Fuldaer Bischofskonferenz 1935⇦ Einzelansicht
Persönliche Reflexion,
19./23. August 1935
Dieses Dokument ist in Teilen auch ediert in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Nr. 490, S. 58-59, und Nr. 492, S. 61-63.
➥ Seite 456
➥ Seite 457
➥ Seite 458
Die neue
Definition
von Recht und Moral „Recht und sittlich ist,
was dem Volke nützt“ kann ebenso leicht zur Rechtfertigung von
Unrecht, zur Entschuldigung von unsittlichen Maßnahmen angewandt
werden, wie zur Enteignung von Kirche und Klostergut,
überhaupt zur Enteignung von
Privatvermögen, in weiterer Folge zum Umsturz aller sittlichen Ordnung,
oder wenn andere Völker den Rechtsgrundsatz
übernehmen, zum
ewigen
Krieg des Starken gegen den Schwächeren.
Macht so die Bahn frei. Wenn die Katholiken nicht mehr unter sondern auf sich gestellt werden, in Freiheit nach ihrem Glauben leben dürfen, nicht mehr fürchten müssen, vor Gericht von einer Parteijustiz gerichtet zu werden. Umzüge der Sa mit Aufschrift: Pfaff und Jude. Unsere Kirchen öffentliche Demonstrationen: Unsere Kirchen können wir doch nicht am Werktag einrollen, wie die Juden das Gotteszelt in der Wüste. Von Schulräten der christliche Gruß in Versammlungen verspottet und von Gauleitern am Grab das Dogma vom Fegfeuer verzerrt und sonst das geflügelte Wort: Es sei gleich, ob man in den Himmel oder in die Hölle komme, ein Wort, das an das lästerliche Wort von Bebel erinnert: Den Himmel überlassen wir den Spatzen. Die Bayerische Politische Polizei beschlagnahmt und verbietet Hefte unserer Schriftenreihe „Dem Glauben zur Wehr“ (6.6.35). Bücherpolizei: Wir bitten um Angabe der Gründe. Der Referent der Polizei antwortet: Wir können genaue Stellen nicht angeben, „wir beurteilen die Schriften nach ihrem Gesamteindruck.“ Dagegen Beschwerde des Ordinariats an das Innenministerium in München, 9.7.35. Keine Antwort. Konfessionelle Absonderung? Es ist das oberflächliche Wort gefallen , es gebe keine katholische und keine evangelische Bauchwelle, eine Redensart ebenso sehr oberflächlich wie die andere, es gebe keine katholische und protestantische Kartoffel. Die Feldfüchte und Turnübungen sind nicht katholisch und nicht protestantisch, die aber welche, die Feldfrüchte pflanzen und die Übungen an den Turngeräten machen sind entweder Christen oder Heiden. Mit dem Hinweis auf die Volksgemeinschaft läßt sich alles begründen. Die Kommunisten haben seinerzeit auch die Aufhebung des Privateigentums, das Zusammenraffen des Volksvermögens in eine einzige Kasse und die Aufhebung der Einehe, die Einführung der Weibergemeinschaft mit dem Hinweis auf die vollendete Volksgemeinschaft begründet. Damit eine Entwicklung eingeleitet, die sich ebenso zum Schaden der staatlichen wie der kirchlichen Autorität auswirken wird. Ohne Gott entsteht in der Seele eine große Leere und ein brennendes Heimweh, ohne Gott werden die Lebenswerte entwertet. Rasse: Die Kirche hat das Rassenbewußtsein und die Rassenforschung nicht verboten. Sie kann aber nicht ruhig zuschauen, wenn ein Rassenkult auf eine Vergötzung der Rasse hinausläuft. Die Kapläne sollten keine Politik machen. |
1935
R
|
➥ Seite 459
Dieses Dokument ist in Teilen auch ediert in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Nr. 490, S. 58-59, und Nr. 492, S. 61-63.
➥ Seite 456
➥ Seite 457
➥ Seite 458
Die neue
Definition
von Recht und Moral „Recht und sittlich ist,
was dem Volke nützt“ kann ebenso leicht zur Rechtfertigung von
Unrecht, zur Entschuldigung von unsittlichen Maßnahmen angewandt
werden, wie zur Enteignung von Kirche und Klostergut,
überhaupt zur Enteignung von
Privatvermögen, in weiterer Folge zum Umsturz aller sittlichen Ordnung,
oder wenn andere Völker den Rechtsgrundsatz
übernehmen, zum
ewigen
Krieg des Starken gegen den Schwächeren.
Macht so die Bahn frei. Wenn die Katholiken nicht mehr unter sondern auf sich gestellt werden, in Freiheit nach ihrem Glauben leben dürfen, nicht mehr fürchten müssen, vor Gericht von einer Parteijustiz gerichtet zu werden. Umzüge der Sa mit Aufschrift: Pfaff und Jude. Unsere Kirchen öffentliche Demonstrationen: Unsere Kirchen können wir doch nicht am Werktag einrollen, wie die Juden das Gotteszelt in der Wüste. Von Schulräten der christliche Gruß in Versammlungen verspottet und von Gauleitern am Grab das Dogma vom Fegfeuer verzerrt und sonst das geflügelte Wort: Es sei gleich, ob man in den Himmel oder in die Hölle komme, ein Wort, das an das lästerliche Wort von Bebel erinnert: Den Himmel überlassen wir den Spatzen. Die Bayerische Politische Polizei beschlagnahmt und verbietet Hefte unserer Schriftenreihe „Dem Glauben zur Wehr“ (6.6.35). Bücherpolizei: Wir bitten um Angabe der Gründe. Der Referent der Polizei antwortet: Wir können genaue Stellen nicht angeben, „wir beurteilen die Schriften nach ihrem Gesamteindruck.“ Dagegen Beschwerde des Ordinariats an das Innenministerium in München, 9.7.35. Keine Antwort. Konfessionelle Absonderung? Es ist das oberflächliche Wort gefallen , es gebe keine katholische und keine evangelische Bauchwelle, eine Redensart ebenso sehr oberflächlich wie die andere, es gebe keine katholische und protestantische Kartoffel. Die Feldfüchte und Turnübungen sind nicht katholisch und nicht protestantisch, die aber welche, die Feldfrüchte pflanzen und die Übungen an den Turngeräten machen sind entweder Christen oder Heiden. Mit dem Hinweis auf die Volksgemeinschaft läßt sich alles begründen. Die Kommunisten haben seinerzeit auch die Aufhebung des Privateigentums, das Zusammenraffen des Volksvermögens in eine einzige Kasse und die Aufhebung der Einehe, die Einführung der Weibergemeinschaft mit dem Hinweis auf die vollendete Volksgemeinschaft begründet. Damit eine Entwicklung eingeleitet, die sich ebenso zum Schaden der staatlichen wie der kirchlichen Autorität auswirken wird. Ohne Gott entsteht in der Seele eine große Leere und ein brennendes Heimweh, ohne Gott werden die Lebenswerte entwertet. Rasse: Die Kirche hat das Rassenbewußtsein und die Rassenforschung nicht verboten. Sie kann aber nicht ruhig zuschauen, wenn ein Rassenkult auf eine Vergötzung der Rasse hinausläuft. Die Kapläne sollten keine Politik machen. |
1935
R
|
➥ Seite 459