Bogdan von Hutten-Czapski⇦ Einzelansicht
Gesprächsprotokoll/Nachrichtenexzerpte,
4./9. April 1935
4.4.35
Czapski:
Er war lange bei
Rust,
der großes Entgegenkommen zeigte (allerdings war es beim
russischen
Botschafter.
Über allgemeine Dinge).
Ich: Er hat uns die
Theologiestudenten
arbeitsfrei
gemacht. Er hatte mit
Rosenberg
zu sprechen,
weil ein
Buch
über Lebenserinnerungen,
das
mit
Pius IX.
begann.
Es gebe neben der amtlichen eine
Geheimcensur,
deren Leiter
Rosenberg
sei. Dieser:
Das ist rein geschichtlich, daran werden wir nicht rühren. Und dann fragt er nach
Polen.
Die Freundschaft zwischen Deutschland und
Polen
ist
viel tiefer
als man
glaube.
Hitler
sehr geschickt die Eröffnung der
polnischen
Kunstausstellung besucht. Von
Papen
habe er nie etwas gehalten. Sein Stern
im Sinken,
aber
Ludendorffs
Stern im Steigen. Ich: Wenn er dadurch von der
Religionsphilosophie
abgelenkt wird, ist es gut. Ob ich nicht nach
Rom
gehe? Gerne,
aber jetzt unmöglich,
die Grenze zu passieren, Vorarbeiten
wie bei jedem Reisenden
und noch dazu Zeitungsgeheule.
Er würde nicht wiederkommen.
Ob ich nicht
mit dem
Führer
sprechen will? Unsere
drei Bischöfe
verhandeln und man
soll nicht dazwischen reden. Ob ich hier verfolgt würde? Nein.
Ich: In den Versammlungen von
Bauer
hängt ihn auf. Er wundert sich,
daß ich zu Fuß in den Dom gehe. Der
polnische
Gesandte
habe ihm gesagt:
Mehr noch als Frankreich sei
Mussolini
für Unabhängigkeit
Oesterreichs.
Ein Germaniker reist als Kurier nach Berlin. Ein SA im gleichen Abteil Zweiter Klasse redet ihn an, er sei ein Geheimberichter, zeigt ihm seine Ausweispapiere sogar ohne Namen, sagt er, damit er auch für andere gelte. „Sie sind auch so einer.“ Ich habe wenigstens zehn Beweise, daß Kardinal Faulhaber ein Feind der Regierung und Bewegung ist. Wollen Sie mir das sagen 1) ohne Antwort. Aber was muß der für eine Organisation haben: Wir haben mit aller Gewalt in Nürnberg 220000 zusammen gebracht und der Kardinal hat am gleichen Tag in dem Bauerndorf Altötting 250000 zusammen gehabt, was muß der für einen Einfluß haben!
Schwester Pia, weltlich, die einzige, die den Blutorden hat, ließ sich hierher bringen zu den Barmherzigen Schwestern. Dort wollte sie eine Novizin lehren den deutschen Gruß, diese aber: Unsere Novizenmeisterin hat gesagt: Unser Gruß ist Gelobt sei Jesus Christus. Daraufhin Pia in größerer Aufregung, wollte verklagen, die Novizin aber: Wir sollen doch Opferlämmer werden - wurde versetzt.
Generalvicar Augsburg: Einer kam in sein Büro und zwei Mal: Heil Hitler; Eberle antwortet: Guten Tag.
6.4.35 Goebbels in Danzig: Der Führer und der Nationalsozialismus sind heute Deutschland. Ein Reich von Schwätzern (die zahllosen Führer, die), von Schnüffler-Sykophanten. Besondere Zeiterscheinung: Die vielen Morde (die Statistik soll reden) und großen Reden.
7.4.35 Wahlen in Danzig. Von den Ministern haben dort gesprochen Goering, Goebbels, Rust... Der polnische Minister erhebt Einspruch gegen die Beeinflussung der Wahl und daß gesagt: Die Wahl hätte das gleiche Ziel wie Saarabstimmung (Osservatore).
Klug persönlich: Schemm am Abend vor seinem Absturz zu einer Tänzerin: Ich höre schon den Schrei, wenn die Klosterfrauen aus den Schulen hinausfliegen. Man soll mir aber nicht mit dem Konkordat kommen.
9.4.35 Ludendorff siebzig Jahre, in Tutzing gratuliert die Wehrmacht Blomberg, Fritsch, Adam. Der Führer hatte für Staatsgebäude Beflaggung angeordnet, kam aber nicht persönlich. Glückwünsche überhaupt wenig, als ob es nur die Wehrmacht gewesen wäre. Abends spricht Beck vom Reichswehr[ ... ] „Der Gott der Schlachten“ führte ihn zu großen Siegen. Er hätte nichts als gesiegt, aber die Oberste Heeresleitung und die parlamentarische Vertretung hatte nicht den Weitblick wie er.
