20.2.33
,
Graf
Soden
,
10.45 - 12.45 Uhr.
Sehr ergriffen, im Auftrag
seines hohen Herren
, um über die politische Lage Bericht zu geben, am Schluß mit feuchten Augen: Zwei Dinge, die Gnade Gottes und unsere Arbeit, auf den Knien bittet er um den Segen. Zuerst lasse ich ihn lange allein sprechen.
In Berlin
so,
daß eine
nationalsozialistische Diktatur
kommen wird. Dort spricht man gegen
Hitler
nur im Flüsterton. Der eigentliche
Treiber
ist
Goering
.
Seldte
und andere Minister von
Schwarz Weiß Rot
wären froh,
wenn vom Süden etwas geschehen würde.
In der Nacht nach der Wahl die Nacht der langen Messer,
wo die Versammlungen der
Kommunisten
ausgeräuchert werden sollen,
also direkt Mord.
Andererseits
in München so,
daß sich das Volk nicht mehr halten läßt. Der
Christliche Bauernverein
versichert, in 24 Stunden haben wir 20000 Bauern hier.
Schäffer
hat,
und das war klug,
in den
Tresor
nicht bloß 50 und 100,
sondern auch kleineres Geld aufgespeichert,
löst
für zwei
Monate und dann wird man sehen.
Ich erkläre
1) dankbar,
sprechen zu können. Ich habe auf der Firmungsreise von der ganzen
monarchischen
Bewegung nichts gemerkt. Ich frage die Pfarrer: Die Leute
schimpfen über die Steuer, jammern über die Not und schlechten Preise,
„Der König kann jetzt auch nichts machen“.
„Und die Reichswehr?“
Leeb
hat erklärt, er ist nicht bloß Oberbefehlshaber, er ist auch
Landeskommissar
und da
kann es Konflikte geben. Dann wird er
Landeskommissar
sein.
Er wird nicht auf Bayern schießen lassen. Genug gesagt.
...
„Aus
Nürnberg
und Oberfranken?“ Er erklärt, durch Wiederherstellung von
Bayreuth
viele gewonnen.
Überhaupt Nordbayern stark
nationalsozialistisch, Würzburg nicht.
Er meint,
im Norden sei auch viel
Stahlhelm.
2) Ich habe mir nur
drei Wege gedacht, a) entweder
Staatspräsident.
So gut wie in
Württemberg.
Er: Dagegen
ist die bayerische Verfassung. Müßte also
zwei Drittel
Stimmen
zuerst
.
Er
müßte
einen Eid ablegen auf die Verfassung.
b) Oder
eine Volksabstimmung,
um klar zu
sehen. Er meint, das Volk vor die Tatsachen stellen.
Übrigens rechtlich sei Volksbegehren in Bayern allein nicht zulässig,
meint er.
c) Abwarten,
bis im Norden das vollendete
Chaos,
dann ein Akt der Notwendigkeit.
Er meint, sie
könnten
nicht warten. Alles sei gespannt.
Bayern habe so viel Kredit: In der Schweiz verkaufen sie Reichspapiere,
um die
Anleihe
zu zeichnen. Ein Hamburger Bankmann,
der in der Reichsbank sitzt, erklärt,
ausgerechnet durch den
Schwiegersohn
von
Erhard
Auer
,
er stelle sofort sechs
Millionen
zur Verfügung. Bayern habe mehr Kredit als das Reich.
Im
Manifest
werde der König
sagen: Natürlich deutsch bleiben, keine Abtrennung. Ich füge dazu: Auch sagen, als
sozialer
König wiederkehren, die
soziale
Arbeiterversicherung bleibe, den Bauern versprechen,
die Spannung zwischen Erzeugung und Verbrauchern wird aufhören,
keine Zwangsvollstreckung,
dafür aber eine
Kreditbank
(das schreibt er sich auf). Schutz des christlichen Bekenntnisses, wenn auch nicht mehr in der Form des
Summepiskopats
(was
Veit
nicht will
- er fragt,
ob ihm einen Besuch machen?
Ja.
Besonders wegen Einfluß in
Bayreuth.
Alles was im Norden Stimmung macht), die Kirchenverträge sollen bleiben. Auch eine
Amnestie.
Er meint: Etwas von
konfessionellem
Frieden.
Die großen Gehälter abbauen
„Für die Zeit der Not“ (auch vor den Bischöfen nicht Halt machen).
Er: Auch Schutz den
Israeliten.
Kirchliche
Feier? Gewiß ein feierliches Hochamt in Gegenwart des Königs, mit
Tedeum.
Mission
auf dem Land. Nach allen Ämtern wieder
Patrona Bavaria
(Er meint noch etwas mehr, ob in der
Litanei.
Eggersdorfer
habe von einer
Krönung
gesprochen. Ich erkläre: Die Weihe
im
Pontikfikalamt
unmöglich,
weil Kampf gegen die Häresien. Die Krönung ist päpstliches
Privileg.
