Otto von Ritter zu GroenesteynParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 17. Mai 1937

Baron Ritter

17.5. 37, Pfingsten. Neurath im Bahnhof bei der Durchfahrt gesprochen. Er sei leider nicht in Berlin gewesen, als das päpstliche Rundschreiben, photographiert, dem Führer vorgelegt wurde. Er war entsetzt und damit bekamen die feindlichen Elemente Oberwasser. Neurath erhielt von Pacelli Mitteilung, er würde ihn gerne sprechen, Neurath ließ aber sagen, es sei keine Zeit mehr, am letzten Tag Frühstück bei Bergen ohne Herren aus dem Vatikan. Neurath glaube, der Papst sei seinetwegen nach Castel Gandolfo gegangen; er selber mit Herren dort in der berühmten Osteria, wenige Schritte von der Wohnung des Papstes entfernt. Ob nicht durch Cramer-Klett bei Mussolini zu erreichen, daß er darauf hin spricht: Das Volk nur dann ganz hinter dem Führer und volle Harmonie mit den Italienern, wenn religiöser Frieden.

Ich zum letzten Punkt: Zu Neuhäusler, Pacifico: Sie werden nichts tun. Politisch beide isoliert und darum aufeinander angewiesen. Als in Rom der Vorschlag kam: Was tun. Rundschreiben an die deutschen Katholiken, habe ich vor allen Bischöfen erklärt: Um Gottes Willen nicht polemisieren, jeder Satz ein Dogma, und habe als Beispiel auf den Gottesglauben, Christusglauben, Kirchenglauben hingewiesen. Einleitung und Schluß etwas Accessorisches, von wem, mir nicht bekannt. Von Pacifico wohl nicht. Darum meine Lage. Ich kann den Führer nicht sprechen, weil ich natürlich die Vorgeschichte nicht erklären kann, obwohl ich selber darunter leide. Besonders der Satz „Machenschaften von Anfang an“.

Heute die Lage furchtbar gespannt: Das Rundschreiben ein hochverräterischer Angriff, hatte Gambs zu Dr. Mayer gesagt, und darum die Sperre so bald wieder aufgehoben. Auch andere haben dieses Wort gebraucht .. Wagner hier vor den Frauen über Heiraten der Beamten, Frau Frick zurückgetreten, - die Fragebögen an die Beamten liegen bereit: Ob gottgläubig oder römisch-katholisch. Er selber: Mussolini habe geäußert, in der Schulfrage und in der Totalität des Staates in Jugendvereinen werde die deutsche Regierung nicht nachgeben, ob man nicht entgegenkommen solle ... Die früheren Schreiben des Papstes an Mussolini seien noch viel schärfer gewesen als dieses Rundschreiben. Internat Nymphenburg geschlossen. Dr. Mayer bei Bürkner. Über Bertram sei man in Berlin sehr erbittert, weil er immer nur mit Klagen komme und man behaupte, das Rundschreiben sei in Breslau gemacht worden (hier in München sagt man, in München: Streicher und Kober).

Über das gewaltsame Vorgehen von Kerrl gegen die evangelische Kirche war der Führer sehr entrüstet - so daß Kerrl sehr klein wurde.