Tagebucheintrag vom 28. Dezember 1933⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10015,
Seite 127-128
Donnerstag,
28.
Dezember.
Gräfin
Arco Zinneberg
Baron Aretin: Namens der Malteser überreicht für meine Armen M. [ ]. Sie müssen viele unterstützen. Er fragt nach Pfarrer Muhler und Pater Alanus, wußte nichts davon.
Generalvicar: Über die laufenden Dinge.
16.00 Uhr auf eine halbe Stunde Mister Waring, Berichterstatter des Daily Telegraph Berlin, zuerst abgewiesen, dann erklärte er immer wieder, es handle sich nicht um ein Interview, zuletzt eine sehr warme Empfehlung des britischen Generalconsuls in München (Gainer): Er habe seine Schwester in Salzburg besucht, dort Oberin im Kloster. War früher drei Jahre in Rom (er hatte gesagt, er habe Pacelli gesprochen, jetzt aber: Ottaviani empfange die Presse.) Er sei ihnen bekannt, sein Kollege Hill sei ausgewiesen worden. Wir sprechen über seine Schwester...
19 Uhr Generalvicar – ein zweites Mal am gleichen Tag, bedeutet gewöhnlich nichts Gutes. – Aber strahlend, Ministerialrat Roder habe ihm telefoniert: Wirthmüller, Lehrerinnen Seminar Freising, hier an der Realschule nicht Hartl, sondern Roth, das sei Wunsch von Sellvertreter Hess und Schemm. Er hält das für die beste Lösung. Vor drei Tagen haben wir aber hinüber geschrieben: Roth habe zwar sehr gute Noten, in ein paar Jahren komme er in Frage, jetzt aber unverlässiger Charakter, habe öfter gefehlt gegen Takt und Disciplin – Er wollte zuerst zu Rother gehen und den Brief zurückfordern. Nein, lieber schreiben, wir hätten zwar erst in drei Jahren, unter diesen Verhältnissen aber besonders Freising. Gut, daß damit Hartl ausscheidet.
Möglicherweise gemeint: Olga von Arco Zinneberg.
mit fünf (der älteste,
Flieger,
wollte nach
Jerusalem
mitfliegen, blieb in den
Pontinischen
Sümpfen stecken. Wir sprechen nur über die
italienischen
Flugzeugnisse,
und
Wilparting.
Sie wolle auch einmal hingehen.
Zwei Pakete: Zeitrufe, zwei Nachfolge Christi,
Adventspredigten,
große Lebkuchen
und
zwei
Tüten
Gebäck.
Baron Aretin: Namens der Malteser überreicht für meine Armen M. [ ]. Sie müssen viele unterstützen. Er fragt nach Pfarrer Muhler und Pater Alanus, wußte nichts davon.
Generalvicar: Über die laufenden Dinge.
16.00 Uhr auf eine halbe Stunde Mister Waring, Berichterstatter des Daily Telegraph Berlin, zuerst abgewiesen, dann erklärte er immer wieder, es handle sich nicht um ein Interview, zuletzt eine sehr warme Empfehlung des britischen Generalconsuls in München (Gainer): Er habe seine Schwester in Salzburg besucht, dort Oberin im Kloster. War früher drei Jahre in Rom (er hatte gesagt, er habe Pacelli gesprochen, jetzt aber: Ottaviani empfange die Presse.) Er sei ihnen bekannt, sein Kollege Hill sei ausgewiesen worden. Wir sprechen über seine Schwester...
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Er fragt nach
Adventspredigten:
Ich wollte sie zuerst gar nicht drucken,
dann aber solche
Nachfrage. Juden schreiben mir aus dem
Ausland, sie hätten gar nicht gewußt,
daß das alles im
Alten Testament
drinnen stehe. Bei
Rom
erzähle ich:
Leo XIII
habe englische
Matrosen empfangen, er:
Auch der jetzige Papst. Ich: Der
Express
und gesagt,
er sei auch auf einem Schiff.
Er rückt
allmählich
heraus: Die Lage sei sehr schwierig, sie könnten von der Regierung
nichts erfahren. Dann fragt er nach dem
Sterilisierungsgesetz, das er sehr gut zu kennen scheint. Ich sage ihm: Durch neue Verhandlung
Papen
sei gemindert:
Nicht mehr gezwungen,
wenn in eine
Anstalt gehe (vielleicht
kommt noch: wenn nicht heirate), katholische Ärzte
oder Beamte dürfen nicht
gezwungen
werden. Das scheint ihm so wichtig.
