Tagebucheintrag vom 26. März 1923⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10008,
Seite 34-35
Montag,
26. März.
Prinzeß
Paz
bekommt ein geweihtes
Skapulier,
Medaille
und zwei Rosenkränze.
Baronin Gebsattel
eine Stunde:
1)
Konkordat.
Stadtpfarrer
Preysing
meint, das
Kapitel
dürfte kein Vorschlagsrecht bekommen. Ich erzähle ihr die Vorgeschichte und den heutigen Stand der Sache im Vertrauen.
Sie glaubt,
die Volkspartei wird für Freiheit der Kirche eintreten, nicht für Wahlrecht
der Domkapitel. Sie war von ihrem Seelenführer geschickt. Fragt auch
wegen Wiederbesetzung von
Würzburg:
Ich muß mich draußen halten, soll dem
Herrn
Nuntius
als Abgeordnete von Würzburg schreiben
- wichtig besonders gegenüber der Universität.
2)
Reichsschulgesetzentwurf
über einige schwierige Punkte - ich überlasse
ihr vertraulich. Sie meint,
viele „andersgläubige Lehrer nur,
wenn zu
weiter
Weg.“ 3) Höhere Mädchenschule soll in
Mittelschule
umgewandelt
werden,
damit praktisch. Die
Englischen Fräulein
aber darüber nicht einig. Geht an
Stahler
.
Fräulein Dr. Knippen
:
Mit dem Brief von
Pater
Muckermann
,
der ihr Gehalt und Freiheit verbürgt,
doch wieder nicht zufrieden, - sie könne
Pater
Noppel
nicht trauen - ganz verwirrt und weinend.
Baronin Moreau
-
sehr gedrückt,
weil sie soviel
Elend
sieht, - die Volksküchen
müssen gehalten werden - dafür von
Amerika
etwas mitbringen,
dann wieder zufrieden.
,
Sankt
Vincenz:
Der neue Kirchensaal soll
doch nicht unter das
Vincenzheim,
sondern in den Theatersaal kommen.
Frau Professor Heimberger
,
Bonn,
erzählt wie
Studenten
von den Franzosen
ausgewiesen und in den Gefängnissen behandelt werden, weint dabei. Dann aber gleich einen
Ehecasus:
Ihre Schwester
Hilda Lang
mit einem geschiedenen Mann geheiratet, will
die erste
Ehe
für nichtig erklären lassen: Sie
habe
nur geheiratet,
um Freiheit zu erlangen, jetzt aber seine Mutter
gestorben … Ich kann unmöglich alle die Akten selber durchauschauen.
Polizeipfarrer Schneider
:
Ein großes
Problem,
wie sich die besten der
Truppe zu
Hitler
stellen sollen. Nicht bloß
negative
Antwort geben.
Respondeo
:
Wie zu
Liberalismus
und
Socialismus,
ob
er
persönlich das Unchristliche an der Bewegung will oder nicht. Ich kann leider die Vorträge über
Altes Testament
nicht halten.
Ob die Jugend wehrhaft gemacht werden soll für den Freiheitskrieg?
Nein.
Als
Charakterschule und andere
ethische
Gründe,
aber nicht für den Krieg.
Frau Baronin Vincke
:
Von
Schwester
Elvira
Nachricht bekommen. Gibt mir
von ihrer
Mutter
einen Rosenkranz. Die
Grabstätte
in
Fulda
gefällt ihr nicht.
Prinz Oettingen-Wertheim (?)
-
der neue
Hofmarschall
des
Kronprinzen
. Das unglückliche Gespräch mit dem
Kronprinzen
,
das gar nicht stattgefunden hat. Über
Hitler
.
Er ist etwas
kühl,
weil ich ihn habe warten lassen.
15.00 Uhr Besuch im Postulat - Abschied für Amerika.
15.30 Uhr Priesterkongregation. Pater Göggel
spricht über das kostbare
Blut:
Gründonnerstagsfrage (wie habe ich es im Kelch behandelt),
Karfreitagsfrage
(wie habe ich es an den Seelen zum Heil
genützt).
16.30 - 19.00 Uhr Erste Sitzung für Korbinianjubiläum 1924 (1 200jähriger Todestag), siehe besonderes
.
Dr.
Hartig
und
Professor
Specht
fördern die Sache wesentlich.
Auf der Straße spricht mich ein junger Mann an: Ob in Westhofen Herz-Jesu-Fest gefeiert werden dürfe? Von meiner Seite ja, soll den Pfarrer
fragen. Läßt sich auf der Straße den Segen geben.