Im Landesausschuß der Bayerischen Volkspartei habe
Held
dunkel gesprochen:
Kein
Staatspräsident,
weil damit der Weg
verbaut,
den wir gehen müssen (großer Beifall), am Schluß
Horlacher
deutlich gesprochen und ein Sturm ging los.
Röhm
war früher Verbindungsmann mit dem Palais, bis er auf Anfrage erklärt:
Ja,
das ist so und sei heute
die
SA
durchsucht.
Seisser
erklärt: Keine Truppe, keine Aufmärsche machen, der Fackelzug am
kommenden Freitag von 15000 sehr bedenklich.
Stahlhelm
wird nicht dagegen sein,
Seldte
erwartet etwas.
Er fragt betont:
Wie sich der
Papst
dazu stellen werde.
Ich habe keinen Anhaltspunkt,
bin aber sicher, er wird,
wenn sie
est,
anerkennen. Er meint: Gleich persönlich
Telegramm
schicken und
Pacelli
werde sicher anerkennen.
Respondeo
:
Aber
erst,
wenn
est.
If
über München müßte Belagerungszustand verhängt werden, ein großes Bauernlager; die alten Offiziere. Aber Unterkunft und gute Verpflegung.
- Mitteilung an die Bischöfe müßte ich übernehmen wegen Gottesdienst dort.
Ich wiederhole gegen Schluß nochmal: Ich sei nicht überzeugt,
daß die
monarchische
Stimmung so allgemein sei und ob es ohne
Anstoß von außen, weg von
Chaos
in Berlin,
möglich sei.
Die jetzigen Minister sollen im Amt bleiben, auch die Beamten „bis auf Weiteres“.
Neu zu bilden:
Finanzminister,
Landeswehrminister.
Im Laufe des Gespräches ich: Die Bayerische Volkspartei hat keine Ziele: Dem Bauern muß geholfen werden (das
müßte
in Berlin gesprochen werden statt von hier),
die
Veteranen
aufbessern. Den Kriegsgeschädigten Aufbesserung verschaffen - keine Ziele und keine Begeisterung.
Der König müßte einen
Fond
haben -
Wohlfahrtministerium
.
(Vergessen zu sagen: Orden und Geheimräte)
Er: Die drei Hofrangklassen müssen verschwinden. Aber auf
schon.
Und die Franzosen? Ich habe mehr Angst,
sagt er,
daß sie zu freundlich für uns sein könnten. Von Italien wohl keine Schwierigkeiten.
Warum bald. Er: Jetzt hat
Hitler
noch nicht die Macht über die Reichswehr. Es ist aber bekannt,
sie wollen
Hindenburg
wegdrängen
und dann hat
Hitler
die Macht über die Reichswehr.
Dagegen
Papen
warnt.
Soden
8.3.33
bei mir früh
9.00 Uhr
am Tag meiner Abreise.
Dankt für Mitteilung
auf römische Antwort zu meinem
Dementi
in
Fridericus.
Grüße und Empfehlung an
Pacelli
.
Die Lage von heute ganz anders. Vor der Wahl war tatsächlich geplant:
Held
und
Schäffer
brachten im Ministerrat die Sache zur Sprache,
aber die anderen, besonders der
Jurist
,
hatten große Bedenken.
Hindenburg
hätte es begrüßt,
um seine Rechte zu stärken. Jetzt durch die
Wahl
überholt.
Hitler
habe in Berlin dem
Held
erklärt: Wenn
Rupprecht
etwas unternimmt, werde ich
ihn aus dem Land weisen und sein Vermögen
konfiszieren.
Ich: Die Volkspartei hat nichts getan, die Rede von
Held
am Vorabend war sehr unglücklich, er erwähnte die Bauern gar nicht. Jetzt gebe es einen furchtbaren Bruderkrieg. Weil das Landvolk alle seine
Hoffnung auf
Hitler
setzt. Jetzt erwarten,
bis die Hoffnung enttäuscht wird,
das wird sehr bald sein. Wir wissen,
es wird schwer kommen.
Albrecht
habe erzählt: In
Dietramszell
ein Bauer mit 400 Tagwerk, früher bei der Volkspartei,
weil aber die nicht für den
König,
wurde er
Nationalsozialist,
und weil die auch
nicht
für den König waren, ist er jetzt
Kommunist.
Papen
hatte ihm erklärt
- ich hatte ihm gesagt,
daß
Papen
mir gesagt:
Nur nicht ohne
und nicht vor dem Norden, allein.
Papen
hatte ihn,
Kress
,
Guttenberg
und einige eingeladen und sehr offen gesprochen.
Kress
habe ihm erklärt: Sie werden sehen,
Hitler
hat
noch jeden enttäuscht. Er fühlt sich nicht an sein Wort gebunden.
Versprechen,
das
Kabinett
bleibe beisammen solange es ihm gelobt, jetzt
werde er Reichswehrminister
haben wollen.
Er: Hier seien die Verhandlungen so weit, die
Nationalsozialisten
wollen
Ministerpräsidenten,
Innenminister
und einen Staatsrat im
Justizministerium.
Im Ganzen ist er sehr gedrückt.