Ich:
Die schlimmste Wirkung auf erbgesunde,
und darum wird die Durchführung wohl nicht sehr einschneidend werden. Ob
Muhler
noch in
Schutzhaft. Das habe im Ausland starken Eindruck gemacht. Ja,
es wird Verhandlung sein. Er: Da muß ich
hingehen. Ich: ich
weiß nicht wann.
Er schaut auf die Uhr und sagt: Ich habe versprochen nicht zu lange zu bleiben.
Vielleicht darf ich in sechs Monaten wiederkommen.
Darauf keine
Antwort von mir.
19 Uhr Generalvicar – ein zweites Mal am gleichen Tag, bedeutet gewöhnlich nichts Gutes. – Aber strahlend, Ministerialrat Roder habe ihm telefoniert: Wirthmüller, Lehrerinnen Seminar Freising, hier an der Realschule nicht Hartl, sondern Roth, das sei Wunsch von Sellvertreter Hess und Schemm. Er hält das für die beste Lösung. Vor drei Tagen haben wir aber hinüber geschrieben: Roth habe zwar sehr gute Noten, in ein paar Jahren komme er in Frage, jetzt aber unverlässiger Charakter, habe öfter gefehlt gegen Takt und Disciplin – Er wollte zuerst zu Rother gehen und den Brief zurückfordern. Nein, lieber schreiben, wir hätten zwar erst in drei Jahren, unter diesen Verhältnissen aber besonders Freising. Gut, daß damit Hartl ausscheidet.
Do
28.
Dez.
Grfn
Arco Zinneberg
mit fünf (der älteste,
Flieger,
wollte nach
/
Jerus. mitfliegen, blieb in den Pontin. Sümpfen stecken. Wir sprechen nur über die ital. Flugzeugnisse, /
und Wilparting. Sie wolle auch einmal hingehen. Zwei Pakete: Zeitrufe, zwei Nachfolge Christi, Adv.predigten, /
große Lebkuchen und 2 Düten Gebäck.
Baron Aretin: Namens der Malteser überreicht für meine /
Armen M. [ ] Sie müssen viele unterstützen. Er fragt nach Pfarrer Muhler und P. /
Alanus, wußte nichts davon.
Gen. Vic.: Über die laufenden Dinge.
16h auf ½ Stunde Mr Waring, Berichterstatter des Daily
/
zuerst abgewiesen, dann erklärte er immer wieder, es handle sich nicht um ein Interview, zuletzt eine sehr warme /
Empfehlung des brit. Gen. cons. in München (Gainer): Er habe seine Schwester in Salzburg /
besucht, dort Oberin im Kloster. War früher drei Jahre in Rom (er hatte gesagt, er habe Pacelli gesprochen, jetzt aber: /
Ottaviani empfange die Presse. Er sei <ihnen> bekannt, sein Kollege <Hill> sei ausgewiesen worden. Wir sprechen über seine Schwester...
Ausland, sie hätten gar nicht gewußt daß das alles im AT. drinnen stehe. Bei Rom erzähle ich: Leo XIII habe englische /
Matrosen empfangen, er: Auch der jetzige Papst. Ich: Der Express und gesagt er sei auch auf einem Schiff. /
Er rückt allmählig heraus: Die Lage sei sehr schwierig, sie könnten von der Regierung nichts erfahren. Dann fragt er nach dem Sterilis. /
gesetz, das er sehr gut zu kennen scheint. Ich sage ihm: Durch neue Verhandlung Papen sei gemindert: Nicht mehr gezwungen wenn in eine /
Anstalt gehe (vielleicht kommt noch: wenn nicht heirate), katholische Ärzte oder Beamte dürfen nicht
zwungen
werden. Das scheint ihm so wichtig.
Ich:
/
Die schlimmste Wirkung auf erbgesunde, und darum wird die Durchführung wohl nicht sehr einschneidend werden. Ob Muhler noch in /
Schutzhaft. Das habe im Ausland starken Eindruck gemacht. Ja es wird Verhandlung sein. Er: Da muß ich hingehen. Ich: ich weiß nicht wann. /
Er schaut auf die Uhr und sagt: Ich habe versprochen nicht zu lange zu bleiben. Vielleicht darf ich in sechs Monaten wiederkommen. Darauf keine /
Antwort von mir.