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Baronin Gebsattel
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Fräulein Dr. Knippen
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Baronin Moreau
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➥ Seite 35
Stadtpfarrer
Preysing![Kurzbiografie anzeigen](resources/images/dokument/i-icon.png)
Frau Professor Heimberger
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Polizeipfarrer Schneider
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![Lateinisch „Ich antworte“](resources/images/dokument/i-icon.png)
Frau Baronin Vincke
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Prinz Oettingen-Wertheim (?)
![Kontextkommentar:
Tatsächlich dürfte es sich um
Franz von Redwitz
gehandelt haben.](resources/images/dokument/i-icon.png)
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15.00 Uhr Besuch im Postulat - Abschied für Amerika.
15.30 Uhr Priesterkongregation. Pater Göggel
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16.30 - 19.00 Uhr Erste Sitzung für Korbinianjubiläum 1924 (1 200jähriger Todestag), siehe besonderes
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Auf der Straße spricht mich ein junger Mann an: Ob in Westhofen Herz-Jesu-Fest gefeiert werden dürfe? Von meiner Seite ja, soll den Pfarrer
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Montag,
26. März.
Prinzeß
Paz
bekommt ein geweihtes
Skapulier,
Medaille
und zwei Rosenkränze.
Baronin Gebsattel eine Stunde: 1) Konkordat. Stadtpfarrer Preysing meint, das Kapitel dürfte kein Vorschlagsrecht bekommen. Ich erzähle ihr die Vorgeschichte und den heutigen Stand der Sache im Vertrauen. Sie glaubt, die Volkspartei wird für Freiheit der Kirche eintreten, nicht für Wahlrecht der Domkapitel. Sie war von ihrem Seelenführer geschickt. Fragt auch wegen Wiederbesetzung von Würzburg: Ich muß mich draußen halten, soll dem Herrn Nuntius als Abgeordnete von Würzburg schreiben - wichtig besonders gegenüber der Universität. 2) Reichsschulgesetzentwurf über einige schwierige Punkte - ich überlasse ihr vertraulich. Sie meint, viele „andersgläubige Lehrer nur, wenn zu weiter Weg.“ 3) Höhere Mädchenschule soll in Mittelschule umgewandelt werden, damit praktisch. Die Englischen Fräulein aber darüber nicht einig. Geht an Stahler.
Fräulein Dr. Knippen: Mit dem Brief von Pater Muckermann, der ihr Gehalt und Freiheit verbürgt, doch wieder nicht zufrieden, - sie könne Pater Noppel nicht trauen - ganz verwirrt und weinend.
Baronin Moreau - sehr gedrückt, weil sie soviel Elend sieht, - die Volksküchen müssen gehalten werden - dafür von Amerika etwas mitbringen, dann wieder zufrieden.
Frau Professor Heimberger, Bonn, erzählt wie Studenten von den Franzosen ausgewiesen und in den Gefängnissen behandelt werden, weint dabei. Dann aber gleich einen Ehecasus: Ihre Schwester Hilda Lang mit einem geschiedenen Mann geheiratet, will die erste Ehe für nichtig erklären lassen: Sie habe nur geheiratet, um Freiheit zu erlangen, jetzt aber seine Mutter gestorben … Ich kann unmöglich alle die Akten selber durchauschauen.
Polizeipfarrer Schneider: Ein großes Problem, wie sich die besten der Truppe zu Hitler stellen sollen. Nicht bloß negative Antwort geben. Respondeo: Wie zu Liberalismus und Socialismus, ob er persönlich das Unchristliche an der Bewegung will oder nicht. Ich kann leider die Vorträge über Altes Testament nicht halten. Ob die Jugend wehrhaft gemacht werden soll für den Freiheitskrieg? Nein. Als Charakterschule und andere ethische Gründe, aber nicht für den Krieg.
Frau Baronin Vincke: Von Schwester Elvira Nachricht bekommen. Gibt mir von ihrer Mutter einen Rosenkranz. Die Grabstätte in Fulda gefällt ihr nicht.
Prinz Oettingen-Wertheim (?) - der neue Hofmarschall des Kronprinzen. Das unglückliche Gespräch mit dem Kronprinzen, das gar nicht stattgefunden hat. Über Hitler. Er ist etwas kühl, weil ich ihn habe warten lassen.
15.00 Uhr Besuch im Postulat - Abschied für Amerika.
15.30 Uhr Priesterkongregation. Pater Göggel spricht über das kostbare Blut: Gründonnerstagsfrage (wie habe ich es im Kelch behandelt), Karfreitagsfrage (wie habe ich es an den Seelen zum Heil genützt).
