Tagebucheintrag vom 14. Juli 1923⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10008,
Seite 47
14. Juli:
Paz
- während ich meinem
Sekretär
diktiere, lädt ein zur heiligen
Messe
und den
Turnerfestzug
vom Balkon aus zu sehen.
Exzellenz Wallraf: Der Bischof
Pater Rupert Mayer: Die nationalsozialistische Bewegung geht immer weiter: Haß gegen das Alte Testament, Haß gegen andere Völker, eine unerhörte Sprache gegen Papst (gibt mir einige Zeitungen), Dr. Pieper hält überall Vorträge: Ein Katholik kann nicht bloß, er ist verpflichtet unserer Partei beizutreten. Geistliche tragen das Hakenkreuz. Zwanzig Stipendien. Im November vielleicht früher meine Vorträge über das Alte und Neue Testament.
Mr. Coester und Bauer, beide von Chicago - klagen, daß dort für mich nichts vorbereitet gewesen sei, erhalten Fotografien - legen je 5 Dollar auf den Tisch.
Gräfin Luxburg - hört erst langen Bericht über Amerika, dann endlich eine Stunde lang über zwei Fragen: 1) Ihre Tochter möglichst bald konfirmieren lassen? Weil sie ihrem Mann versprochen, nicht einzuwirken, bis zur Konfirmation - Wir sind frei, auch ohne Konfirmation, scheint für das Kind nicht ehrlich, ist unwahrscheinlich, ob dann uns näher kommt, lieber hinausschieben. 2) Soll sie Herrn von Gerlach einladen? Voriges Jahr eingeladen und mitgefahren - Nein, weil nur das ihn zum Nachdenken bringt. Er behauptet, er sei dispensiert und der Papst habe ihm bis zum Tod geschrieben. Früher hat ein Monsignore ihre Schwester geheiratet.
Nachmittags Lotte Seboldt ad confessionem. Lädt immer wieder zum Kaffee, ich lehne aber ab, weil keine Zeit.
Exzellenz Wallraf: Der Bischof
Es könnte entweder Ludwig Ihmels oder Christian Schreiber gemeint sein.
von
Sachsen
habe ihn zu mir geschickt. Um die Bekenntnisschule zu retten,
hat er einige Punkte entworfen,
die er mir vorliest. Er will natürlich so schnell keine Stellungnahme von mir,
aber doch sagen: Es gehe nicht vorwärts
- ob er die Mindestforderungen
von uns Bischöfen kennt -
Ja. In seiner letzten fehlt die Sicherung der Lehrmittel im Geiste der Bekenntnisschule. Er erzählt mir,
es sei gar nicht so schwer zwischen Katholiken und
Protestanten,
über
Konkordat
habe er aufgeklärt.
Wenn natürlich den
Evangelischen
auch etwas gegeben würde -
wenigstens
doch alle gegen das
Antichristentum
zusammenstehen.
Ich höre ruhig zu; erkläre nur: Unser Volk verlangt Freiheit für das Gewissen der Eltern,
das habe die Unterschriftensammlung gezeigt (er spricht auch vom
Referat)
und ohne besondere Abmachungen geht er weg. Er sei
ausgewiesen,
Frau krank.
Pater Rupert Mayer: Die nationalsozialistische Bewegung geht immer weiter: Haß gegen das Alte Testament, Haß gegen andere Völker, eine unerhörte Sprache gegen Papst (gibt mir einige Zeitungen), Dr. Pieper hält überall Vorträge: Ein Katholik kann nicht bloß, er ist verpflichtet unserer Partei beizutreten. Geistliche tragen das Hakenkreuz. Zwanzig Stipendien. Im November vielleicht früher meine Vorträge über das Alte und Neue Testament.
Mr. Coester und Bauer, beide von Chicago - klagen, daß dort für mich nichts vorbereitet gewesen sei, erhalten Fotografien - legen je 5 Dollar auf den Tisch.
Gräfin Luxburg - hört erst langen Bericht über Amerika, dann endlich eine Stunde lang über zwei Fragen: 1) Ihre Tochter möglichst bald konfirmieren lassen? Weil sie ihrem Mann versprochen, nicht einzuwirken, bis zur Konfirmation - Wir sind frei, auch ohne Konfirmation, scheint für das Kind nicht ehrlich, ist unwahrscheinlich, ob dann uns näher kommt, lieber hinausschieben. 2) Soll sie Herrn von Gerlach einladen? Voriges Jahr eingeladen und mitgefahren - Nein, weil nur das ihn zum Nachdenken bringt. Er behauptet, er sei dispensiert und der Papst habe ihm bis zum Tod geschrieben. Früher hat ein Monsignore ihre Schwester geheiratet.
Nachmittags Lotte Seboldt ad confessionem. Lädt immer wieder zum Kaffee, ich lehne aber ab, weil keine Zeit.
14. Juli
Paz
- während ich meinem
Sekr.
diktiere, lädt ein zur heiligen
Messe
und den
/
Turnerfestzug vom Balkon aus zu sehen.
