Tagebucheintrag vom 25. April 1933⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10015,
Seite 42-43
Dienstag,
25.
April,
Direktor
Fritz,
von mir gerufen.
Soll den
Entwurf
machen über Heimatwerk des Freiwilligen Arbeitsdienstes.
Ich gebe ihm fünf Punkte dafür.
Er habe gehört über
Leyerer
Würzburg,
Göring
und
Papen
seien in Rom sehr kühl
empfangen worden - mehrfach zu Reden, offenbar
Kaas.
Amtlich hört man anderes.
Die Lehrerinnen seien sehr tapfer gewesen -
ich habe nichts davon gemerkt.
Staatsminister Hermann Esser, in Uniform mit etwas scheuem Blick. Aber man kann vieles fragen und reden. Siehe besonderes.
Frau Baronin Bodman: Einladen zur Versammlung der weiblichen Jugend. Sonntag, 15.00 Uhr. Über neuen Präses mit Generalvikar sprechen.
Minister Kiernberger
Nachmittag, 16.00 Uhr, im Union, Großer Saal, Generalversammlung des Charitasverbandes: Direktor Müller vor dem Nuntius und seiner Mutter. Führer Kett spricht so über den Freiwilligen Arbeitsdienst, als ob er schon NSDAP wäre. Darauf springe ich auf und halte eine Ansprache : Wir verlangen diese Lagergruppe als unser Eigentum. Minister Brettreich stimmt mir für die Innere Mission zu.
Staatsminister Hermann Esser, in Uniform mit etwas scheuem Blick. Aber man kann vieles fragen und reden. Siehe besonderes.
Frau Baronin Bodman: Einladen zur Versammlung der weiblichen Jugend. Sonntag, 15.00 Uhr. Über neuen Präses mit Generalvikar sprechen.
Minister Kiernberger
Vermutlich gemeint:
Ferdinand Kirnberger
:
Nicht wundern,
daß ein
Minister
in
Uniform
hier.
Streit zwischen
Akademikerverband,
den er vertritt,
und
Görres-Gesellschaft.
Münch
soll zurücktreten, der Verband aber erblickt darin eine Zurücksetzung und will ihn halten.
Ich glaube,
es
wäre
keine andere Lösung.
Görres-Gesellschaft
mehr wissenschaftlich,
Akademikerverband
erfaßt den ganzen katholischen
Akademiker,
also besondere Aufgabe,
aber natürlich ein
wenig
Konkurrenz
unvermeidlich.
Über
Beyerle,
der am anderen Tag früh
stirbt.
Wir können nicht wünschen, daß die Regierung
scheitere.
Aber nur die Gleichschaltung nicht übertreiben, aber lieber nicht
beteiligen.
➥ Seite 43
Oberregierungsrat
Eisele:
Weint, überarbeitet.
Er sei noch
in seiner Stellung, man nenne ihn von katholischer Seite einen
Verräter.
(Ich habe nicht davon gehört und meine das nicht).
In Männerverein und Studentenverein frage man ihn:
Was sollen wir tun? Sollen wir übertreten?
Man kann,
weil rechtmäßige Regierung,
wenn man es
subjektiv
nicht für charakterlos hält.
Ein
Tempo,
wie bei den Rennpferden, früher alles liegen geblieben.
Er will einmal gegen die
Flamme
vorgehen.
Warum
meinen Brief nach
Amerika
nicht aufgenommen?
Der
Adjutant
von
Esser
war dagegen.
Im
Völkischen Beobachter
ein großes Durcheinander, einer immer betrunken.
Er habe zu
Hitler
gesagt,
Rosenberg
hat Mißtrauen gegen uns erweckt und
Hitler
habe zustimmend genickt.
Ich sage ihm grundsätzlich:
rechtmäßige Regierung, Erklärung der Regierung, unter großem Nachteil für die Familien dürfte
man bei den roten Gewerkschaften
bleiben.
Bei der Fahrt durch die Pfalz,
„durch ganz schwarze
Nester“,
seien Schulschwestern und alles an der Straße gestanden.
Nachmittag, 16.00 Uhr, im Union, Großer Saal, Generalversammlung des Charitasverbandes: Direktor Müller vor dem Nuntius und seiner Mutter. Führer Kett spricht so über den Freiwilligen Arbeitsdienst, als ob er schon NSDAP wäre. Darauf springe ich auf und halte eine Ansprache : Wir verlangen diese Lagergruppe als unser Eigentum. Minister Brettreich stimmt mir für die Innere Mission zu.
Dienstag,
25.
April,
Direktor
Fritz,
von mir gerufen.
Soll den
Entwurf
machen über Heimatwerk des Freiwilligen Arbeitsdienstes.
Ich gebe ihm fünf Punkte dafür.