16.30 - 19.00 Uhr Erste Sitzung für Korbinianjubiläum 1924 (1 200jähriger Todestag), siehe besonderes. Dr. Hartig und Professor Specht fördern die Sache wesentlich.
Auf der Straße spricht mich ein junger Mann an: Ob in Westhofen Herz-Jesu-Fest gefeiert werden dürfe? Von meiner Seite ja, soll den Pfarrer fragen. Läßt sich auf der Straße den Segen geben.
Baronin Gebsattel eine Stunde: 1) Konkordat. Stadtpfarrer Preysing meint, das Kapitel dürfte kein Vorschlagsrecht bekommen. Ich erzähle ihr die Vorgeschichte und den heutigen Stand der Sache im Vertrauen. Sie glaubt, die Volkspartei wird für Freiheit der Kirche eintreten, nicht für Wahlrecht der Domkapitel. Sie war von ihrem Seelenführer geschickt. Fragt auch wegen Wiederbesetzung von Würzburg: Ich muß mich draußen halten, soll dem Herrn Nuntius als Abgeordnete von Würzburg schreiben - wichtig besonders gegenüber der Universität. 2) Reichsschulgesetzentwurf über einige schwierige Punkte - ich überlasse ihr vertraulich. Sie meint, viele „andersgläubige Lehrer nur, wenn zu weiter Weg.“ 3) Höhere Mädchenschule soll in Mittelschule umgewandelt werden, damit praktisch. Die Englischen Fräulein aber darüber nicht einig. Geht an Stahler.
Fräulein Dr. Knippen: Mit dem Brief von Pater Muckermann, der ihr Gehalt und Freiheit verbürgt, doch wieder nicht zufrieden, - sie könne Pater Noppel nicht trauen - ganz verwirrt und weinend.
Baronin Moreau - sehr gedrückt, weil sie soviel Elend sieht, - die Volksküchen müssen gehalten werden - dafür von Amerika etwas mitbringen, dann wieder zufrieden.
➥ Seite 35
Stadtpfarrer
Preysing,
Sankt
Vincenz:
Der neue Kirchensaal soll
doch nicht unter das
Vincenzheim,
sondern in den Theatersaal kommen.
Frau Professor Heimberger, Bonn, erzählt wie Studenten von den Franzosen ausgewiesen und in den Gefängnissen behandelt werden, weint dabei. Dann aber gleich einen Ehecasus: Ihre Schwester Hilda Lang mit einem geschiedenen Mann geheiratet, will die erste Ehe für nichtig erklären lassen: Sie habe nur geheiratet, um Freiheit zu erlangen, jetzt aber seine Mutter gestorben … Ich kann unmöglich alle die Akten selber durchauschauen.
Polizeipfarrer Schneider: Ein großes Problem, wie sich die besten der Truppe zu Hitler stellen sollen. Nicht bloß negative Antwort geben. Respondeo: Wie zu Liberalismus und Socialismus, ob er persönlich das Unchristliche an der Bewegung will oder nicht. Ich kann leider die Vorträge über Altes Testament nicht halten. Ob die Jugend wehrhaft gemacht werden soll für den Freiheitskrieg? Nein. Als Charakterschule und andere ethische Gründe, aber nicht für den Krieg.
Frau Baronin Vincke: Von Schwester Elvira Nachricht bekommen. Gibt mir von ihrer Mutter einen Rosenkranz. Die Grabstätte in Fulda gefällt ihr nicht.
Prinz Oettingen-Wertheim (?) - der neue Hofmarschall des Kronprinzen. Das unglückliche Gespräch mit dem Kronprinzen, das gar nicht stattgefunden hat. Über Hitler. Er ist etwas kühl, weil ich ihn habe warten lassen.
15.00 Uhr Besuch im Postulat - Abschied für Amerika.
15.30 Uhr Priesterkongregation. Pater Göggel spricht über das kostbare Blut: Gründonnerstagsfrage (wie habe ich es im Kelch behandelt), Karfreitagsfrage (wie habe ich es an den Seelen zum Heil genützt).
16.30 - 19.00 Uhr Erste Sitzung für Korbinianjubiläum 1924 (1 200jähriger Todestag), siehe besonderes. Dr. Hartig und Professor Specht fördern die Sache wesentlich.
Auf der Straße spricht mich ein junger Mann an: Ob in Westhofen Herz-Jesu-Fest gefeiert werden dürfe? Von meiner Seite ja, soll den Pfarrer fragen. Läßt sich auf der Straße den Segen geben.