Tagebucheintrag vom 14. Juli 1932Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10014, Seite 137

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Donnerstag, 14. Juli. Auf Bonaventura Einkleidung und Profess im Mutterhaus. Selber gepredigt über Seraphische Seelen. 27 und 25 (einige in den letzten Tagen noch entlassen oder freiwillig gegangen). Prälat übergibt für einen Freiplatz in Würzburg 10 000 Handelsbank. Nicht zu Tisch geblieben.

12.00 Uhr Rococosaal zu Tisch beim Weihekurs 1907 (Pfanzelt, Seitz, Berberich..) und auch Laien, darunter Dr. Adlmaier, der Redakteur. Es dauert entsetzlich lange, Arbeiter erscheinen unter der Thüre. Dann noch photographiert. Das braucht allein eine halbe Stunde. 15.00 Uhr, die Leute stehen auf der Straße.

16.00 Uhr auf der Nuntiatur. Im Braunen Haus ist große Aufregung. Nuntius übergebe ich von Grassl „für die Nuntiatur“ einen Scheck mit 15 000. Dem Obolo di San Pietro wird das nicht schaden. Nuntius sehr aufgeregt, weil an hiesiger nationalsozialistischer Plakatsäule angeschlagen war: Könnt Ihr leugnen, daß kirchliche Einrichtung zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht wurde - daß Nuntius in Landshut in einer Bauernversammlung unter Bier und Zigarrenrauch den päpstlichen Segen erteilte. Er wollte gar nicht antworten. Nicht auf den Anschlagsäulen, aber für die Redner durch die Zeitung. Ich schreibe es dort gleich, was in die Zeitung kommen soll. Am anderen Tag reist Nuntius ab.

Im ganzen Reich parteipolitische Zusammenstöße, blutiger Bürgerkrieg im Anzug. Die Regierung von Papen wird von allen mehr und mehr verlassen.