Tagebucheintrag vom 16. Juli 1932Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10014, Seite 138

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Samstag, 16. Juli. 8.00 - 10.30 Uhr Einweihung von Haus Elisabeth für die Werkgruppe des Jugenddienstes (Frau Stadtrat Schultes, Fräulein Ertl). Ich predige über die heilige Freude. Kurat Maier, Pater Koch, Fräulein Putz, Fräulein Heinrich, die Singlehrerin. Zuerst Weihe der neuen Räume im Souterrain, dann Weihe der neu erweiterten Kapelle im vierten Stock mit Kommunionmesse, dann Frühstück, mit Liedern und zuletzt leider Fotografieren im Hof. Dauert alles sehr lange.

Generaloberin der Dominikanerinnen von Schlehdorf aus Südafrika. Zeigt ihren Ausweis vor. Ihr Bischof von Kingwilliamstown kam auch mit. Sie waren in Dublin. Bringt ein Kissen mit, gemalt mit afrikanischen Blumen.

Bischof von Augsburg - zur Weihe hier. Ob er Ordensleute weihen könne - wenn die Dimission auf seinen Namen läuft oder allgemein „im Georgianum mit zu weihen“. Ob wir nicht zur Wahl eine Erklärung abgeben wollen. Meint Ja.

Polnischer Gesandte Wysocki von Berlin, vom hiesigen Consul wiederholt angemeldet. Es sei sehr schwer, man muß ruhig bleiben. Über Hlond, der bei ihm war nach Dublin und wieder kommt für Kopenhagen. Die deutschen Priester, die polnisch predigen, verstehe man nicht - er will offenbar polnische Geistliche kommen lassen, - spricht am Schluß noch einmal davon, ich fürchte, er will mich gegen Schreiber ausspielen. Nur das Zentrum könne die Staatsmänner stellen.

Provinzial der Redemptoristen von Wien und hier der Pater Minister auf Visite. Wird auch nach Kopenhagen gehen zum Eucharistischen Kongreß. Ob bei ihnen das Leinberger Bild von den Armen Seelen? Nein.

Halbig - empfiehlt noch einmal für Würzburg. 40 M.

Baron Guttenberg - wegen seiner Anteile an den Münchner Neuesten Nachrichten. Um die bayerischen Belange zu sichern, sollte man ein Viertel haben. Ob nichts zu machen? Wir haben keine Mittel. Dann - Hauptthema und Zweck? - Königsbund. Rupprecht in der Rhön gefeiert worden. Wenn einmal hier alles durcheinander wäre, dann müßte er kommen. Er habe auch eine Gruppe in Berlin - gleichzeitig für die Hohenzollern. Das Gespräch drehte sich, ob der Kronprinz wirklich in der Rhön so begeistert empfangen wurde und wie sich Hitler zur Frage der Monarchie stelle. Er habe seinerzeit revidiert, sagte ich. Mein Eindruck war: Utopie, über Utopie. Urteilt sehr scharf gegen Gerlich, der spinne?

19.00 Uhr Baron Cramer-Klett - wegen Asthma Zigarre rauchend. Von Rom. Mein Geldbrief an Stoeckle übergeben. Custos von Anastasia gestorben, jetzt Enrico. Der neue französische Gesandte ein Freimaurer, eine Hand in der Hosentasche vor dem Heiligen Vater seine Rede gelesen: Da Frankreich am meisten für den Weltfrieden tue, so hoffe er hier beim Papsttum Unterstützung zu bekommen. Er habe mit dem Nuntius in der früheren Stellung gut gestanden. Der Heilige Vater sehr kurz und kalt geantwortet. Grüße von Pacelli. Nicht vom Heiligen Vater. Frühwirth sehr rüstig, Ehrle sehr alt geworden.