaft: Er meint, statt höherer Schule dreiklassige Volksschule und dann zwei Jahre Bürgerschule.
Zwei Schwestern vom Georgenhort: Hatten Geschenke geschickt: Kissen und Schatulle. Dafür 25 M. und 25 M. für Weihnachten. Einige Bilder. Die Kapellen einzuweihen am 21. Dezember.
In diesen Tagen möglichst wenig Besuche, weil Predigten zu arbeiten.
Nach Tisch der Schneider von Frey.
17.30 Uhr Baronin Ifflinger - eigens hierher gereist, redet zuerst außenherum von vielen anderen Sachen, gegen die Regierung - da mache ich nicht mit. Dann Testament, wieder einmal neu schreiben, weil Bischof Chur da war - 100000 soll sie ihm schenken, er wollte auch das andere. Läßt die Papiere hier, ich soll unterschreiben, daß ich niemals etwas von Schwyz fordern würde - das kann ich nicht. Wegen der Möbel für Traunstein - ob hierher Zoll. Muß sie den Consul fragen.
Abends spät kommt noch Bericht, Sandkuhl habe in der Kapelle so widerrufen, daß alle „schweigend und ergriffen“ hinausgegangen wären.
Benifiziat Sandkuhl: suspendiert, hatte beim Generalvicar demütig um eine Audienz gebeten. Erklärte gleich an der Türe: Er komme, um Verzeihung zu erbitten und danke, daß er kommen dürfe. Er habe Samstag nicht gewußt, daß ich selber am Telefon sei (Die Schwestern haben aber mit [ ... ] gehört). Er habe schon weitere Ausschreitungen abgeblasen. Ich : Mir ein Bild zerstört, das ich von den niederen Weihen und von der Mutter her hatte. Ein Vorzug, daß er der Mutter wegen die Stelle erhielt. Sankt Peter keine Strafstelle. Wir schützen die staatliche Autorität, verlangen aber auch dann promitto. Recursus wenn er nun das Ärgernis wiedergutmache (Das Mädchen von heute früh: Er habe im Bahnhof gesagt, die Suspension sei aufgehoben, hat gelogen, wie das öfter zu beobachten sei bei Mädchen), im Kloster vor Kindern und Lehrerinnen eine Erklärung abgeben, die befriedigt und ebenso vor der HJ, dann sei er Mittwoch früh losgesprochen von der Suspension. Er dankt und verspricht alles, bittet am Schluß um den Segen. Er sei für jede Stelle bereit. Von Briefen habe ihm seine Mutter vor wenigen Tagen gesprochen. Die HJ sei so empört, weil die katholische Jugend seine Versetzung schon längst ankündigte. Ob er am Sonntag zum Fest der HJ einen Gottesdienst halten dürfe, er sehe aber selber ein, es sei unmöglich. Respondeo: Nein. Ob er Nachmittag zu den Eltern in aller Stille – Ja. Von Sankt Peter nicht mehr zurückkehren. „Ich kann nur immer wieder um Verzeihung bitten“.
Fräulein Johannes von Venio: Das Haus ganz für sich, niemand abgebaut – nicht mehr Geistliche im Haus, sondern Wismeyer. Mager kommt öfter. Ob sie etwas tun könnte – kurz.
Schulorganisation Schwerd, Zinkl, Fräulein [ ]: In den Satzungen könne zwar aus der Liste A aufnehmen über den Zweck. Nicht als Zweck die Aktion bezeichnen. Ich werde die Satzungen bei den Bischöfen herumschicken ebenso die Verlängerung, Landesvorsitzender Schwerd, dem ich danke. Einzelne Ordensfrauen sollen nicht zum Ministerium. Sprechen noch länger über Arbeitsgemeinschaft: Er meint, statt höherer Schule dreiklassige Volksschule und dann zwei Jahre Bürgerschule.
Zwei Schwestern vom Georgenhort: Hatten Geschenke geschickt: Kissen und Schatulle. Dafür 25 M. und 25 M. für Weihnachten. Einige Bilder. Die Kapellen einzuweihen am 21. Dezember.
In diesen Tagen möglichst wenig Besuche, weil Predigten zu arbeiten.
➥ Seite 115
Dr.
Groth
von der
Frankfurter Zeitung.
Erst am Schluß sagt er mir, bereits stehend, daß er von
dieser Zeitung sei. Ich erkläre ihm:
„Natürlich nichts für die Öffentlichkeit“, keine Leute ausfragen, er meint,
ob nicht mit der
Redaktion
um diese zu unterrichten.
Am Anfang hatte er selber gesagt: Rein privat. Von
Martin
empfohlen. Er hatte mir geschrieben, er will mit mir über Kirche und Staat
Gespräch und dann fängt er an,
was ich meine über die kirchenpolitische Lage in Bayern.
