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Fliegerangriff 7.1.1945Parallelansicht ⇨
Persönliche Reflexion, 7./11. Januar 1945

Doppelangriff So n. 3,-König 7.1.45 20 - 23 h

Tagsüber ohne Sirene, unheimlich an einem So! Nachm. die Straßen leer, die Leute sind auswärts oder sie ruhen aus. /
20 h beim Rosenkranz in der Katak.kapelle, beim zweiten Satz den du zu Elis. getragen kommt Bruder Friedb. zum Glück /
im Haus „Alarm“. Dann geht es schnell. Vom W Kampfverband, von mehreren Seiten Anflüge. Wir denken an den 17.12.44 /
„Über der Stadt“, die Explos. kommen näher, schon beim Kommen als schwere Deton. kenntlich - dann 35 Min. ein furchtbares Feuer, Ruß um /
etwa 17 schwere Einschläge, wir glaubten acht auf unser Haus, und senkten das Haupt wie zum Henkerstreich. Besonders Frau Knör von der Pfälzer Bank, auch /
ausgebrannt in jener Nacht. Dann eine Pause, Kontrollgang, Kreuze an der Wand im Stiegenhaus, <Lampe> auf meinem Pult - später abgehängt und zertrümmert. Nochmals /


MNN 9.1.45
München unter Feindterror

Zwei schwere Angriffe in einer Nacht

lpm. München, 8. Januar

In den Abendstunden des 7. Januar wurde /
München in kurzer Folge von zwei schweren Terror- /
angriffen des Feindes heimgesucht. Es handelte sich /
um Westeinflüge viermotoriger und schneller Kampf- /
flugzeuge. Der Angriff erstreckte sich auf das ge- /
samte Stadtgebiet. Eine große Zahl von Spreng- und /
Brandbomben richtete starke Zerstörungen vor- /
wiegend in Wohnvierteln an. Des weiteren ver- /
nichtet oder schwerstens beschädigt wurden öffent- /
liche, kulturelle und soziale Einrichtungen, neben /
anderen Kirchen der einzigartige Barockbau der /
Theatinerkirche, Schulen, Kliniken, Krankenhäuser /
und Lazarette. Die Bevölkerung hatte Verluste.

Die Art der angerichteten Verheerungen kenn- /
zeichnet die beiden Angriffe als ausgesprochene /
Terrorakte. Die hartgeprüfte Münchner Bevölkerung /
bewies auch bei diesen schweren Angriffen eine /
tapfere soldatische Haltung.
[Eingeklebter Ausschnitt aus den Münchener Neuesten Nachrichten]


Nordamerikanische Bomberverbände griffen am gest- /
trigen Tage das westliche und südwestliche Reichsgebiet /
an. Wieder waren vorwiegend Wohnviertel das Ziel ihrer /
Bombenwürfe. Bei zwei aufeinanderfolgenden nächtlichen /
Terrorangriffen der Briten auf die Hauptstadt der Be- /
wegung wurden schwere Häuserschäden vor allem in der /
Innenstadt Münchens verursacht und zahlreiche Kul- /
turbauten zerstört. Luftverteidigungskräfte brachten /
27 viermotorige Bomber zum Absturz.
[Eingeklebter Zeitungsausschnitt]
Wehrmachtbericht /
vom 8.1.45
A - schnell hinunter und schon beginnt der zweite /
noch furchtbarere Angriff. Übersteigt /
alle Vorstellungen. „Es brennt im Speicher“ im kleinen. /
Am Dachgarten 4 Kan.leuchter. /
Die Knörr gehen heim, die von N o 6 /
rufen um Hilfe, ich bin an der Pforte, lichterloh /
brannten die beiden Nachbarhäuser, ich räume die obere /
Kapelle und einiges aus der unteren. Dr Thaler /
kommt. Mar Lang, Pullach /
<reden> die Nacht und am anderen Vormittag Stuck /
und repar. einiges. Das Furchtbarste die /
Sprünge in Wänden und Mauern. Ob nicht der Brand über /
greift , die fünf von der Hypobank gehen hinüber und /
löschen drüben.

?


➥ Seite 19

Hausbild nach dem 7.1.45

In den Zimmern zuerst Stuck hoch geschichtet, die Pullacher kehren zusammen, kehren aber auch Schlösser, Charniere /
und anderes mit hinaus. Auch nachher immer wieder der Staub auf Schreibpult und allen Sachen. Solange die Fenster nicht geschlossen sind, /
mit Kunstglas oder Brettern oder Carton, hat Abstauben und Auskehren keinen Zweck. Das Bedenklichste: Das Haus setzt sich <nun> von den Trag- /
mauern ab ein Zimmerfenster hängt herunter, der Palier: Nicht zu tief diese Stiege gehen. Stuck fällt von der Decke während man arbeitet. /
Der junge Berl. sagt: Während in der Bibliothek gearbeitet wird muß einer unten stehen und horchen ob es rieselt und knistert Dann große Gefahr. /
Oberbaurat Gruber und Oberregierungsrat Greiner erklären sofort: Einsturzgefahr, also zusperren. Dazu
kein Tel.
kein Tel.
/
Bruder Angelus macht das Notwendigste, besonders einige Türen. Dach lasse ich nicht mehr machen. Die <2 000> Zimmer stelle ich zur Verfügung ...