19h Gen Vic. – ein zweites Mal am gleichen Tag, bedeutet gewöhnlich nichts Gutes. – Aber strahlend /
Min.rat Roder habe ihm telef.: Wirthmüller <Lehrerinnen> Seminar Freising, /
hier an der [ ... ] Realschule nicht Hartl, sondern Roth, das sei Wunsch von Sellvertreter Hess und Schemm. Er hält /
das für die beste Lösung. Vor drei Tagen haben wir aber hinüber geschrieben: Roth habe zwar sehr gute Noten, in ein paar Jahren komme er in Frage, /
jetzt aber unverlässiger Charakter, habe öfter gefehlt gegen Takt und Disc. – Er wollte zuerst zu Rother gehen und den Brief /
zurückfordern. Nein, lieber schreiben wir hätten zwar erst in drei Jahren, unter diesen Verhältnissen aber besonders Freising. Gut daß damit Hartl /
ausscheidet.
Jerus. mitfliegen, blieb in den Pontin. Sümpfen stecken. Wir sprechen nur über die ital. Flugzeugnisse, /
und Wilparting. Sie wolle auch einmal hingehen. Zwei Pakete: Zeitrufe, zwei Nachfolge Christi, Adv.predigten, /
große Lebkuchen und 2 Düten Gebäck.
Baron Aretin: Namens der Malteser überreicht für meine /
Armen M. [ ] Sie müssen viele unterstützen. Er fragt nach Pfarrer Muhler und P. /
Alanus, wußte nichts davon.
Gen. Vic.: Über die laufenden Dinge.
16h auf ½ Stunde Mr Waring, Berichterstatter des Daily
Berlin |
Telegraph |
zuerst abgewiesen, dann erklärte er immer wieder, es handle sich nicht um ein Interview, zuletzt eine sehr warme /
Empfehlung des brit. Gen. cons. in München (Gainer): Er habe seine Schwester in Salzburg /
besucht, dort Oberin im Kloster. War früher drei Jahre in Rom (er hatte gesagt, er habe Pacelli gesprochen, jetzt aber: /
Ottaviani empfange die Presse. Er sei <ihnen> bekannt, sein Kollege <Hill> sei ausgewiesen worden. Wir sprechen über seine Schwester...
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Er fragt nach
Adv.predigten:
Ich wollte sie zuerst gar nicht drucken
dann aber solche
für
Nachfrage. Juden schreiben mir aus dem
/Ausland, sie hätten gar nicht gewußt daß das alles im AT. drinnen stehe. Bei Rom erzähle ich: Leo XIII habe englische /
Matrosen empfangen, er: Auch der jetzige Papst. Ich: Der Express und gesagt er sei auch auf einem Schiff. /
Er rückt allmählig heraus: Die Lage sei sehr schwierig, sie könnten von der Regierung nichts erfahren. Dann fragt er nach dem Sterilis. /
gesetz, das er sehr gut zu kennen scheint. Ich sage ihm: Durch neue Verhandlung Papen sei gemindert: Nicht mehr gezwungen wenn in eine /
Anstalt gehe (vielleicht kommt noch: wenn nicht heirate), katholische Ärzte oder Beamte dürfen nicht
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Die schlimmste Wirkung auf erbgesunde, und darum wird die Durchführung wohl nicht sehr einschneidend werden. Ob Muhler noch in /
Schutzhaft. Das habe im Ausland starken Eindruck gemacht. Ja es wird Verhandlung sein. Er: Da muß ich hingehen. Ich: ich weiß nicht wann. /
Er schaut auf die Uhr und sagt: Ich habe versprochen nicht zu lange zu bleiben. Vielleicht darf ich in sechs Monaten wiederkommen. Darauf keine /
Antwort von mir.
19h Gen Vic. – ein zweites Mal am gleichen Tag, bedeutet gewöhnlich nichts Gutes. – Aber strahlend /
Min.rat Roder habe ihm telef.: Wirthmüller <Lehrerinnen> Seminar Freising, /
hier an der [ ... ] Realschule nicht Hartl, sondern Roth, das sei Wunsch von Sellvertreter Hess und Schemm. Er hält /
das für die beste Lösung. Vor drei Tagen haben wir aber hinüber geschrieben: Roth habe zwar sehr gute Noten, in ein paar Jahren komme er in Frage, /
jetzt aber unverlässiger Charakter, habe öfter gefehlt gegen Takt und Disc. – Er wollte zuerst zu Rother gehen und den Brief /
zurückfordern. Nein, lieber schreiben wir hätten zwar erst in drei Jahren, unter diesen Verhältnissen aber besonders Freising. Gut daß damit Hartl /
ausscheidet.