Tagebucheintrag vom 10. Dezember 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10004,
Seite 30-31
10.
Dezember
Generalvikar
Buchberger:
Die
Mission
geht gut.
Beilhack
nach
Gars,
nicht nach
Breitbrunn.
„Sekretär
des
Monistenbundes“
war da wegen der
Baronin
Leoprechting:
Gurlitt
habe mir einen Brief geschrieben und aufgeregt,
weil er keine Antwort erhalten habe.
„Übrigens kennen Sie
mich, den früheren
Feldgeistlichen
Göbel
von Würzburg. Er habe bei den
Monisten
nicht gefunden,
was er gesucht habe, Antwort auf seine Fragen,
und wolle zurückkehren.
„Natürlich erst einige Zeit ins Kloster“.
„Ich war acht Monate im Kloster und bin da vollends verzweifelt“.
Am andern Tag kam er wieder, hatte bereits mit
Gurlitt
und
Aigner
gesprochen, der erstere sehr erregt, der letztere: Es war halt im
Affekt.
Es seien elf abgefallene Priester dort, darunter
Popp
,
Schen.
mann,
Schmitzer;
der Gefährlichste wohl der
Exfranziskaner
Amon.
Ich übergebe ihm 20000 für die Mission
oder den
Missionsfond.
Maler Keller hat also wirklich am 4. Dezember seine Besprechung über Wahrheit und Friede gehalten. Pater Heribert war dort. Dr. Held, der Führer der Unabhängigen, war zwei Tage im Benediktinerkloster, nahm den protestantischen Pfarrer Scharf mit: Wenn schon eine konfessionsgebundene Form des Christentums, dann die katholische.
Pater Löhr bekommt wie die beiden anderen Missionare auch ein Glas Honig und eine Flasche Wein.
Studiosus Röhm: Ich danke für den glücklichen Aufruf zum neuen Ausschuß, besonders Hinweis auf die Mission - in Couleur früh 6.00 Uhr in der Missionspredigt, das macht auf den Arbeiter einen Eindruck. Damit die katholische Aktion nicht einschlafe, im Anschluß an den Katholikentag jeden Monat, also im Januar Rede von Keppler: Ich will auch schreiben und dafür eintreten.
Nachmittags Pater Rembert, Kaulbachstraße 91, wo die Kapelle eben Sanctissimum erhielt und Pater Seiler auf Besuch ist. Wegen eines Seelsorgers für die Deutschen in Madrid, er will einen Brief schreiben. Der gute Verlauf der Mission, besonders in den Krankenhäusern; unser Exercitienhaus in Fürstenried.
Gräfin Moy - Bringt ein gemaltes Bild mit Text Psalm 90. Über Baronin Leoprechting.
Rechtsanwalt Laturner: Klagestellung wegen Flugblatt von Lochbronner, er will fragen, ob der Staatsanwalt aufgreife. Der Begräbnisverein geht gut voran, die Unterschlagung wieder eingebracht und jetzt auch aufs Land, um den Feuerbestattungsvereinen zuvorzukommen. Für Franz mich zu malen? Vielleicht einmal im Januar - Februar.
Maler Keller hat also wirklich am 4. Dezember seine Besprechung über Wahrheit und Friede gehalten. Pater Heribert war dort. Dr. Held, der Führer der Unabhängigen, war zwei Tage im Benediktinerkloster, nahm den protestantischen Pfarrer Scharf mit: Wenn schon eine konfessionsgebundene Form des Christentums, dann die katholische.
Pater Löhr bekommt wie die beiden anderen Missionare auch ein Glas Honig und eine Flasche Wein.
Studiosus Röhm: Ich danke für den glücklichen Aufruf zum neuen Ausschuß, besonders Hinweis auf die Mission - in Couleur früh 6.00 Uhr in der Missionspredigt, das macht auf den Arbeiter einen Eindruck. Damit die katholische Aktion nicht einschlafe, im Anschluß an den Katholikentag jeden Monat, also im Januar Rede von Keppler: Ich will auch schreiben und dafür eintreten.
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Dr. Weiser, Verein
für das
Deutschtum
im Ausland. Kommt von
Freiburg
(Nörber
und
Werthmann),
Keppler,
der ihn an mich wegen der großen Gesichtspunkte gewiesen
habe: Seine
Broschüre
lesen.
Mit
Dr.
