Tagebucheintrag vom 10. November 1918⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10002, Seite 37

Text+KommentierungNur Text
Sonntag, 10. November,

Helene von Zwehl: Ob privat Korrespondenz vermitteln, – Nein. Ich verliere einen Augenblick die Fassung. Möglichst alle Briefe verbrennen.

Professor Popp: Eine lange Entwicklung, bis 17 Jahre sehr fromm, täglich in die Heilige Messe, dann mit Begeisterung Theologie studiert, als Geistlicher keine Gelegenheit sich auszuwirken. Nicht weil nur eine Stelle nicht erhalten, so klein sei er nicht. Erst Atheist durch Spinoza, Demokrat, der keine Auszeichnung wollte, aber nicht Sozialdemokrat. Mit einer Lehrerin befreundet, geistig hoch ihrem Berufe lebend, macht keine Ansprache, hätte sich nicht gescheut, sie zu heiraten, verdanke ihr aber überaus viel. Bei den Studenten öfter schon zur Beichte geschickt (Jud oder Burggraf). Fordere die freie Studentenschaft, wo alle ihren Platz hätten, nicht aber das Bisherige. Hätte sich gleich mir vorstellen sollen, aber wieder abgekommen. Wenn er die Professur nicht bekommen hätte, hätte es großes Spektakel gegeben. Respondeo: Ich achte eine seelische Entwicklung, wenn ein ehrliches Wahrheitsuchen dabei ist. Aus dem Schem. wegbleiben. Ich vertraue, daß in seiner Lehrtätigkeit nichts kirchenfeindliches und die pädagogischen Ziele, die er so stark betone (menschlich kann es die Seele heben).

Dr. Carl Rieger, früher Salvatorianer (als ich in Rom war), dann altkatholischer Pfarrer, gibt jetzt seine Stelle auf, hier bei den Eltern: Respondeo: Zuerst katholischer Christ, dann etwa in einem halben Jahr katholischer Priester. Was für Stelle jetzt, muß er selber suchen – später wo andere leben, muß er auch leben können.

Exzellenz von Müller und Tochter – Allgemeines Gerede.

Tonie Tänzl: Pr. hält sein Wort aufrecht, Brief verbrennen, dürfen in der Residenz ein und aus gehen und das Privateigentum wurde ihnen zugesichert.

Mathilde Danner: Hat einen Geist. Mein Schicksal ist das Schicksal der Welt. So erlebte sie diesen Krieg drei Mal. Zusammenhang mit [ ... ] Ereignis wenn sie einen Sarg gesehen hat.

Geheimrat von Grauert wegen des Eides, dessen Formel jetzt festliegt.

Ministerialdirektor Bader im Auftrag des neuen Ministers Hoffmann: Ob die Geistlichen diese Verpflichtung übernehmen würden? Mit einem Zusatz „in Ausübung staatlichen Dienstes“.

Freiherr Reichsrat von Würtzburg, ob die Geistlichen nichts tun können. Ein Offizier im Hotel starre gerade vor sich hin. Die Schuldigen wie Ludendorff, Bethmann, Hertling hätten vor den Kaiser hintreten und bekennen sollen.
Sonntag 10. Nov.

H. v. Zwehl: Ob privat Korr. vermitteln, – Nein. Ich verliere einen Augenblick die Fassung. Möglichst alle Briefe verbrennen.

Prof. Popp: Eine lange Entwicklung, * erst Atheist durch Spinoza, [Einfügung (*): bis 17 Jahre sehr fromm, täglich in die Heilige /
Messe, dann mit Begeisterung Theol. studiert, als Geistlicher keine Gelegenheit sich auszuwirken. Nicht weil nur eine Stelle nicht erhalten so klein sei /
er nicht.] Demokrat der keine Auszeichnung wollte aber nicht Sozialdemokrat. Mit einer Lehrerin befreundet, geistig hoch ihrem Berufe lebend, /
macht keine Ansprache, hätte sich nicht gescheut sie zu heiraten, verdanke ihr aber überaus viel. Bei den Studenten öfter schon zur Beichte geschickt (Jud oder /
Burggraf). Fordere die freie Studentenschaft wo alle ihren Platz hätten, nicht aber das Bisherige. Hätte sich gleich mir vorstellen sollen aber wieder /
abgekommen. Wenn er die Professur nicht bekommen hätte hätte es großes Spektakel gegeben. Resp. Ich achte eine seelische Entwicklung wenn ein /
ehrliches Wahrheitsuchen dabei ist. Aus dem <Schem.> wegbleiben. Ich vertraue daß in seiner Lehrtätigkeit nichts kirchenfeindliches und die pädag. /
Ziele die er so stark betone (menschlich kann es die Seele heben)

Dr Carl Rieger bis früher Salvator. (als ich in Rom war), dann /
altkhath. Pfarrer, gibt jetzt seine Stelle auf, hier bei den Eltern: Rep. Zuerst katholischer Christ, dann etwa in einem halben /
Jahr katholischer Priester. Was für Stelle jetzt muß er selber suchen – später wo andere leben muß er auch leben können.

Exz v Müller und Tochter – Allgemeines Gerede.

T. Tänzl: Pr. hält sein Wort aufrecht, Brief verbrennen, dürfen in der Res. ein und aus gehen und das /
Privateigentum wurde ihnen zugesichert.

Mathilde Danner: Hat einen Geist. Mein Schicksal ist das Schicksal der Welt. So erlebte sie diesen /
Krieg 3 Mal. Zusammenhang mit [ ... ] <Ereignis> wenn sie einen Sarg gesehen hat.

Geheimrat v Grauert wegen des Eides, dessen Formel jetzt festliegt.

Min. dir. Bader im Auftrag des neuen Ministers Hofmann: Ob die Geistlichen diese Verpflichtung übernehmen /
würden? Mit einem Zusatz „in Ausübung staatlichen Dienstes“.

Frhr Reichsrat v. Würzburg ob die Geistlichen nichts tun <können>. Ein Offizier im Hotel starre gerade vor sich hin. /
Die Schuldigen wie Ludend., Bethmann, Hertling hätten vor den Kaiser hintreten und bekennen sollen.