Ein Germaniker reist als Kurier nach Berlin. Ein SA im gleichen Abteil Zweiter Klasse redet ihn an, er sei ein Geheimberichter, zeigt ihm seine Ausweispapiere sogar ohne Namen, sagt er, damit er auch für andere gelte. „Sie sind auch so einer.“ Ich habe wenigstens zehn Beweise, daß Kardinal Faulhaber ein Feind der Regierung und Bewegung ist. Wollen Sie mir das sagen 1) ohne Antwort. Aber was muß der für eine Organisation haben: Wir haben mit aller Gewalt in Nürnberg 220000 zusammen gebracht und der Kardinal hat am gleichen Tag in dem Bauerndorf Altötting 250000 zusammen gehabt, was muß der für einen Einfluß haben!
Schwester Pia, weltlich, die einzige, die den Blutorden hat, ließ sich hierher bringen zu den Barmherzigen Schwestern. Dort wollte sie eine Novizin lehren den deutschen Gruß, diese aber: Unsere Novizenmeisterin hat gesagt: Unser Gruß ist Gelobt sei Jesus Christus. Daraufhin Pia in größerer Aufregung, wollte verklagen, die Novizin aber: Wir sollen doch Opferlämmer werden - wurde versetzt.
Generalvicar Augsburg: Einer kam in sein Büro und zwei Mal: Heil Hitler; Eberle antwortet: Guten Tag.
6.4.35 Goebbels in Danzig: Der Führer und der Nationalsozialismus sind heute Deutschland. Ein Reich von Schwätzern (die zahllosen Führer, die), von Schnüffler-Sykophanten. Besondere Zeiterscheinung: Die vielen Morde (die Statistik soll reden) und großen Reden.
7.4.35 Wahlen in Danzig. Von den Ministern haben dort gesprochen Goering, Goebbels, Rust... Der polnische Minister erhebt Einspruch gegen die Beeinflussung der Wahl und daß gesagt: Die Wahl hätte das gleiche Ziel wie Saarabstimmung (Osservatore).
Klug persönlich: Schemm am Abend vor seinem Absturz zu einer Tänzerin: Ich höre schon den Schrei, wenn die Klosterfrauen aus den Schulen hinausfliegen. Man soll mir aber nicht mit dem Konkordat kommen.
9.4.35 Ludendorff siebzig Jahre, in Tutzing gratuliert die Wehrmacht Blomberg, Fritsch, Adam. Der Führer hatte für Staatsgebäude Beflaggung angeordnet, kam aber nicht persönlich. Glückwünsche überhaupt wenig, als ob es nur die Wehrmacht gewesen wäre. Abends spricht Beck vom Reichswehr[ ... ] „Der Gott der Schlachten“ führte ihn zu großen Siegen. Er hätte nichts als gesiegt, aber die Oberste Heeresleitung und die parlamentarische Vertretung hatte nicht den Weitblick wie er.
4.4.35
Czapski
:
Er war lange bei
Rust
,
der großes Entgegenkommen zeigte (allerdings war es beim
russischen
Botschafter.
Über allgemeine Dinge).
Ich: Er hat uns die
Theologiestudenten
arbeitsfrei
gemacht. Er hatte mit
Rosenberg
zu sprechen,
weil ein
Buch
über Lebenserinnerungen,
das
mit
Pius IX.
begann.
Es gebe neben der amtlichen eine
Geheimcensur,
deren Leiter
Rosenberg
sei. Dieser:
Das ist rein geschichtlich, daran werden wir nicht rühren. Und dann fragt er nach
Polen.
Die Freundschaft zwischen Deutschland und
Polen
ist
viel tiefer
als man
glaube.
Hitler
sehr geschickt die Eröffnung der
polnischen
Kunstausstellung besucht. Von
Papen
habe er nie etwas gehalten. Sein Stern
im Sinken,
aber
Ludendorffs
Stern im Steigen. Ich: Wenn er dadurch von der
Religionsphilosophie
abgelenkt wird, ist es gut. Ob ich nicht nach
Rom
gehe? Gerne,
aber jetzt unmöglich,
die Grenze zu passieren, Vorarbeiten
wie bei jedem Reisenden
und noch dazu Zeitungsgeheule.
Er würde nicht wiederkommen.
Ob ich nicht
mit dem
Führer
sprechen will? Unsere
drei Bischöfe
verhandeln und man
soll nicht dazwischen reden. Ob ich hier verfolgt würde? Nein.
Ich: In den Versammlungen von
Bauer
hängt ihn auf. Er wundert sich,
daß ich zu Fuß in den Dom gehe. Der
polnische
Gesandte
habe ihm gesagt:
Mehr noch als Frankreich sei
Mussolini
für Unabhängigkeit
Oesterreichs.
Ein Germaniker reist als Kurier nach Berlin. Ein SA im gleichen Abteil Zweiter Klasse redet ihn an, er sei ein Geheimberichter, zeigt ihm seine Ausweispapiere sogar ohne Namen, sagt er, damit er auch für andere gelte. „Sie sind auch so einer.“ Ich habe wenigstens zehn Beweise, daß Kardinal Faulhaber
ein Feind
der Regierung und Bewegung ist. Wollen Sie mir das
sagen 1) ohne Antwort. Aber was muß der für eine
Organisation
haben:
Wir haben mit aller Gewalt in
Nürnberg
220000 zusammen gebracht und der Kardinal hat am gleichen Tag in dem Bauerndorf
Altötting
250000 zusammen gehabt, was muß der für einen Einfluß haben!
