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Reisetagebuch, 24. März/29. Juni 1933

Persönl. wenig Stationen, Weihbischof zum ersten Mal viele Außenstat. /
Die polit. hoch erregte Zeit weil Hitler dikt. neu begonnen. Die Männer mit dem scheuen Blick und schlechten Gewissen.
Firmung 1933
Der Anfang in herrlicher Märzsonne, Berge schöner als im Sommer.

24/25. März Firmg Reichenhall. Vorabend abends 8h in aller Stille /
weil Beerdigung von Dunstm. 3 St. Fahrzeit (160 km) weniger 10 Min.
Tage der Charakterlosigkeit: Kaufmann Klotz Reichenhall früher bei allen /
Vereinen Vorstand, hat alles niedergelegt, heißt es auf der ersten Station. /
Sekr. stelle von links <her | zwei> auf und so die Runde weiter. /
Freudenstein: Der Liebfrauenbote verboten aber ich kann ihn euch nicht warm genug ans Herz legen. /
Festspiel Mariae Verkündigung, dazu lebendes Bild. Da läutet es Angelus /
und ich bete vor. Zum Teil vor dem lebenden Bild. Ergreifend.

25/26. Consecr. der SchmerzhaftenMutter Kirche in Unterstein /
Fahrt 35 Min. Wir glaubten zu spät dran zu sein und kamen Punkt 5h. In Berchtesg. vor dem Tore rechts ab /
zuerst auf den Königssee zu. Dann die Distriktstraße an den See über Unterstein.

26/27 Firmung in Berchtesgaden. 10 Min. /
2h
nach Schellenberg um die zwei <Arbeitsheime> der Knaben und Mädchen zu besuchen, zurückfahrend Gepäck aufgenommen /
und über Reichenhall nach in dreieinhalb Stunden (20 Min. in Teisendorf g. Rat /
Dunstm. besucht).
Vor Kirchencons. noch viele Arbeit: Mutter sagt: So wie in den letzten Tagen hätte es nicht mehr /
lange fortgehen sollen. /
Ein Firmling vorher sterbend zum Pfarrer: Wie ich mich grausig auf die Firmung freue. /
Wilderer meist um den Gamsbart für den sie 60 M zahlen /
fahren mit Ski Gemsen nieder und reißen den Bart aus und hängen Glocken um /
Glockengerüst am Pfarrhof, früh ½ 5 geläutet. /
In Reichenh: Ein 8j. bittet um Frühkomm. /
Bibelforscherin in Surberg gestorben, mußte im geweihten Friedhof begraben werden weil Familiengrab. Der /
Totengräber aber zum Pfarrer: Seiens nur ruhig, ich hab das Grab so tief gemacht, daß nicht mehr geweiht

30. März: Osterkomm. in Bruck. Eben werden /
alle Beamtenstellen neu besetzt durch die nation. Regierung.

Verschied. Funktionen im Dom in München, /
Pullach, Cons. in Haar.

Mi 3. Mai Pontif.amt zum Kreuzfest in Scheyern

Kein Festletitzl ohne Pfanzelt Fritzl

Auf der Heimfahrt bei Ilmmünster durch eine Prozession durch /
auf engem Weg. Erst warten wir, dann doch vor in der /
Mitte: Fahre hin. Ruft ein Mann, der offenbar getrunken hat, und eine Frau: /
Fahrts zu mit euerem Braaderer hl Maria - /
Das sind freilich große Störungen des Gebetes.

Chiemsee Sakristei eine Frau gefirmt

Sa 6. Mai /7. Pontif.amt in Maria Brunn in /
Ponlach Tittmoning.
103 km über Wasserburg - Trostberg /
(dort über Palling guter Weg, wir wollten den oberen Weg fahren aber in Trostberg nicht genügend gezeichnet) /
2 ¼ St. bei meist guten Wegen. Wir sind eine Stunde zu spät dran weil ich nicht weg kam. War kein Empfang. /
Nachm. nach Adelh. über Fridolfing - Waging. Regen.

Ein Ort Brüning hier der also Hitler zum /
Ehrenbürger machen könnte. /
Der herrliche Gottesdienst im Ponlachpark, große Andacht und /
Nachmittag die Wallfahrt - abds schwerer Regen. /
Bei der Abfahrt von Tittm. drückt mir ein Kind eine Orange in die Hand /
ein anderes ein schönes Rosenkränzlein "Das schenke ich Ihnen".
So 7./8. Adelholzen, Rast, weil Pfarrer Bergen krank geworden ist.

Die 9. Mai Prien: Das furchtbare Regenwetter vorüber, wieder Sonne. In 55 /
Min. über Seebruck n. Prien, Wege schlechte, vielleicht doch besser unten fahren /
oder oben 60 Min.

