Tagebucheintrag vom 3. Dezember 1930Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10013, Seite 187,188

Text+KommentierungNur Text
Mittwoch, 3. Dezember. Geistlicher Rat Bernbeck - Landshut - dankt für geistlichen Rat. Dort noch religiöses Leben, Landshut noch halbes Dorf im Vergleich mit München.

Gräfin Dezasse, Vorsitzende des Mädchenvereins, mit Generalsecretär Denis von Freiburg. Ein Sekretariat hier errichten? Ist wohl notwendig und ob dafür die Collekte im nächsten Jahr noch einmal bewilligt wird. Die Bischöfe darauf hinweisen, daß sehr notwendig auf dem Land. Hat hier Besprechung bei den katholischen Stellenvermittlungen.

Oberregierungsrat Meder: Gruß von Drexel in Wien, der jetzt Minister werden soll. Ob ihre Theatergemeinde im Dom das Sursum corda aufführen soll? Wir können die Kirchenconcerte nicht wieder einführen. Es ist eine interkonfessionelle Vereinigung.

Priorin von Altenhohenau und eine Schwester: Bekommen keine Kinder mehr vom Rhein - was tun? Kinderheime gehen zurück. Pension? Müßten bauen und es kommen nur Arme. Eine Schule für Dienstmädchen, eine Haushaltungsschule? Wird das beste sein, wie in Schlehdorf. Sie haben bereits eine Stelle - wollten offenbar nur meine Zustimmung für diesen Mädchenfang. Priorin geht im nächsten Jahr nach Californien zum Generalkapitel.

Graf Spreti, Kapfing, junior: War in Berlin. Der älteste Bruder, der Fideikommißbesitzer, ist leidenschaftlicher Nationalsozialist. Hat ein Gut verkauft und darüber die Eltern sehr betrübt.

15.00 - 17.00 Uhr mit Stadtdekan Böhmer herumgefahren: Notkirche der Zwölf Apostel - Kurat Endres verschönert gerade einen Nebenaltar mit einem Kriegsinvaliden. Sankt Joachim, Kurat Ertl - ein schönes, großes Haus, im Parterre Kinderhort (10 M. für Weihnachten), Sankt Anna, Harlaching, Kurat Meisl, wieder bei den Kindern im Hort (20 M.), dann zur neuen Kirche, wo Alteneder wieder am Bauplatz ist. Wackerl ist aus dem Nürnberger Zellengefängnis entlassen, jetzt im Krankenhaus, weil infolge der schlechten Nahrung darmkrank. Später unter dem Namen seiner Mutter, Huber, in ein Krankenhaus bei Ulm.