Tagebucheintrag vom 23. November 1934⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10016,
Seite 8-9
Freitag, 23. November,
Todes Jahrtag
der
Mutter
vor 23 Jahren.
Nach der Sitzung Rechtssyndikus von Heeg, Traunstein. Er kam ungerufen, nicht durch Sekretär. Spricht gleich von seiner Not, es sollte ihm sein Anwesen versteigert werden, aber sein Vetter, der Minister von Stuttgart, und Esser haben drei Monate hinausgeschoben. Erzählt viel, wie er früher in hohen Stellungen war bei der Bayerischen Volkspartei, von den Sozialdemokraten einmal Staatssekretär werden sollte, es aber nicht annahm. Er könne mir allein vertraulich sagen, er lehnte ab, bei der Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher mitzuarbeiten, blieb seiner Überzeugung treu und jetzt soll er „in die Reihe der Katholiken hinein arbeiten.“ Respondeo: Es gibt nicht viele Katholiken in führender Stellung, aber die wenigen wünschen, die Katholiken sollen mehr mitarbeiten, dann auch Führer werden in Jugendgruppen und dergleichen. Er: Hitler sei ja nicht katholisch, seine Umgebung feindlich. Respondeo: Ich bin der Auffassung, Hitler ist im Grund seines Herzens katholisch, aber natürlich das Buch von Rosenberg.
15.00 Uhr im Waldfriedhof Beisetzung des Kooperators Johann Lang von Moosburg, der auf dem Weg nach Freising zum Korbiniansfest vom Auto einer Hebamme von rückwärts angefahren wurde und bewusstlos abends starb. Die Eltern von hier, schwer getroffen.
Nach der Sitzung Rechtssyndikus von Heeg, Traunstein. Er kam ungerufen, nicht durch Sekretär. Spricht gleich von seiner Not, es sollte ihm sein Anwesen versteigert werden, aber sein Vetter, der Minister von Stuttgart, und Esser haben drei Monate hinausgeschoben. Erzählt viel, wie er früher in hohen Stellungen war bei der Bayerischen Volkspartei, von den Sozialdemokraten einmal Staatssekretär werden sollte, es aber nicht annahm. Er könne mir allein vertraulich sagen, er lehnte ab, bei der Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher mitzuarbeiten, blieb seiner Überzeugung treu und jetzt soll er „in die Reihe der Katholiken hinein arbeiten.“ Respondeo: Es gibt nicht viele Katholiken in führender Stellung, aber die wenigen wünschen, die Katholiken sollen mehr mitarbeiten, dann auch Führer werden in Jugendgruppen und dergleichen. Er: Hitler sei ja nicht katholisch, seine Umgebung feindlich. Respondeo: Ich bin der Auffassung, Hitler ist im Grund seines Herzens katholisch, aber natürlich das Buch von Rosenberg.
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Er: Sein
Bruder
und
Schwester
seien gestorben, er hätte erben sollen, lehnte aber aus Anstand einen Erbvertrag ab und jetzt kam alles an den
Geistlichen Rat
Wagner
in Augsburg. Darüber habe er sich viel beschwert, auch bei
Eberle,
der das als nicht richtig bezeichnet.
Ich: Das ist eine privatrechtliche Sache und wenn das
Testament
ausgeführt werde, sei nichts zu machen. Ich bin sehr vorsichtig, weil es mir unklar wird,
was
er eigentlich will.
Stehe rasch auf, ich muß bald zu einer Beerdigung. Er sagt beim Weggehen nur: Ich bleibe bei meiner Überzeugung.
Ein
Nationalsozialist
habe nichts für Winterhilfe gegeben mit den Worten: Ich weiß nicht,
wozu verwendet.
Einmal eine Redewendung: Wie lange sich das Volk das gefallen läßt - ich winke immer ab.
15.00 Uhr im Waldfriedhof Beisetzung des Kooperators Johann Lang von Moosburg, der auf dem Weg nach Freising zum Korbiniansfest vom Auto einer Hebamme von rückwärts angefahren wurde und bewusstlos abends starb. Die Eltern von hier, schwer getroffen.