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Gesprächsprotokoll,
9. Januar 1935
Rheinfelder
9.1.35
Schwere Klagen und Vorwürfe gegen mich in katholischen Kreisen.
1) Mein Satz, Hitler
habe
Krieg
verhütet.
Weil er nicht gerüstet war. Er selber schärfe
die Kriegsgefahr.
Er nennt in seinem Buch die Lüge
ein erlaubtes Mittel.
Respondeo
:
es ist meine Überzeugung. Kein früherer
Staatsmann,
auch
Hertling
nicht, hätte den Mut gefunden zu solcher Friedensrede. Der
Papst
hat ihn öffentlich im
Consistorium
gelobt, daß er als Erster das Wort des Papstes gegen den
Bolschewismus
aufgreife. Mein Moralgrundsatz:
jeder muß für gut
gehalten,
bis bewiesen ist,
daß er schlecht sei.
Das ewige Kritisieren an der Regierung, die eine rechtmäßige ist, ist nicht katholisch.
Ich habe auch
vieles auszusetzen, aber ich hätte es für eine Feigheit gehalten, in einem Artikel über den
Frieden
das,
was meine Überzeugung ist,
nicht zu sagen. Ich weiß,
daß nun von der anderen Seite geschimpft wird, das muß ich tragen.
Das gehört zum Amt eines Bischofs.
Papst
Pius
steht in Verhandlung,
im
Syllabus
verurteilt, daß Trennung zwischen Kirche und Staat zu wünschen.
Das ist ihm neu.
2) Ich hätte die Saarpost ein deutschfeindliches Blatt genannt. Ja, das ist sie auch, mit französischem Gold bezahlt, wie andere mit deutschem Geld. Nicht kirchenfeindlich. Er will mir einen Artikel an den Klerus schicken und abschreiben lassen. Sein Kreis kann nicht sehr groß sein, weil die Saarpost nicht herein kommt. Fürchterlicher Satz: Jeder Katholik muß für den Status quo stimmen. Hoffentlich bekommen wir Linhardt
nicht. Zuerst das Reich Gottes.
Respondeo
:
Mit
Linhardt
gesprochen. Vaterlandsliebe sittliches Gebot, das aber vor einem höheren Gut zurücksteht.
Hier Gefahr für Glauben und
Seele. Der
Heilige
Vater
hat gesprochen: Man könne mit gutem Gewissen für die Rückgliederung stimmen.
Der päpstliche Stuhl streng
neutral,
aber man verstehe,
wenn die Bischöfe eines Landes als Staatsbürger für ihre Heimat in einer politischen Frage
die Stimme erheben. Das ist ihm alles neu. Der Geistliche,
der gegen
Linhardt
schrieb,
sehr gewandt.


Schwere Klagen und Vorwürfe gegen mich in katholischen Kreisen.
1) Mein Satz, Hitler





2) Ich hätte die Saarpost ein deutschfeindliches Blatt genannt. Ja, das ist sie auch, mit französischem Gold bezahlt, wie andere mit deutschem Geld. Nicht kirchenfeindlich. Er will mir einen Artikel an den Klerus schicken und abschreiben lassen. Sein Kreis kann nicht sehr groß sein, weil die Saarpost nicht herein kommt. Fürchterlicher Satz: Jeder Katholik muß für den Status quo stimmen. Hoffentlich bekommen wir Linhardt