Kreutz
befreundet,
der ihn während seiner Reise nach
Amerika
vertrete. Seine Ideen:
1)
Stipendiatensystem:
Aus
Amerika
Theologen
und andere Studierende auf deutsche Universität geschickt,
evangelische Theologen
ins
Missionsschulinstitut
Tübingen,
catholische Theologen
ins
Georgianum
München (war bei
Weigl). Die Gemeinden,
die 10000
Dollars
stiften,
dürften einen Sohn der Gemeinde fürs Studium bestimmen.
Er schicke die
Studierenden
und
Stipendiaten,
wir müßten für Aufnahme sorgen: Die
Nichttheologen
„betreuen“,
nicht wild herumwohnen lassen.
„Da werden Sie also
mithelfen“
- Gerne, besonders weil unser
katholischer
Studentenausschuß
Wohnungsfürsorge hat.
2) Vortragssystem:
Von
Europa
aus Vortragende hinübergeschickt, um Fühlung und Aufklärung mit der deutschen
Kultur
und Wirtschaft. Ein
Professor,
ein
Arzt,
„oder Sie reisen einmal hinüber“.
- Auf
Conto
des Vereins für Deutschtum
und von Eintrittsgeldern der Versammlungen.
Weil aber Einreise für Geschäftsreisende so schwer, das damit verbinden.
Respondeo:
Das wird schwer sein,
weil sich da die
Firmen
um die Abordnung streiten werden, und weil,
wenn zugleich wirtschaftliche Geschäfte besorgt
werden,
der Glaube an die
kulturellen
Vorträge erschüttert wird. Er meint,
das müsse natürlich sehr in den Hintergrund treten.
3)
Büchereien:
1a
oder
10b
werden
protestantische
oder
katholische
Bücher zusammengestellt,
die dann einfach mit einer Postkarte
von
Freiburg
oder
Berlin
bestellt werden können.
Ich erkläre ihm: Ich schaue die Aufnahmefreudigkeit der
Amerikaner
gegen Deutsche weniger
optimistisch
an. Er meint,
das würde sich rasch ändern
und
Optimismus
müsse man haben. Der Bauer muß glauben,
daß morgen die Sonne wieder aufgeht.
Der Gesamteindruck
auf mich ist der: Es ist ein halb wirtschaftliches Unternehmen,
es sind sehr viele Reisende schon unterwegs,
die auf Rechnung des Vereins offenbar
zugleich Handelsreisende sind und so sich einführen. Der
Pastor
(er war lange in
Amerika)
schaut überall heraus,
er wollte
Buchberger
gegenüber sogar
konfessionelle
Trennung. Ich erkläre zum Schluß: Wir werden natürlich nur mit
Raphaelsverein
und dem
Verein für katholische Deutsche im Ausland arbeiten,
aber sein Verein habe ja auch zwei Flügel.
Mein allererstes Bedenken war: Aber die
amerikanischen
Bischöfe haben mehreren Ordenspriestern,
die bei uns oder in der Schweiz sich aufhielten, geschrieben,
sie möchten nicht zurückkommen, auf drei - vier Jahre
hinaus könnten sie einen Deutschen nicht mehr anstellen. - Wie werden da die
Amerikaner
uns hineinlassen.
Er antwortet: Die
Amerikaner
werden,
sobald wirklich Frieden ist, auch Frieden sein lassen.
Bygone
is bygone.
Mein Bedenken: Die Verquickung von religiösen (und zwar
simultane
Kulturbestrebungen)
und Geschäftsinteresse, für
amerikanisches
Empfinden vielleicht nicht so abstoßend wie für uns.
Nachmittags Pater Rembert, Kaulbachstraße 91, wo die Kapelle eben Sanctissimum erhielt und Pater Seiler auf Besuch ist. Wegen eines Seelsorgers für die Deutschen in Madrid, er will einen Brief schreiben. Der gute Verlauf der Mission, besonders in den Krankenhäusern; unser Exercitienhaus in Fürstenried.
Gräfin Moy - Bringt ein gemaltes Bild mit Text Psalm 90. Über Baronin Leoprechting.
Rechtsanwalt Laturner: Klagestellung wegen Flugblatt von Lochbronner, er will fragen, ob der Staatsanwalt aufgreife. Der Begräbnisverein geht gut voran, die Unterschlagung wieder eingebracht und jetzt auch aufs Land, um den Feuerbestattungsvereinen zuvorzukommen. Für Franz mich zu malen? Vielleicht einmal im Januar - Februar.
