Tagebucheintrag vom 15. Oktober 1937Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10018,
Seite 22-23
Freitag,
15.10.
Nach der Sitzung ein
Regentag.
-
Stadtrat Laudensack, Ludwigshafen, früher Aschaffenburg. Normanne, von Weissenberger
Schriftsteller, junger Mann, echt Pfälzer, Ludwig Boerst-Reidel. Hat ein Manuskript: Die Pfälzer Theologen im Weltkrieg, will ein Geleitwort. Ich tue ihm einen größeren Dienst, wenn nicht. Eine andere Sache, mehr Text als Balthasar Meier. Zweite Frage: Was ich von seinen Einzelbildern über die Geistlichen halte: Zunächst über Professor Weis, dann Leopold Schwarz, ... Respondeo: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Höchstens eine ganze Gruppe zusammen nehmen, einmal sagen, was die Geistlichen in den Raiffeisenvereinen getan haben, aber die Sache ist bereits im Werden. Obige Bedenken wurden auf unserem Ordinariat geäußert. Gefahr, daß einer den Lockungen unterliegt und eine ganz andere Bahn einschlägt.
17.00 Uhr Schwester Winand: Muß wieder eine andere Wohnung suchen, weil zu viel Radio. Ob zu Venio? Nötige Eingabe mit dem Zusatz: Werden Wohnung allein nicht abgeben, hatten vor kurzem kein Zimmer frei.
Prälat Hartig mit Pater Polykarp Cap.: Heilig-Blut-Reliquie von Erding auf einem Stoff des 19. Jahrhunderts ohne jede Aesthetik, darüber eine andere Reliquie ex ossibus, damit werden die Pilger angehalten. Unmöglich. Rom würde das sofort verbieten. Soll eine Kreuzpartikel zu erhalten versuchen.
Stadtrat Laudensack, Ludwigshafen, früher Aschaffenburg. Normanne, von Weissenberger
Vermutlich ist Johann Weissenberger gemeint.
empfohlen, hat eine getaufte
Jüdin
geheiratet,
also
nichtarisch
versippt
- 61% Pension,
hat für
Mutter
und kranke
Schwester
zu sorgen. Ob ich nicht einen
Rat
hätte.
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Respondeo:
1) In der Industrie und Bank werden
Nichtarier
nicht aufgenommen.
2) Erzieher auf Schlössern haben
knapp
für sich
zu leben, nicht Familien. 3) Stunden geben - ja,
wenn Musik oder Gesang,
wofür nicht so viele Kräfte vorhanden sind.
4) Auswandern? Geht nicht
wegen der Mutter. Der
9
jährige
Sohn
am besten in einen Orden,
der Auslandshäuser hat,
nicht
Oesterreich,
aber Schweiz,
Bethlehem. Cento.
Läßt drei Reden da -
will später darüber mein Urteil.
Schriftsteller, junger Mann, echt Pfälzer, Ludwig Boerst-Reidel. Hat ein Manuskript: Die Pfälzer Theologen im Weltkrieg, will ein Geleitwort. Ich tue ihm einen größeren Dienst, wenn nicht. Eine andere Sache, mehr Text als Balthasar Meier. Zweite Frage: Was ich von seinen Einzelbildern über die Geistlichen halte: Zunächst über Professor Weis, dann Leopold Schwarz, ... Respondeo: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Höchstens eine ganze Gruppe zusammen nehmen, einmal sagen, was die Geistlichen in den Raiffeisenvereinen getan haben, aber die Sache ist bereits im Werden. Obige Bedenken wurden auf unserem Ordinariat geäußert. Gefahr, daß einer den Lockungen unterliegt und eine ganz andere Bahn einschlägt.
17.00 Uhr Schwester Winand: Muß wieder eine andere Wohnung suchen, weil zu viel Radio. Ob zu Venio? Nötige Eingabe mit dem Zusatz: Werden Wohnung allein nicht abgeben, hatten vor kurzem kein Zimmer frei.
Prälat Hartig mit Pater Polykarp Cap.: Heilig-Blut-Reliquie von Erding auf einem Stoff des 19. Jahrhunderts ohne jede Aesthetik, darüber eine andere Reliquie ex ossibus, damit werden die Pilger angehalten. Unmöglich. Rom würde das sofort verbieten. Soll eine Kreuzpartikel zu erhalten versuchen.