Friedrich GlumParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 2. Juni 1947

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Professor Dr. Glum

2. Juni 1947, 16.00 Uhr bis fast 18.00 Uhr. Angemeldet von Üxküll. Ist ohne Partei im Kontrollrat. Convertit mit seiner Frau, Rheinland, gern nach Bayern gekommen, weil er glaubt, hier gehe erstens die Politik nach christlichen Grundsätzen. Bekenntnisschule sei nicht gefährdet, der Wille der Eltern werde geachtet (ich: für uns gesetzlich geschützt, für uns ein Hauptpunkt). Über Concordat. Er: Man will das Reichskonkordat nicht mehr achten, weil es ein Reich nicht mehr gebe. Wenn in London wieder kein Ergebnis, dann werden sich die Westalliierten selbständig machen. Amerika lebt in der Überzeugung, die Auseinandersetzung mit Rußland wird kommen und unser Land wird Schauplatz werden. In Amerika heute groß.

Bekenntnisschule soll uns keine Sorge machen. Wohl aber zweiter Punkt, Schulpunkt. Sechsjährige Grundschule. Nicht so viele Leute. Hundhammer sei furchtbar schroff gewesen, hätte in Stuttgart den General Clay sehr gereizt, dann aber Glum für ihn eingetreten und bei der Besprechung in München sei Clay sehr freundlich gewesen. Alle hätten ihm, Glum, dafür gedankt, nur Hundhammer nicht. Respondeo: Solche Fragen sind für uns keine Dogmen. Wir wollen nicht den Schein erwecken, als seien wir stur. Beten nicht bloß für Theologen. Die zu früh gegabelte Schule sei Klassenschule - man brauche aber nur Staatsstipendien zu stiften, also nur nach Begabung entscheiden. Er weiß, daß Frédéric bei mir, mit dem er offenbar zusammenarbeitet.

„Die Stunde allerdings denkbar ungünstig“ - jetzt da wirtschaftlich Bayern gemolken werden soll. Clay sei nicht katholisch, er gebe sich doch eher als Puritaner.

Der Schultyp: Es ist nicht Dogma, aber Tradition. Und jede Tradition verdient ihre Ehrfurcht. Was man fürchtet, die Kinder des Volkes nach Klassen auseinandergerissen - man brauche ja nur Studienstipendien für die Bücher der Arbeiterkinder zu stiften. Bayern soll sich nicht isolieren.

Hundhammer habe im Ernst die Nuntiatur in Bayern zur Sprache gebracht. Ich bezweifle das: Die Kirche organisiert nicht rückwärts, bevor nicht ein gewisser politischer Abschluß. Und jetzt die Prügelstrafe und das wird alles aufgegriffen in solcher Menge. Von Bayern aus könne so viel gemacht werden, besonders christliche Politik, aber nicht mit solchen Ministern! Sehr herzlicher Abschied.

Bellum.