10.
Dezember
Generalvikar
Buchberger:
Die
Mission
geht gut.
Beilhack
nach
Gars,
nicht nach
Breitbrunn.
„Sekretär
des
Monistenbundes“
war da wegen der
Baronin
Leoprechting:
Gurlitt
habe mir einen Brief geschrieben und aufgeregt,
weil er keine Antwort erhalten habe.
„Übrigens kennen Sie
mich, den früheren
Feldgeistlichen
Göbel
von Würzburg. Er habe bei den
Monisten
nicht gefunden,
was er gesucht habe, Antwort auf seine Fragen,
und wolle zurückkehren.
„Natürlich erst einige Zeit ins Kloster“.
„Ich war acht Monate im Kloster und bin da vollends verzweifelt“.
Am andern Tag kam er wieder, hatte bereits mit
Gurlitt
und
Aigner
gesprochen, der erstere sehr erregt, der letztere: Es war halt im
Affekt.
Es seien elf abgefallene Priester dort, darunter
Popp,
Schen.
mann,
Schmitzer;
der Gefährlichste wohl der
Exfranziskaner
Amon.
Ich übergebe ihm 20000 für die Mission
oder den
Missionsfond.
Maler Keller hat also wirklich am 4. Dezember seine Besprechung über Wahrheit und Friede gehalten. Pater Heribert war dort. Dr. Held, der Führer der Unabhängigen, war zwei Tage im Benediktinerkloster, nahm den protestantischen Pfarrer Scharf mit: Wenn schon eine konfessionsgebundene Form des Christentums, dann die katholische.
Pater Löhr bekommt wie die beiden anderen Missionare auch ein Glas Honig und eine Flasche Wein.
Studiosus Röhm: Ich danke für den glücklichen Aufruf zum neuen Ausschuß, besonders Hinweis auf die Mission - in Couleur früh 6.00 Uhr in der Missionspredigt, das macht auf den Arbeiter einen Eindruck. Damit die katholische Aktion nicht einschlafe, im Anschluß an den Katholikentag jeden Monat, also im Januar Rede von Keppler: Ich will auch schreiben und dafür eintreten.
Nachmittags Pater Rembert, Kaulbachstraße 91, wo die Kapelle eben Sanctissimum erhielt und Pater Seiler auf Besuch ist. Wegen eines Seelsorgers für die Deutschen in Madrid, er will einen Brief schreiben. Der gute Verlauf der Mission, besonders in den Krankenhäusern; unser Exercitienhaus in Fürstenried.
Gräfin Moy - Bringt ein gemaltes Bild mit Text Psalm 90. Über Baronin Leoprechting.
Rechtsanwalt Laturner: Klagestellung wegen Flugblatt von Lochbronner, er will fragen, ob der Staatsanwalt aufgreife. Der Begräbnisverein geht gut voran, die Unterschlagung wieder eingebracht und jetzt auch aufs Land, um den Feuerbestattungsvereinen zuvorzukommen. Für Franz mich zu malen? Vielleicht einmal im Januar - Februar.
Maler Keller hat also wirklich am 4. Dezember seine Besprechung über Wahrheit und Friede gehalten. Pater Heribert war dort. Dr. Held, der Führer der Unabhängigen, war zwei Tage im Benediktinerkloster, nahm den protestantischen Pfarrer Scharf mit: Wenn schon eine konfessionsgebundene Form des Christentums, dann die katholische.
Pater Löhr bekommt wie die beiden anderen Missionare auch ein Glas Honig und eine Flasche Wein.
Studiosus Röhm: Ich danke für den glücklichen Aufruf zum neuen Ausschuß, besonders Hinweis auf die Mission - in Couleur früh 6.00 Uhr in der Missionspredigt, das macht auf den Arbeiter einen Eindruck. Damit die katholische Aktion nicht einschlafe, im Anschluß an den Katholikentag jeden Monat, also im Januar Rede von Keppler: Ich will auch schreiben und dafür eintreten.
➥ Seite 31
Dr. Weiser, Verein
für das
Deutschtum
im Ausland. Kommt von
Freiburg
(Nörber
und
Werthmann),
Keppler,
der ihn an mich wegen der großen Gesichtspunkte gewiesen
habe: Seine
Broschüre
lesen.
Mit
Dr.