Strassenbild: Nach dem Überfall in den ersten Stunden aber auch noch nach 20 Stunden <Zeit zurück>. /
Heute 11.1. /
In der Nymph.straße in einem
keller
Bräu
(?) 85 Leute ausgegraben. Gestern Abend hat man noch klopfen hören /
Bei der Staatsbank lesen jetzt die Beamten das Holz zusammen. Ein Herr mit einem Korb. Mit Handschuhen suchen sie sich etwas zusammen natürlich nicht die großen Balken zuerst. /
Eine Dame zieht ein Papier aus der Tasche, reißt ein Stückchen davon ab und benützt als Nasentuch. Manche machen den Eindruck sie seien ganz verwirrt: Die Schwester vor dem Dom fragt /
den Feuerwehrmann, wo ob er nicht „ihre Schwestern“ gesehen hätte. Der macht zuerst ein dummes Gesicht und im Weggehen: Vorher sind sie noch im Dom drinnen gewesen. /
„Wenn es wahr ist“, sagt die Schwester. Aus den Kellern und Souterr. ragen Ofenrohre heraus wie bei den Zigeunerwagen. /
Man sucht 260 000 Obdachlose.

➥ Seite 20

Zu 7.1.45 Forts.

Mo 8. Jan. 2 h celebr. damit die Schwestern dann Ruhe haben. Tagsüber mehr ein /
Traumwandler. Maria muß sich ein paar Mal hinlegen. Kath. war die Tage vorher krank. Rosenb. /
ist auch halb krank, hat mit der Heizung viel zu tun damit die Heizkörper nicht einfrieren weil keine Fenster mehr. Besonders schwer an der Nord /
und Südwand des Hauses hat sich die Bank von der Tragmauer abgesetzt. Meine Zimmer ohne Fenster - das letzte Mal hatten wir die Winterfenster - also die Laden /
zusammengenagelt und immer geschlossen, bezw angenagelt - Die beiden Öfen geheizt. Am anderen Tag kommt Br. Angelus /
von Scheyern. Früh 6 h versuche ich zur Theatinerkirche deren Brand ich 3 h bemerkte, es ist nicht durchzukommen /
weil viele Zeitzünder mit furchtbarem Knall und noch zu dunkel. Auch zum Dom komme ich nicht. Die Leute stehen vor den /
neuen Trümmerhaufen und sprechen mich an, kennen mich auch unter dem Stahlhelm: „Jetzt sind wir wieder so weit wie vorher.“ Bei uns /
waren am 6.1. also tagsvorher 13 h (trotz So gearbeitet um fertig zu werden) die letzten Arbeiter, die 4 Holl. weggegangen.

Dom und Pfarrhaus daneben offenbar beim 2. Angriff mehrere Volltreffer: Empore /
ganz zerschlagen, Schutt liegt meterhoch, ich komme zum Hauptportal herein, ein Ave der Madonna die noch auf dem Altar steht, dann aber Greuel der Verwüstung. Auch vorne rechts kann man hinein, Feuerwehr vom „Feuerschutz Freimann“ nicht städtisch, /
es raucht stark und glüht, wird heute noch Hölle auftun. Theatinerkirche, alle drei Türen verschüttet - Sakristei vollständig /
ausgebrannt und zerstört. Die Leute sprechen: Gehen Sie lieber die Resid. str.

➥ Seite 66

[Im Original am rechten Seitenrand eingefügt: Münchener Augsburger Abendblatt /
N o 6. 9.1.45.
]
Zwei schwere Terrorangriffe /
auf München in einer Nacht

München, 9. Januar

In den Abendstunden des 7. Januar wurde Mün- /
chen in kurzer Folge von zwei schweren /
Terrorangriffen des Feindes heimgesucht. /
Es handelt sich um Westeinflüge viermotoriger und /
schneller Kampfflugzeuge. Der Angriff erstreckte /
sich auf das gesamte Stadtgebiet. Eine große Zahl /
von Spreng- und Brandbomben richtete starke Zer- /
störungen vorwiegend in Wohnvierteln an. Des /
weiteren vernichtet oder schwerstens beschädigt /
wurden öffentliche, kulturelle und soziale Einrich- /
tungen, neben anderen Kirchen der einzigartige /
Barockbau der Theatinerkirche
, Schulen, Kliniken, /
Krankenhäuser und Lazarette. Die Bevölkerung hatte Verluste. [Einfügung: Vom Dom schreibt man nicht!]

Die Art der angerichteten Verheerungen kenn- /
zeichnet erneut die beiden Angriffe als ausge- /
sprochene Terrorakte. Die hartgeprüfte /
Münchner Bevölkerung bewies auch bei diesen /
schweren Angriffen eine tapfere solda- /
tische Haltung.
[Ausschnitt aus der Münchner-Augsburger Abendzeitung]
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