Er habe gehört über
Leyerer
Würzburg,
Göring
und
Papen
seien in Rom sehr kühl
empfangen worden - mehrfach zu Reden, offenbar
Kaas.
Amtlich hört man anderes.
Die Lehrerinnen seien sehr tapfer gewesen -
ich habe nichts davon gemerkt.
Staatsminister Hermann Esser, in Uniform mit etwas scheuem Blick. Aber man kann vieles fragen und reden. Siehe besonderes.
Frau Baronin Bodman: Einladen zur Versammlung der weiblichen Jugend. Sonntag, 15.00 Uhr. Über neuen Präses mit Generalvikar sprechen.
Minister Kiernberger : Nicht wundern, daß ein Minister in Uniform hier. Streit zwischen Akademikerverband, den er vertritt, und Görres-Gesellschaft. Münch soll zurücktreten, der Verband aber erblickt darin eine Zurücksetzung und will ihn halten. Ich glaube, es wäre keine andere Lösung. Görres-Gesellschaft mehr wissenschaftlich, Akademikerverband erfaßt den ganzen katholischen Akademiker, also besondere Aufgabe, aber natürlich ein wenig Konkurrenz unvermeidlich. Über Beyerle, der am anderen Tag früh stirbt. Wir können nicht wünschen, daß die Regierung scheitere. Aber nur die Gleichschaltung nicht übertreiben, aber lieber nicht beteiligen.
Nachmittag, 16.00 Uhr, im Union, Großer Saal, Generalversammlung des Charitasverbandes: Direktor Müller vor dem Nuntius und seiner Mutter. Führer Kett spricht so über den Freiwilligen Arbeitsdienst, als ob er schon NSDAP wäre. Darauf springe ich auf und halte eine Ansprache : Wir verlangen diese Lagergruppe als unser Eigentum. Minister Brettreich stimmt mir für die Innere Mission zu.
Staatsminister Hermann Esser, in Uniform mit etwas scheuem Blick. Aber man kann vieles fragen und reden. Siehe besonderes.
Frau Baronin Bodman: Einladen zur Versammlung der weiblichen Jugend. Sonntag, 15.00 Uhr. Über neuen Präses mit Generalvikar sprechen.
Minister Kiernberger : Nicht wundern, daß ein Minister in Uniform hier. Streit zwischen Akademikerverband, den er vertritt, und Görres-Gesellschaft. Münch soll zurücktreten, der Verband aber erblickt darin eine Zurücksetzung und will ihn halten. Ich glaube, es wäre keine andere Lösung. Görres-Gesellschaft mehr wissenschaftlich, Akademikerverband erfaßt den ganzen katholischen Akademiker, also besondere Aufgabe, aber natürlich ein wenig Konkurrenz unvermeidlich. Über Beyerle, der am anderen Tag früh stirbt. Wir können nicht wünschen, daß die Regierung scheitere. Aber nur die Gleichschaltung nicht übertreiben, aber lieber nicht beteiligen.
➥ Seite 43
Oberregierungsrat
Eisele:
Weint, überarbeitet.
Er sei noch
in seiner Stellung, man nenne ihn von katholischer Seite einen
Verräter.
(Ich habe nicht davon gehört und meine das nicht).
In Männerverein und Studentenverein frage man ihn:
Was sollen wir tun? Sollen wir übertreten?
Man kann,
weil rechtmäßige Regierung,
wenn man es
subjektiv
nicht für charakterlos hält.
Ein
Tempo,
wie bei den Rennpferden, früher alles liegen geblieben.
Er will einmal gegen die
Flamme
vorgehen.
Warum
meinen Brief nach
Amerika
nicht aufgenommen?
Der
Adjutant
von
Esser
war dagegen.
Im
Völkischen Beobachter
ein großes Durcheinander, einer immer betrunken.
Er habe zu
Hitler
gesagt,
Rosenberg
hat Mißtrauen gegen uns erweckt und
Hitler
habe zustimmend genickt.
Ich sage ihm grundsätzlich:
rechtmäßige Regierung, Erklärung der Regierung, unter großem Nachteil für die Familien dürfte
man bei den roten Gewerkschaften
bleiben.
Bei der Fahrt durch die Pfalz,
„durch ganz schwarze
Nester“,
seien Schulschwestern und alles an der Straße gestanden.
Nachmittag, 16.00 Uhr, im Union, Großer Saal, Generalversammlung des Charitasverbandes: Direktor Müller vor dem Nuntius und seiner Mutter. Führer Kett spricht so über den Freiwilligen Arbeitsdienst, als ob er schon NSDAP wäre. Darauf springe ich auf und halte eine Ansprache : Wir verlangen diese Lagergruppe als unser Eigentum. Minister Brettreich stimmt mir für die Innere Mission zu.