Schwester Pia
, weltlich, die einzige,
die den Blutorden hat, ließ sich hierher bringen zu den
Barmherzigen
Schwestern. Dort wollte sie
eine
Novizin
lehren den deutschen Gruß, diese aber: Unsere
Novizenmeisterin
hat gesagt: Unser Gruß ist Gelobt sei Jesus Christus.
Daraufhin
Pia
in größerer Aufregung, wollte verklagen, die
Novizin
aber: Wir sollen doch Opferlämmer werden - wurde versetzt.
Generalvicar![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Augsburg: Einer kam in sein Büro und zwei Mal:
Heil
Hitler;
Eberle
antwortet: Guten Tag.
6.4.35 Goebbels
in
Danzig:
Der
Führer
und der
Nationalsozialismus
sind heute Deutschland.
Ein Reich
von
Schwätzern
(die zahllosen Führer,
die),
von
Schnüffler-Sykophanten.
Besondere
Zeiterscheinung: Die vielen
Morde
(die
Statistik
soll reden) und großen Reden.
7.4.35 Wahlen in Danzig. Von den Ministern haben dort gesprochen Goering
,
Goebbels
,
Rust
...
Der
polnische
Minister
erhebt Einspruch gegen die Beeinflussung der Wahl und daß
gesagt: Die Wahl
hätte das gleiche Ziel wie
Saarabstimmung
(Osservatore).
Klug![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
persönlich:
Schemm
am Abend vor seinem Absturz zu einer Tänzerin: Ich höre schon den Schrei, wenn
die Klosterfrauen aus den Schulen hinausfliegen. Man soll mir aber nicht mit dem
Konkordat
kommen.
9.4.35
Ludendorff
siebzig Jahre, in
Tutzing
gratuliert
die Wehrmacht
Blomberg
,
Fritsch
,
Adam
.
Der
Führer
hatte für Staatsgebäude
Beflaggung angeordnet, kam aber nicht persönlich.
Glückwünsche überhaupt wenig,
als ob es nur die
Wehrmacht
gewesen wäre. Abends
spricht
Beck
vom
Reichswehr[ ... ]
„Der
Gott
der Schlachten“ führte ihn zu großen Siegen. Er hätte nichts als
gesiegt,
aber die Oberste Heeresleitung
und die
parlamentarische
Vertretung
hatte nicht den Weitblick wie er.
![Vergleiche Tagebuch NL F 10016, Eintrag vom 04.04.1935](resources/images/dokument/entry-icon.png)
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![Unsichere Lesart einer Abkürzung](resources/images/dokument/t-icon.png)
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![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Möglicherweise bezieht sich Faulhaber hier auf die drei Vertreter der Fuldaer Bischofskonferenz,
die an den Nachverhandlungen zum Reichskonkordat teilnahmen:
Erzbischof Gröber
,
Bischof Berning
und Bischof Bares
. Die Verhandlungen waren allerdings schon im November 1934 gescheitert, und Bischof Bares bereits im März 1935 gestorben.
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
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![Kontextkommentar:
Möglicherweise bezieht sich Faulhaber hier auf die drei Vertreter der Fuldaer Bischofskonferenz,
die an den Nachverhandlungen zum Reichskonkordat teilnahmen:
Erzbischof Gröber,
Bischof Berning
und Bischof Bares. Die Verhandlungen waren allerdings schon im November 1934 gescheitert,
und Bischof Bares bereits im März 1935 gestorben.](resources/images/dokument/i-icon-blue.png)
![Kontextkommentar:
Es ist möglicherweise der Vorsitzende des Bayerischen Lehrervereins
Josef Bauer
gemeint.](resources/images/dokument/i-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Ein Germaniker reist als Kurier nach Berlin. Ein SA im gleichen Abteil Zweiter Klasse redet ihn an, er sei ein Geheimberichter, zeigt ihm seine Ausweispapiere sogar ohne Namen, sagt er, damit er auch für andere gelte. „Sie sind auch so einer.“ Ich habe wenigstens zehn Beweise, daß Kardinal Faulhaber
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Schwester Pia
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Generalvicar
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![Vergleiche Tagebuch NL F 10016, Eintrag vom 06.04.1935](resources/images/dokument/entry-icon.png)
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6.4.35 Goebbels
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
7.4.35 Wahlen in Danzig. Von den Ministern haben dort gesprochen Goering
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
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![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Klug
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![Vergleiche Tagebuch NL F 10016, Eintrag vom 08.04.1935](resources/images/dokument/entry-icon.png)
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9.4.35
![Vergleiche Tagebuch NL F 10016, Eintrag vom 09.04.1935](resources/images/dokument/entry-icon.png)
![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
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![Zeichenfolge nicht lesbar](resources/images/dokument/t-icon.png)