Tagebucheintrag vom 5. Januar 1925Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10010, Seite 67

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Montag, 5. Januar. Nuntius, natürlich über Konkordat, siehe besonderes.

15.00 Uhr Vesper. Bruder Vigilius zum ersten Mal allein, bleibt bei der Heimfahrt im Tore hängen. Ich muß immer Gott danken, wenn ich mit ganzen Knochen aus dem Auto wieder herauskomme.

Abends 17.00 Uhr besuche ich Weihbischof Neudecker - seine Schwester im Fahrstuhl in großen Schmerzen, können nicht mehr miteinander sprechen, er selber: „Vergelts Gott, daß ich diese Freude noch habe. - Wie ein Kind weint er beim Weggehen.

Abends 20.00 - 23.30 Uhr Fahnenjunkerkurs B bei mir. Erst Vorstellung im Salon, dann legen sie Tschako ab und Gurt (Wehrgehänge), dann im großen Speisesaal an zwei gedeckten Tischen, wo für jeden zwei Flaschen Bier, für je sechs eine Platte Fleisch, für jeden Brot bereitgestellt ist. Vortrag von Dr. Schneider über die experimentalpsychologischen Ergebnisse des Krieges, - Hauptmann Baron Lichtenstern (lange in Südwest. Sein Vater war Kommandant der Hartschiere, als ich meinen Throneid leistete. Er selber in der Pagerie) und Oberleutnant Schröder (heiratet im Mai) sein Bruder auch hier. Ein früherer Lehrer in Schlesien dabei, ein früherer Theologe; 36 (einer ist krank), die Ordonnanz von Schneider (Wich) hilft, weil sonst kein Diener dabei ist. 4 000 Zigaretten, circa siebzig Zigarren, drei große Lichtbilder und circa siebzig Postkarten von Samberger (die meisten lassen unterschreiben). Die Granatböden als Aschenbecher. Christbäumlein. Gesprochen: Die Weihfässlein, im oberen Stock Wucherabwehramt, bei der Fremdenlegion, - Tabula rasa sehr gründlich gemacht, einer brennt mit der Zigarre sogar das Tischtuch durch und einer verliert einen weißen Knopf.

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