Kreutz
befreundet,
der ihn während seiner Reise nach
Amerika
vertrete. Seine Ideen:
1)
Stipendiatensystem:
Aus
Amerika
Theologen
und andere Studierende auf deutsche Universität geschickt,
evangelische Theologen
ins
Missionsschulinstitut
Tübingen,
catholische Theologen
ins
Georgianum
München (war bei
Weigl). Die Gemeinden,
die 10000
Dollars
stiften,
dürften einen Sohn der Gemeinde fürs Studium bestimmen.
Er schicke die
Studierenden
und
Stipendiaten,
wir müßten für Aufnahme sorgen: Die
Nichttheologen
„betreuen“,
nicht wild herumwohnen lassen.
„Da werden Sie also
mithelfen“
- Gerne, besonders weil unser
katholischer
Studentenausschuß
Wohnungsfürsorge hat.
2) Vortragssystem:
Von
Europa
aus Vortragende hinübergeschickt, um Fühlung und Aufklärung mit der deutschen
Kultur
und Wirtschaft. Ein
Professor,
ein
Arzt,
„oder Sie reisen einmal hinüber“.
- Auf
Conto
des Vereins für Deutschtum
und von Eintrittsgeldern der Versammlungen.
Weil aber Einreise für Geschäftsreisende so schwer, das damit verbinden.
Respondeo:
Das wird schwer sein,
weil sich da die
Firmen
um die Abordnung streiten werden, und weil,
wenn zugleich wirtschaftliche Geschäfte besorgt
werden,
der Glaube an die
kulturellen
Vorträge erschüttert wird. Er meint,
das müsse natürlich sehr in den Hintergrund treten.
3)
Büchereien:
1a
oder
10b
werden
protestantische
oder
katholische
Bücher zusammengestellt,
die dann einfach mit einer Postkarte
von
Freiburg
oder
Berlin
bestellt werden können.
Ich erkläre ihm: Ich schaue die Aufnahmefreudigkeit der
Amerikaner
gegen Deutsche weniger
optimistisch
an. Er meint,
das würde sich rasch ändern
und
Optimismus
müsse man haben. Der Bauer muß glauben,
daß morgen die Sonne wieder aufgeht.
Der Gesamteindruck
auf mich ist der: Es ist ein halb wirtschaftliches Unternehmen,
es sind sehr viele Reisende schon unterwegs,
die auf Rechnung des Vereins offenbar
zugleich Handelsreisende sind und so sich einführen. Der
Pastor
(er war lange in
Amerika)
schaut überall heraus,
er wollte
Buchberger
gegenüber sogar
konfessionelle
Trennung. Ich erkläre zum Schluß: Wir werden natürlich nur mit
Raphaelsverein
und dem
Verein für katholische Deutsche im Ausland arbeiten,
aber sein Verein habe ja auch zwei Flügel.
Mein allererstes Bedenken war: Aber die
amerikanischen
Bischöfe haben mehreren Ordenspriestern,
die bei uns oder in der Schweiz sich aufhielten, geschrieben,
sie möchten nicht zurückkommen, auf drei - vier Jahre
hinaus könnten sie einen Deutschen nicht mehr anstellen. - Wie werden da die
Amerikaner
uns hineinlassen.
Er antwortet: Die
Amerikaner
werden,
sobald wirklich Frieden ist, auch Frieden sein lassen.
Bygone
is bygone.
Mein Bedenken: Die Verquickung von religiösen (und zwar
simultane
Kulturbestrebungen)
und Geschäftsinteresse, für
amerikanisches
Empfinden vielleicht nicht so abstoßend wie für uns.
Nachmittags Pater Rembert, Kaulbachstraße 91, wo die Kapelle eben Sanctissimum erhielt und Pater Seiler auf Besuch ist. Wegen eines Seelsorgers für die Deutschen in Madrid, er will einen Brief schreiben. Der gute Verlauf der Mission, besonders in den Krankenhäusern; unser Exercitienhaus in Fürstenried.
Gräfin Moy - Bringt ein gemaltes Bild mit Text Psalm 90. Über Baronin Leoprechting.
Rechtsanwalt Laturner: Klagestellung wegen Flugblatt von Lochbronner, er will fragen, ob der Staatsanwalt aufgreife. Der Begräbnisverein geht gut voran, die Unterschlagung wieder eingebracht und jetzt auch aufs Land, um den Feuerbestattungsvereinen zuvorzukommen. Für Franz mich zu malen? Vielleicht einmal im Januar - Februar.