Tagebucheintrag vom 10. Januar 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10003,
Seite 38
Freitag |
10. Jan. 1919. |
fälle sind nicht gekommen. Vor der Wechselbank stehen immer noch die Leute in Gruppen und einer fährt mit den Händen in der Luft herum – Der Polizeipräs. /
hat anschlagen lassen: Es sei ausgeschlossen daß aus der Bank heraus geschossen wurde. Die Soldaten halten aber natürlich trotz allem ihre Bemannung aufrecht. /
Um 10h also doch Ordin.sitzung möglich. Es geht das Gerücht, Sontheimer, Mühsam und Dr /
Lewin und einige andere Führer der Kommunisten seien heute morgen verhaftet worden.
1h Demonstr. der Spartak. von der Theres.wiese aus, obgleich gestern der gesamte Ministerrat /
die „wilden“ Demonstr. die von den Räten nicht genehmigt sind strengstens verboten hatte. Um ½ 3 auf einmal ein Schreien /
vom Promenadeplatz wie von 1000 Indianern. Sie verlangen die Freigabe ihrer Führer; Eisner lehnt es zuerst ab, /
der Führer der Sicherheitswache verlangt es noch einmal, die Matrosen klettern an einer Turnerleiter auf den Balkon, drohen Eisn. und zwingen ihm tatsächlich die /
Amnestie ab. Er selber war eben <gesessen> und vom Volke so befreit worden. Auf einmal ½ 5 hört man Hoch und Abzug, durchbrechen den Soldaten- /
kordon unter meinem Fenster und ziehen die Prannerstr. durch. Wir hatten alle Läden im Hause geschlossen, trauten uns nicht ans Fenster, erwarteten /
bestimmt, der Zug werde zur Hyp. und Wechselbank und vielleicht auch zu mir kommen, aber alles strömt vorbei, um 6h sind die Straßen leer. /
Man atmet auf. Also wird die Nacht doch einmal ruhig werden. Um 10h will ich zur Ruhe gehen, da rücken /
geschlossen Truppen durch die Straßen und beziehen Straßenwache unter meinem Fenster. In der Ferne Schießen – Am Bahnhof /
wurde ein Sturm der Spart. abgeschlagen, dabei aber vier Menschen getötet und neun schwer verwundet. Um 12h rückt die Straßenwache ab, die weitere Nacht bleibt ruhig.
stud. theol. Lieblang mit der zerschossenen Hand. Kann sich in Cöln nicht melden. Soll sich in /
Essen melden und einstweilen hier studieren. Von Prof Hoffmann hierher geschickt.
Spät abds Graf Montgelas: Bietet sich zum Schutz an, wolle sich sogar im Hause bleiben – ich lehne ab, /
weil im Hause keine Waffen sein dürfen und keine Verteidigung versucht werden darf.
Freitag,
10.
Januar
1919.
Wieder ein
Tag,
und die auf
vorgestern
und gestern bestimmt gemeldeten
Überfälle
sind nicht gekommen.
Vor
der Wechselbank stehen immer noch die Leute in Gruppen und einer fährt mit den Händen in der
Luft
herum –
Der
Polizeipräsident
hat anschlagen lassen: Es sei ausgeschlossen,
daß
aus
der
Bank
heraus geschossen wurde
.
Die Soldaten
halten
aber natürlich trotz allem ihre Bemannung aufrecht.
Um
10.00 Uhr
also doch
Ordinariatssitzung
möglich. Es geht das Gerücht,
Sontheimer
,
Mühsam
und
Dr.
Lewin
und einige andere Führer der Kommunisten seien heute morgen verhaftet worden.
13.00 Uhr, Demonstration der Spartakisten von der Theresienwiese aus, obgleich gestern der gesamte Ministerrat die „wilden“ Demonstrationen, die von den Räten nicht genehmigt sind, strengstens verboten hatte. Um 14.30 Uhr auf einmal ein Schreien vom Promenadeplatz wie von 1000 Indianern. Sie verlangen die Freigabe ihrer Führer; Eisner
lehnt es zuerst ab,
der Führer der Sicherheitswache verlangt es noch einmal, die Matrosen klettern an einer
Turnerleiter
auf den Balkon, drohen
Eisner
und zwingen ihm tatsächlich die
Amnestie ab.
Er selber war eben
gesessen
und vom Volke so befreit worden. Auf einmal
16.30 Uhr
hört man
Hoch
und
Abzug,
durchbrechen
den
Soldatenkordon
unter meinem Fenster und ziehen
die
Prannerstraße
durch.
Wir hatten alle
Läden
im Hause geschlossen, trauten uns nicht ans Fenster, erwarteten
bestimmt, der Zug werde zur
Hypotheken
-
und
Wechselbank
und vielleicht auch zu mir kommen, aber alles strömt vorbei, um
18.00 Uhr
sind die Straßen leer.
Man atmet
auf. Also wird die
Nacht
doch einmal ruhig werden. Um
22.00 Uhr
will ich zur Ruhe gehen, da rücken
geschlossen
Truppen
durch die Straßen und beziehen Straßenwache unter meinem
Fenster.
In der
Ferne Schießen
– Am Bahnhof
wurde ein Sturm der
Spartakisten
abgeschlagen, dabei aber vier Menschen getötet und neun schwer verwundet.
Um
24.00 Uhr
rückt die Straßenwache ab, die weitere Nacht bleibt ruhig.
Studiosus theologiae
Lieblang
mit der zerschossenen Hand. Kann sich in
Cöln
nicht melden. Soll sich in
Essen
melden und einstweilen hier studieren.
Von
Professor
Hoffmann
hierher geschickt.
Spät abends, Graf Montgelas
:
Bietet sich zum Schutz an, wolle
sogar im Hause bleiben – ich lehne ab,
weil im Hause keine Waffen sein dürfen und keine Verteidigung versucht werden darf.
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![Vergleiche Tagebuch NL F 10003, Eintrag vom 07.01.1919](resources/images/dokument/entry-icon.png)
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Vermutlich ist hier Max Levien
gemeint.
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![Kontextkommentar: Vermutlich ist hier Max Levien gemeint.](resources/images/dokument/i-icon.png)
13.00 Uhr, Demonstration der Spartakisten von der Theresienwiese aus, obgleich gestern der gesamte Ministerrat die „wilden“ Demonstrationen, die von den Räten nicht genehmigt sind, strengstens verboten hatte. Um 14.30 Uhr auf einmal ein Schreien vom Promenadeplatz wie von 1000 Indianern. Sie verlangen die Freigabe ihrer Führer; Eisner
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Studiosus theologiae
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Spät abends, Graf Montgelas
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