Tagebucheintrag vom 19. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 67

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Samstag, 19.5.45, Grassl - seine Rundfahrt, heute zu Zinkl wegen Wohnung, ob weiter Schule in Zangberg,

10.00 Uhr, Dreimärkl mit Spritze.

Professor Dr. Murin Ivan mit Bruder, kommen mit Rad von Eichstätt: Ich soll für Dr. Tiso auch im Namen des Nuntius vortragen: Ich soll ihn bei der Regierung melden, bei der nächsten Gelegenheit den Heiligen Vater bitten, daß er für Tiso sich verwende, aber auch in seinem Namen um gute Behandlung bitten. Verlange sehr viel: Daß sie von Altötting zu mir kommen. Stellen mir den streng katholischen Professor kurz vor.

Domkapitular Kienitz - in verschiedenen Anliegen.

Oberst Keegan, Chef der bayerischen Landesregierung - küßt kniend den Ring, stellt sich sofort als romancatholic vor, Knight of Columbus. Er: Wir wollen die Schulen in Gang bringen, dafür soll ich eine Kommission bilden, auch mit protestantischen Priester und Laien. Ich: Gestern bei Zinkl, der ausgewiesener - zwei Priester und zwei Laien, dazu von der Regierung Landeen. 2) Trage ich gleich vorbesprechend das Anliegen Tiso vor, US-gefangen, internieren vielleicht Altötting as priest. Ich werde nach [ ... ] Tag es schriftlich einreichen.

15.30 Uhr war Ambassador Murphy gemeldet, stattdessen kamen Major Knappen mit Landeen, ohne besondere Einzelfragen. Er erklärt, ein sehr junger Mann, sie wollten alles tun, uns zu helfen. Das wiederholt er öfter. Ich spreche von den 150 Prominenten im Berghotel südlich vom Brenner, holen die letzte, verliest einige Namen. Landeen hatte den Namen Neuhäusler genannt und er sei bereit, die fünf Münchner holen zu lassen, wenn er die Adresse hätte.

Colonel (als Oberst angesprochen) David Chavez, War Crimes Branch, U.S. Army, Dachau-Investigation - mit einem Stenographen und einem Dolmetsch. Ob ich es gewußt habe - ob ich versucht habe, hinaus zu kommen - ein Spanier mit teuflischen Augen, „Ich bin ein römischer Katholik, einer von der ältesten Diözese US.“ - Beim Kommen kniend den Ring geküßt, nicht mehr beim Gehen. Siehe besonderes.

17.00 Uhr ab nach Freising mit Weihbischof, Ferdinand (Gertraud mit Rad voraus und gerade in Freising eingeholt) und Thalhamer - ein Gewitter zieht vor uns nach Norden.

Auf dem Weg dorthin die Brücken in Freimann gesprengt, auf dem Wege einige Panzer oder Flakwagen zerstört auf Feldweg, auch vollständig zerstörte Wagen, offenbar von Fliegern. Vom Zimmer in Freising aus: Der Bahnhof liegt tot mit den zertrümmerten Wagen. Die Vorratshalle inzwischen von den Russen geplündert worden. Es fahren nicht mehr so viele Wagen, im Wald soll noch SS versteckt sein.