Exz. Wallraf: Der Bischof von Sachsen habe ihn zu mir geschickt. Um die Bekenntnisschule zu retten /
hat er einige Punkte entworfen die er mir vorliest. Er will natürlich so schnell keine Stellungnahme von mir aber doch sagen: Es gehe nicht vorwärts /
- ob er die Mindestforderungen von uns Bischöfen kennt - Ja. In seiner letzten fehlt die Sicherung der Lehrmittel im Geiste der Bekenntnisschule. Er erzählt mir /
es sei gar nicht so schwer zwischen Katholiken und Prot., über Konk. habe er aufgeklärt Wenn natürlich den Evang. auch etwas gegeben würde - /
wenigstensstens doch alle gegen das Antichristentum zusammenstehen Ich höre ruhig zu; erkläre nur: Unser Volk verlangt Freiheit für das Gewissen der Eltern /
das habe die Unterschriftensammlung gezeigt (er spricht auch vom Refer.) und ohne besondere Abmachungen geht er weg. Er sei <ausgewiesen | ungewiß>, <Frau krank | fußkrank>.
P. Rup. Mayer: Die nat.soz. Bewegung geht immer weiter: Haß gegen das /
A.T., Haß gegen andere Völker, eine unerhörte Sprache gegen Papst (gibt mir einige Zeitungen), Dr. Pieper /
hält überall Vorträge: Ein Katholik kann nicht bloß er ist verpflichtet unserer Partei beizutreten. Geistliche tragen das Hakenkreuz. /
20 Stipendien. Im Nov. vielleicht früher meine Vorträge über das A und NT.
Mr. Coester und Bauer, beide von Chicago - klagen daß dort /
für mich nichts vorbereitet gewesen sei, erhalten Fotogr. - legen je 5 $ auf den Tisch.
Gräfin Luxburg - hört erst langen Bericht über Amerika, dann endlich /
1 St. lang über zwei Fragen 1) Ihre Tochter möglichst bald konfirm. lassen? Weil sie ihrem Mann versprochen nicht einzuwirken /
bis zur Konfirm. - Wir sind frei auch ohne Konf., scheint für das Kind nicht ehrlich, ist unwahrscheinlich ob dann uns näher kommt /
lieber hinausschieben. 2) Soll sie Hr v Gerlach einladen? Voriges Jahr eingeladen und mitgefahren - /
Nein weil nur das ihn zum Nachdenken bringt. Er behauptet er sei disp. und der Papst habe ihm bis zum Tod geschrieben. Früher hat ein /
Mons. ihre Schwester geheiratet.
Nachm. L. Sebold ad conf.. Lädt immer wieder zum Cafè, ich /
lehne aber ab weil keine Zeit.
Turnerfestzug vom Balkon aus zu sehen.
Exz. Wallraf: Der Bischof von Sachsen habe ihn zu mir geschickt. Um die Bekenntnisschule zu retten /
hat er einige Punkte entworfen die er mir vorliest. Er will natürlich so schnell keine Stellungnahme von mir aber doch sagen: Es gehe nicht vorwärts /
- ob er die Mindestforderungen von uns Bischöfen kennt - Ja. In seiner letzten fehlt die Sicherung der Lehrmittel im Geiste der Bekenntnisschule. Er erzählt mir /
es sei gar nicht so schwer zwischen Katholiken und Prot., über Konk. habe er aufgeklärt Wenn natürlich den Evang. auch etwas gegeben würde - /
wenigstensstens doch alle gegen das Antichristentum zusammenstehen Ich höre ruhig zu; erkläre nur: Unser Volk verlangt Freiheit für das Gewissen der Eltern /
das habe die Unterschriftensammlung gezeigt (er spricht auch vom Refer.) und ohne besondere Abmachungen geht er weg. Er sei <ausgewiesen | ungewiß>, <Frau krank | fußkrank>.
P. Rup. Mayer: Die nat.soz. Bewegung geht immer weiter: Haß gegen das /
A.T., Haß gegen andere Völker, eine unerhörte Sprache gegen Papst (gibt mir einige Zeitungen), Dr. Pieper /
hält überall Vorträge: Ein Katholik kann nicht bloß er ist verpflichtet unserer Partei beizutreten. Geistliche tragen das Hakenkreuz. /
20 Stipendien. Im Nov. vielleicht früher meine Vorträge über das A und NT.
Mr. Coester und Bauer, beide von Chicago - klagen daß dort /
für mich nichts vorbereitet gewesen sei, erhalten Fotogr. - legen je 5 $ auf den Tisch.
Gräfin Luxburg - hört erst langen Bericht über Amerika, dann endlich /
1 St. lang über zwei Fragen 1) Ihre Tochter möglichst bald konfirm. lassen? Weil sie ihrem Mann versprochen nicht einzuwirken /
bis zur Konfirm. - Wir sind frei auch ohne Konf., scheint für das Kind nicht ehrlich, ist unwahrscheinlich ob dann uns näher kommt /
lieber hinausschieben. 2) Soll sie Hr v Gerlach einladen? Voriges Jahr eingeladen und mitgefahren - /
Nein weil nur das ihn zum Nachdenken bringt. Er behauptet er sei disp. und der Papst habe ihm bis zum Tod geschrieben. Früher hat ein /
Mons. ihre Schwester geheiratet.
Nachm. L. Sebold ad conf.. Lädt immer wieder zum Cafè, ich /
lehne aber ab weil keine Zeit.