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Gesprächsprotokoll, 1. März 1936

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Dieses Dokument ist auch ediert in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Nr. 527, S. 107-109.
von Papen

1.3.1936, 15.20 - 16.30 Uhr. „Vor einer halben Stunde“ mit Goebbels gesprochen: Der Erlaß gegen die Sonntagszeitungen unmöglich. Seine Germania sei verloren, weil sie von der Märkischen Volkszeitung lebt. Trotz Widerstrebens küßt er den Ring. Ohne Inserate gehen diese Zeitungen zugrunde. Ich: Auch dafür notwendig, daß wir Angriffe zurückweisen können. Eine von den Cautelen von Kerrl ist diese, zurückweisen können. Er: Was müßte das Eingehen der Germania und der Sonntagsblätter im Ausland einen schlimmen Eindruck machen. Er: Was tun. Ich: 1) Entweder Vorzensur, aber eine richtige, die dann gilt (natürlich nicht für die Amtsblätter, die Stimmen der Zeit lehnen ab, die Sonntagszeitungen wären froh), oder 2) wie hier: Ein Domherr muß die Manuskripte vorher durchlesen. Wo ist die Grenze des Politischen. Er: Gegen Rosenberg etwas sagen, ist bereits Politisches. Ich: Es wird heute gefragt, was nicht drinsteht, und warum nicht drinsteht.

Goebbels habe ihm gesagt: Sehen Sie, die Predigt vom Cardinal war nicht zu beanstanden. Warum aber hat er nicht Erklärung abgegeben, als die Auslandspresse berichtet, er habe gegen den nationalsozialistischen Staat gesprochen. Responsum: Weil wir ja gar nicht berichten dürfen, die inländischen Zeitungen nehmen es nicht auf, die ausländischen auch nicht. Mein Fall: Die Fälschung von Prag her, eine vollständige Fälschung, es war nicht möglich, das hier in Deutschem Nachrichtenbüro zu bringen.

Predigt beschlagnahmt: Während Jubiläumsfeier. Die Mädchen unerhört gescholten. Etwas über den Führer: Daß der Heilige Vater ihn gelobt vor aller Welt, daß Versailles nicht als sittlich verpflichtender Vertrag gelten kann, weil unmöglich in manchen Dingen. Concordat und Versailles # hier - darüber ist er erschrocken. Darauf gebe ich ihm zwei Stücke der Papstpredigt hier, darin Willkür.

Concordat: Unsere einzige Rechtsbasis. Im Schulkampf auch von staatlicher Seite anerkannt. Jetzt durch Schikane unmöglich und so auch in der Zukunft: Der Wille der Eltern und die Eltern unter furchtbaren Druck gesetzt. Eine Frau, die hier drei Mal umschreiben läßt, andere kommen weinend zu uns. Wir haben es zusammengestellt. Die Auslegung des Concordats, zum Beispiel in Artikel 19. Er: In Rom scheint man anderer Auffassung zu sein, die österreichischen Bischöfe schneiden ihn - „auf Weisung von Rom“. Auf Weisung von Rom ist mir sehr zweifelhaft.

Die Bischöfe einmal für den Staat und die ganzen Erfolge der nationalsozialistischen Bewegung anerkennen? Aber kommen vor lauter Abwehrarbeit nicht dazu. Jeden Tag etwas anderes: Der Pfarrer angeklagt, weil er nicht beflaggte, weil die Fahne zu klein sei, in der Presse fortwährend Artikel. Auch in der HJ, fragt er? Ja, gerade in der HJ. Gegen Papsttum zum Beispiel die Lüge: Der ganze Krieg gegen die Abessinier werde von den Milliarden Peterspfennig finanziert! HJ gegen jedes Dogma.

Sehr pessimistisch. In Oesterreich will man nichts vom ihm wissen. Wirtschaftlich stehe es sehr bedenklich, eine Lösung nur, wenn mit vielen Dingen aufgeräumt werden kann. Ich: Mißstimmung im Volk. Gefragt wurde, warum nicht auf 18. Januar beflaggt?

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Der 18. Januar wäre der Gründungstag des Kaisertums. Wenn also Monarchie verboten ist, dann.. An Goebbels geschrieben wegen Durchbruch, nichts erhalten. An Gürtner, weil ich als Mörder bezeichnet wurde, keine Antwort erhalten. Er: Das soll ich nicht auf sich beruhen lassen. Ich: Die Lüge zurückgewiesen, daß der Vatikan im Bund mit Moskau. Er: Das komme daher, daß Schuschnigg in Prag war und darum die Annahme, es sei die militärische Lage besprochen worden. Dem Pfarrer gedankt für Generalvicar Passau - und er hat geweiht, darauf gedankt. Er: Man soll solche kleinen menschlichen Züge immer benützen. Der Führer will den Frieden. Der Ständestaat von Hildebrand einen furchtbaren Artikel: Das Deutsche Reich müsse aufgeteilt werden durch Dreiteilung: Das Stück römische Kultur, dann germanische, dann das Dritte Reich. Donaulinie. Heute früh war gleichzeitig Appell mit der Osterkommunion - darüber erstaunt. Es sei doch gesagt, wir stören keine Gottesdienste. Wir haben keine Beziehung mit den oesterreichischen Bischöfen, schicken nicht einmal die Hirtenbriefe. Oder es wird aufgehalten. Ich danke nochmal fürs Concordat (der Abschluß wurde überall anerkannt, aber die Durchführung bleibt zurück). Ich würde das auch Kardinal Innitzer sagen.