Tagebucheintrag vom 11. Februar 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 49

11. Febr. Gertr. Boss let: Mit dem Druck Ms für ein Heft der „Großdeutschen Jugend“. /
Ich hatte nicht Zeit das Ms. zu lesen, Kösel wird hierher kommen. Mit Dr. Appel sei sie schwer in Streit gekommen: Er habe ihr verbieten wollen, irgend /
etwas Relig. zu unternehmen, das Evang. zu lesen und habe die von ihr angeregten Zirkel nun gegründet.

Kaufmann Echter v. Speyer: Kommt von einer Versammlung in Augsburg. /
In Speyer waren über mich die tollsten Gerüchte verbreitet, auch daß ich tot sei, von Molz natürlich zuerst verbreitet. Er läßt sich über die Revol. /
erzählen, nimmt aber keinen Brief von mir an den Bischof mit.


3 h Herr und Frau Prof. Hall, die sich den Reisesegen holen um in die Schweiz /
und nach Amerika zu fahren für ein Jahr, zugleich mit ihrer Schwester Magd. Wilm. Sie selber fürchtet die Seefahrt. Ich gebe ihnen /
zum Abschied mein Bild.

Hr Schmid Bankbeamter in der Staatsbank der 8 Tage im Hause /
wohnte, ohne daß ich viel davon wußte, jetzt im Preysing Palais untergekommen ist.

10 h war heute das feierl. Pontifikalrequiem für † Königin Maria a /
Theresa. Die zuständige Stelle war zu feig, um feierl. läuten zu lassen wie es im /
Ordin.
beschlossen war. 5 Absol., gleichzeitig in den Pfarrkirchen der ganzen Stadt, Prinzen und Prinzessinnen waren beinahe alle da.

<Brief> von Graf Pestalozza: Wir sollten die katholischerseits die Initiative ergreifen, um Belgien freiw. /
fürs Unrecht zu entschädigen durch Sammlungen! Resp. Das Unrecht einzugestehen nach vier Jahren würde wenig Eindruck mehr machen und solche Summen bringen /
wir nicht auf.