9/10 Mai Chiemsee
Auf dem Chiemsee hat gerade heute ½ 12 der /
Do X gewassert,
nachmittags besichtigt. * /
Die Krüppelkinder von Aschau von einer <Bahre> zur anderen. /
[Einfügung (*): Von der Insel aus sehen wir ihn aufsteigen.] /
Fischt einer im trockenen Graben. Aus Mitleid schenkt ihm ein Herr 3 M. /
Wie viele Fische hast du schon gefangen? Du bist der dritte.

Auf Frauenwörth singen die Schwestern zum Confirma zwei Alleluja.

11. - 14. Mai Traunstein drei Firmungen und /
zuletzt Katholikentag. Rede und Schlußrede.

15. Mai Dom I Gymn. und Realgymn. /
In Mü St. Anna, St Bonifaz, /
Joh. Bapt., Nymph. Christkönigkirche, Nymph Inst., Dom II, /
St. Paul,
Eine wahre Waltherseuche wie in zwölf Jahren eine Adolf Epidemie /
kommen wird. Der Vorbeter betet Zukomme uns dein Reich , ich schicke einen anderen der betetZu komme dein Reich!! /
Manche Buben Locken über die ganze Stirn: Ich rufe hinein Die Firmung das Sakrament der freien Stirn. Da /
kommen sie mit Simpelfr. wie Mädchen daher (die Judenmädchen mit Moseslocken). /
Religionslehrer beten vor: Zu komme uns dein Reich, zu <komme | kommen> dein Reich. Haben über dem lat. Vaterunser das deutsche verlernt.

17. Mai St Anna die 1. SA Unif. eines Paten, am Nachmittag wieder eine, am /
übernächsten Tag bereits zwei.


➥ Folio 542v

Die Haare der Knaben pomad. einer hat mehr Simpelfranzen als Mädchen. /
Vorbeter immer wieder: Zu komme dein Reich (Zinkl). /
Ein Kind auf dem Arm der Mutter: Lieber Kard. /
Die Form der Firmung ist eigentlich kein Gebet? Sie beteten über sie. /
Oder ist „Im Namen des Vaters.. ein Gebet .

In der Stadt jeden Tag ein SA Mann in Unif. aber doch wenige. /
Auf dem Land neue Gesichter bei Bürgermeistern und Gemeinderäten, aber der Empfang /
und der Ton hat sich wenig geändert.

Maitenb. im Verkündbuch: Sammlung für Schiesspulver. /
Der Pfarrhof hat für die Visit. ein neues Geländer bekommen. /
In den Formularien Trauung fehlen aus zarter Rücksicht wann die Braut geboren. /
In Obernd. „Hab nicht gemeint daß sie da rein kommen , wo Bücher sind. /
In Haag bedingt getauft eine Frau, also auch bedingt zu firmen? /
Jeden Tag polit. Telef., heute sogar Besuch. /
Nach der Kat. das ist die beste. Warum nicht geantwortet: Sie <haben | hat> mich nicht gefragt.

25./26. Mai Christi Himmelfahrt und Frei Blutritt in Weingarten /
Pred. und Pontif.amt. /
So 28. Mai St. Jacob. /
Mo 29. Mai - Do 1. Juni Bischofskonf. Fulda,
/
darum einige Stationen verlegt. /
Frei 2. Juni St. Franz. /
So 4. Juni Pfingsten.
Mo Firmung in der Hauskapelle. /
Die 6. Juni Pontif.amt und Firmung in Seeon /
Do 8. Juni Bened. St. Anastasia im Waldfriedhof. /
So 11. Juni Messe und Pred. für den Gesellentag fällt aus. /
Mo 12. Juni Dom III, Die 13. Juni Neuhausen /
Do 15. Fronleichn. Proz. Sa 17. St Ursula. /
So 18. Cons.
der Joh Ev. Kirche in Unter-Dachau. /
Mo 19. St Gabr. Die 20. Marihilf. /
Mi 21. Juni früh ab 710 Visit. Maitenbeth und Firmung /
Nachm. Besuch in Oberndorf, einer treuherzigen Gemeinde und dann im Wald bewirtet /
21 /23. Haag. 23. Juni Visit. Kirchdorf b. Haag.

Communista absolutissimus /
Zangberg: Die Bauern, alte Volksparteiler, fragen immer wieder: Was wird jetzt. Wenn /
ihr nur euer Heu gut einbringt. Das ist Nebensache. Was wird mit der katholischen Kirche werden.

23. Nachm. 2 h Tonsur in Gars, dann nach Mü, abends 8 - 910 wieder zurück. /
24 /25. Gars Firmung, 5 Niedere Weihen, Priesterweihe. /
25 /26. Zangberg. Firmung und Oberinnenwahl. /
Nachm. ½ 4 zurück mit Domdekan.

Cap. pater resp. Stufengebet aus dem Büchlein. 27. Juni St Joseph. /
28. Juni St Wolfgang letzte in /
29. Juni Priesterweihe Freising und 30. Juni ebendort Firmung
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Digitalisat Faulhaber-Edition