Tagebucheintrag vom 12. Mai 1925Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10010, Seite 106

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12. Mai. Heute wird Hindenburg als Reichspräsident vereidigt. Wie er sich mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der Weimarer Verfassung abfindet, ist seine Sache. Jedenfalls ein schweres Ärgernis, denn er hat früher einen anderen Eid geleistet und durch sein persönliches Ansehen wird der republikanische Gedanke gestärkt. Um 11.00 Uhr schickt der Unterrichtsminister zu mir: Es sei Beschwerde eingelaufen, weil ich nicht beflaggt hätte, während die staatlichen Gebäude alle Flaggen gehabt hätten - ich werde nicht beflaggen, weil wir unsere Häuser und unsere Glocken nicht in alle politischen Dinge hereinzerren lassen.

Reverend Hummel, Rector von Sankt Vincenz, Buffalo (klein mit Augenglas) - Kurzbesuch auf der Durchreise nach Rom. 20 Stipendien.

Graf Arco, Anton, überbringt mir persönlich sein Buch „Aus fünf Jahren Festungshaft“. Er habe Hindenburg nicht gewählt, habe sein Buch Heim gewidmet. Seine Mutter Protestantin. Hätte sie im katholischen Glauben erzogen, aber jetzt in Prien ein protestantischer Zirkel, worin sie ganz umgedreht sei.

Nachmittags Pfundstein aus Brooklyn - will in ein Bad, in Innsbruck seinen Sohn besuchen.

Maria La Rosée - bringt ein Album von der Romreise. Möchte auf Weihnachten zum Schließen der Pforte nach Rom.

Abends ins Mutterhaus.