Paul von StengelParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 10. April 1931

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Baron Stengel, 10.4.31

1) Zuschrift von Wirth: Die Vorsitzenden der Bischofskonferenz, der jüdischen Kultusgemeinde... sollten sich in der Sprache gegen die Gottlosen mäßigen. Respondeo: Ich habe keine Antwort gegeben, weil offenbar ein Kompromiss und die Sache sehr eilig war, um vor Ostern die Notverordnung herauszubringen. Acht Tage vorher in der Kölnischen Volkszeitung gelesen mit dem Zusatz „eine überflüssige Mahnung“, bevor ich es von Wirth erhalten habe. Überdies an die Konferenz gerichtet, also später. Grundsätzlich? Ob Reichsminister mit uns direkt verhandeln? Nein, ich lehne ab. In andern Fällen geschah es auch nicht. Cultusfonds ging durch hiesiges Ministerium. Giesberts keine Antwort, daß mit Bankdirektor kommen wollte. Schwierig ist, wenn über einen Divisionspfarrer mit dem Reichswehrministerium? Würzburg und Speyer in Kultusfonds schon vorher direkt verhandelt? Er meint also grundsätzlich nein.

2) Ob bekannt ein Reichsbuch, worin am Schluß zusammengestellt zentralkirchliche Behörden 1) der Deutsche Evangelische Kirchen(bund)ausschuß, 2) die Deutsche Bischofskonferenz Fulda und Freising - „sie vertreten den deutschen Episkopat“.... 3) jüdische Gemeinde... Respondeo: Daher die Zuschrift „an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz“...

3) Eine Denkschrift habe Held ausarbeiten lassen zum Nachweis, daß für den deutschen Katholizismus der unitarische Reichsgedanke nicht so günstig ist, daß im Falle eines Kulturkampfes oder wenn die Berliner Nuntiatur aufgelassen werde... übergibt zwei Stück und eine Liste der Adressen, an die es verschickt wurde - ich möge später sagen, ob etwa noch an andere Bischöfe zu schicken wäre. Ich nehme entgegen ohne weitere Erklärung, da ich schon zu müde bin.

4) Ein Schreiben des Staatssecretariats vom 31.1.1931?: In der Sitzung der Cardinäle über das Concordat gesprochen und darin zwei Punkte: Auf kirchlicher Seite halte man daran fest, daß das gemeine Recht canon 1435 durch Artikel 14 des Concordats nicht aufgehoben sei, aber in freundschaftlicher Weise wolle man entgegenkommen: 1) Für Ernennung der Canoniker soll Turnus sein, wie wenn keine Reservationen wären. 2) Dafür wird die bayerische Staatsregierung sich an den Ternarvorschlag gebunden erachten, wo sie Präsentationsrecht habe. Die Regierung wird das zweite annehmen.

Respondeo: Ist mir neu. Auffallend, nichts davon gehört, wird wie eine Bombe einschlagen. Mir unfasslich. 1) Ist eine solche Concession, obwohl die Regierung die Lehrerbildung noch nicht durchgeführt hat. 2) Ist gegenstandslos, weil bisher schon an den Ternar gebunden oder wir haben nicht instituiert, wie bei Bauer unter Goldenberger. Darüber sehr erregt, Stengel merkte es auch. (Goldenberger erhält Orden. Held gratis Orden).