Wilhelm SchmidtParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 16. November 1936

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Dieses Dokument ist auch ediert in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Nr. 574, S. 195-197.
Montag, 16. November 36: Pater Direktor Schmidt, 22.30 - 23.30 Uhr.

Am letzten Sonntag habe Papen mich besuchen wollen, sei aber nicht angekommen. Nun habe er mit ihm gesprochen. Man müsse dem Führer bestimmte Vorschläge machen. Papen, der nicht wisse, daß er jetzt hier sei, habe dem Führer das Buch von Hudal überreicht. Der Führer kannte es schon nach den Fahnen. Darin zwei Flügel unterschieden, der linke Flügel, dem er scharf die Wahrheit sage, und der rechte Flügel, der sei Hitler selber. Rosenberg habe erklärt, er habe nichts gegen dieses Buch. Drei Generäle hätten es [ ... ] telegraphisch bestellt, die erste Auflage bereits vergriffen. Die oesterreichischen Bischöfe hätten keine Freude daran, wollten ihm die Vertretung in Rom entziehen, aber Innitzer mahnt zur Mäßigung. Der Heilige Vater habe zu Pater Schmidt gesagt: Wie geht es in Deutschland. Schmidt: Es ist dort eine Front gegen den Bolschewismus. Der Heilige Vater sehr ernst: Man kann sich auf ihr Wort nicht verlassen, Pater Schmidt meint, der Heilige Vater erblicke in Nationalsozialismus nicht mehr den Vernichter des Bolschewismus. Hudal müsse deshalb erklären, es sei eine rein private Arbeit.

An mich die Frage: Die Bischöfe sollten nichts gegen das Buch tun. Dann würde der Führer Frieden machen und die Amnestie aussprechen. Ich: Ob die Bischöfe nichts dagegen tun werden, das weiß ich nicht. Sein Artikel doch ein Dolchstoß in den Rücken der Bischöfe. Wir müssen uns täglich mit den harten Wirklichkeiten herumschlagen: Die Geistlichen aus der Schule, die Jugend gegen die Kirche aufgeputscht, die heidnische Bewegung. Und jetzt kommt ein Bischof von außen und spricht von den Wolken herab: Der Nationalsozialismus ist ja die Gnade Gottes. In meiner Aussprache mit dem Führer: Ich habe Auftrag erhalten an die anderen Bischöfe, konnte also für mich keine Zusage geben, darum der Abschied kühl und der Eindruck vielleicht nicht gut (Schulte habe er nachträglich seine Genugtuung aussprechen lassen, aber es sei alles beim Alten geblieben). Amnestie ist im Kommen, aber wir lassen uns das Affirmative nicht abkaufen. Das ist nicht das Wesentliche, das Wesentliche ist das Heidentum der Deutschen Glaubensbewegung und der Austritt aus der Kirche. Die Amnestie wird still kommen, das Abwinken an den Durchbruch wird nicht verborgen bleiben. Er: Ob der Führer das könne? Ja, ohne Zweifel. Er hält für Kleinigkeiten, was für uns Dogmen sind. Das, was die Partei von uns erwartet (auch Zustimmung vom Sterilisierungsgesetz wie Abt Schachleiter), können wir niemals leisten, also wird man doch unzufrieden sein.