Wir haben eine gute Grundlage im
Concordat,
auf beiden
Seiten guter Wille. Aber die untere Behörde kommt nicht mit in der großen Auffassung und daher die Fälle.
Das Verbot der bischöflichen Kundgebung -
und die Rede des
Ministerpräsidenten
in
Neuburg
sind natürlich schwere Trübungen des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat,
aber das wird auch vorübergehen.
Wir müssen zusammenarbeiten auf den Grenzgebieten. Er möchte offenbar ein schärferes Urteil über die Staatsbehörde.
Er fragt: aber die
Vereine?
Gewiß verboten,
aber jetzt keine Ausnahme mehr. Hier wurde genehmigt,
auf
dem Land noch einige
Chikanen.
Er kommt immer wieder darauf:
Aber mit dem
Concordat
unvereinbar.
Ich: in
Artikel
31
Einordnung in staatliche Verbände
und darüber verschiedene Meinungen. Jedenfalls
nicht
[ ... ]
sondern in einem Eigenleben fortbestehen, dabei aber eingeordnet. Ich mache dann Schluß, während er immer noch fortreden möchte.
Wird nicht mehr zu mir kommen. Unritterlich, die Bischöfe öffentlich anzugreifen mit schwersten Vorwürfen,
wenn diese nicht antworten können.
Er schien nicht recht befriedigt,
weil ich das
Verhältnis zur Regierung nicht in Grund und Boden verdammte.
Nach Tisch der Schneider von Frey.
17.30 Uhr Baronin Ifflinger - eigens hierher gereist, redet zuerst außenherum von vielen anderen Sachen, gegen die Regierung - da mache ich nicht mit. Dann Testament, wieder einmal neu schreiben, weil Bischof Chur da war - 100000 soll sie ihm schenken, er wollte auch das andere. Läßt die Papiere hier, ich soll unterschreiben, daß ich niemals etwas von Schwyz fordern würde - das kann ich nicht. Wegen der Möbel für Traunstein - ob hierher Zoll. Muß sie den Consul fragen.
Abends spät kommt noch Bericht, Sandkuhl habe in der Kapelle so widerrufen, daß alle „schweigend und ergriffen“ hinausgegangen wären.
Montag,
27.
November
33:
Abt Neipperg
,
ob ich mit der Zeitschrift
„Wort
in der
Zeit“
zufrieden sei.
Respondeo
:
Es wendet sich natürlich nicht an die
Massen,
ich höre,
sie findet viel Anklang.
Er:
Kösel
habe ihm geschrieben wegen einer
Verschmelzung mit
„Zeit
und Volk“,
aber zu
politisch,
und ebenso die von
Köln. Ich klage,
daß die Zentrale in
Düsseldorf wieder eine neue Zeitschrift.
Er war bei
Esser
,
der ihn sehr freundschaftlich aufgenommen habe, dagegen soll
er
Hihn
nicht besuchen, vom Neudeutschen Elternbund.
Die Künstler sammeln nach Plan von
Schmidt-Pauli
? Die Künstler sind nie zu sammeln, die
Congregation
zum Beispiel
von
Lib.
scheint mir genügend,
aber wenn eine Gruppe Vorträge bekommt,
bin ich zufrieden und wäre
es auch nur eine kurze Zeit.
Benifiziat Sandkuhl
:
suspendiert, hatte beim
Generalvicar
demütig um
eine Audienz gebeten. Erklärte gleich an der
Türe:
Er komme,
um Verzeihung zu erbitten
und
danke,
daß er kommen dürfe. Er habe Samstag nicht gewußt,
daß ich selber am
Telefon
sei (Die Schwestern haben aber mit
[ ... ]
gehört). Er habe schon weitere
Ausschreitungen abgeblasen. Ich
:
Mir ein Bild zerstört,
das ich von den niederen Weihen
und von der
Mutter
her hatte. Ein Vorzug,
daß er der
Mutter
wegen die Stelle erhielt.
Sankt
Peter keine Strafstelle. Wir schützen die staatliche Autorität,
verlangen
aber auch dann
promitto
.
Recursus
wenn er nun das Ärgernis
wiedergutmache (Das
Mädchen von heute früh: Er habe im Bahnhof gesagt, die
Suspension
sei aufgehoben,
hat gelogen,
wie das öfter
zu
beobachten sei
bei
Mädchen), im Kloster vor
Kindern und Lehrerinnen eine Erklärung abgeben, die befriedigt und ebenso vor
der
HJ,
dann sei
er
Mittwoch
früh
losgesprochen von der
Suspension.
Er dankt und verspricht
alles,
bittet am Schluß um den Segen. Er sei für jede Stelle bereit.
Von Briefen habe ihm seine Mutter
vor wenigen Tagen gesprochen. Die
HJ sei so empört,
weil die katholische Jugend seine Versetzung schon längst ankündigte.
Ob er am Sonntag zum Fest der
HJ
einen Gottesdienst halten dürfe, er sehe aber
selber ein, es sei unmöglich.
Respondeo
:
Nein.
Ob er Nachmittag
zu den Eltern in aller Stille –
Ja.
Von
Sankt
Peter nicht mehr
zurückkehren. „Ich kann nur immer wieder um Verzeihung bitten“.
Fräulein Johannes
von
Venio:
Das Haus ganz für sich, niemand abgebaut – nicht
mehr
Geistliche im Haus, sondern
Wismeyer
.
Mager
kommt öfter. Ob sie etwas
tun könnte – kurz.
Schulorganisation Schwerd
,
Zinkl
,
Fräulein
[ ]
:
In den
Satzungen
könne
zwar aus der
Liste A
aufnehmen über den Zweck. Nicht als Zweck die
Aktion
bezeichnen. Ich werde
die Satzungen bei den Bischöfen
herumschicken
ebenso die Verlängerung, Landesvorsitzender Schwerd
,
dem ich danke. Einzelne Ordensfrauen
sollen nicht zum
Ministerium.
Sprechen noch länger über
Arbeitsgemeinschaft: Er
meint, statt höherer Schule
dreiklassige
Volksschule und dann zwei Jahre Bürgerschule.
Zwei Schwestern vom Georgenhort: Hatten Geschenke geschickt: Kissen und Schatulle. Dafür 25 M. und 25 M. für Weihnachten. Einige Bilder. Die Kapellen einzuweihen am 21. Dezember.
In diesen Tagen möglichst wenig Besuche, weil Predigten zu arbeiten.
von der
Frankfurter Zeitung.
Erst am Schluß sagt er mir, bereits stehend, daß er von
dieser Zeitung sei. Ich erkläre ihm:
„Natürlich nichts für die Öffentlichkeit“, keine Leute ausfragen, er meint,
ob nicht mit der
Redaktion
um diese zu unterrichten.
Am Anfang hatte er selber gesagt: Rein privat. Von
Martin
empfohlen. Er hatte mir geschrieben, er will mit mir über Kirche und Staat
Gespräch und dann fängt er an,
was ich meine über die kirchenpolitische Lage in Bayern.
Wir haben eine gute Grundlage im
Concordat,
auf beiden
Seiten guter Wille. Aber die untere Behörde kommt nicht mit in der großen Auffassung und daher die Fälle.
Das Verbot der bischöflichen Kundgebung -
und die Rede des
Ministerpräsidenten
in
Neuburg
sind natürlich schwere Trübungen des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat,
aber das wird auch vorübergehen.
Wir müssen zusammenarbeiten auf den Grenzgebieten. Er möchte offenbar ein schärferes Urteil über die Staatsbehörde.
Er fragt: aber die
Vereine?
Gewiß verboten,
aber jetzt keine Ausnahme mehr. Hier wurde genehmigt,
auf
dem Land noch einige
Chikanen.
Er kommt immer wieder darauf:
Aber mit dem
Concordat
unvereinbar.
Ich: in
Artikel
31
Einordnung in staatliche Verbände
und darüber verschiedene Meinungen. Jedenfalls
nicht
[ ... ]
sondern in einem Eigenleben fortbestehen, dabei aber eingeordnet. Ich mache dann Schluß, während er immer noch fortreden möchte.
Wird nicht mehr zu mir kommen. Unritterlich, die Bischöfe öffentlich anzugreifen mit schwersten Vorwürfen,
wenn diese nicht antworten können.
Er schien nicht recht befriedigt,
weil ich das
Verhältnis zur Regierung nicht in Grund und Boden verdammte.
Nach Tisch der Schneider
von
Frey.
17.30 Uhr Baronin Ifflinger
- eigens hierher gereist, redet zuerst
außenherum von vielen anderen Sachen,
gegen die Regierung - da mache ich nicht
mit.
Dann
Testament,
wieder einmal neu schreiben,
weil
Bischof
Chur
da war -
100000 soll sie ihm schenken, er wollte auch das andere. Läßt die Papiere hier, ich soll unterschreiben,
daß ich niemals etwas von
Schwyz
fordern
würde - das kann ich nicht. Wegen der
Möbel
für Traunstein -
ob hierher
Zoll.
Muß
sie den
Consul
fragen.
Abends spät kommt noch Bericht, Sandkuhl
habe in der Kapelle so widerrufen, daß alle „schweigend
und
ergriffen“
hinausgegangen wären.
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Fräulein Johannes
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In diesen Tagen möglichst wenig Besuche, weil Predigten zu arbeiten.
➥ Seite 115
Dr.
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