Alfred EtscheitParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 16. Juni 1935

Text+KommentierungNur Text
Sonntag, 16.6.35, 16.00 - 17.30 Uhr Dr. Alfred Hτσχειτ

Schriftliche, persönliche Empfehlung von Pizzardo, Freitag Vormittag von Steinmann telefonisch angemeldet, hatte dann noch einmal geschrieben. Es handelt sich um die Devisenprozesse. Stehen noch 60 bevor, in dieser Woche die Borromäerinnen sehr schlimm, er hat drei Generalvicare zu vertreten: Generalvicar Hildesheim, Sachsen
Hier ist der Generalvikar der seit 1921 bestehenden Diözese Meißen, Wilhelm Paul Soppa, gemeint.
und eventuell Breslau. Einer frei geworden gegen Caution. War in Rom, 19. März beim Heiligen Vater (der ihm sagte: Auch die nicht betroffenen Orden müssen solidarisch handeln). Hat mit Schacht persönlich gesprochen: Aufgrund des Unterwerfungsverfahrens die entzogenen Summen und dazu die gleiche Summe in Devisen als Buße. Er selber schätzt zuerst auf 12 Millionen, Schacht ließ berechnen und kam auf 2,5 Millionen. Er übergibt darüber ein Promemoria und privates Protokoll über Schacht. Ob ich einverstanden sei. Breslau gestern vor (für Rom) Abreise bestimmt mit Ja erklärt und soll mir das sagen. Köln soll wegen Krankheit nicht gefragt werden. Ich erkläre: Das deutsche Volk wegen dieser Sache dermaßen aufgepeitscht und erregt, daß es eine friedliche stille Reglung nicht hinnehmen wird. Am wenigsten die Blätter wie Schwarzes Korps, Durchbruch und Nordland und ähnliche und die scheinen eine große Macht gegenüber der Regierung: Also müßte die Regierung eine Erklärung bereit halten, und wenigstens übergangsweise noch einige Prozesse, die leichtere Fälle sind ... Er meint: Das Volk habe es satt und man möge sich halt die Leiden vorstellen. Ich: Das ist wahr, keine Beichte ... Ich erkläre Ja aus folgenden Gründen: 1) Eine legale Sache. Unterwerfungsverfahren. Mit Schacht alles vorbesprochen. Das gleiche auch sonst angewendet. 2) Der Führer muß natürlich gefragt werden und seine Zustimmung geben. Wenn er Nein sagt, gehen die weiteren Prozesse ihren Weg, ist nichts zu machen. 3) Volkswirtschaftlich aus deutschem Interesse: Auf diese Weise kommen zehn Millionen (er glaubt noch eine oder zwei wegzubringen) Devisen ins Land.. 4) Außenpolitisch wird es besonders für die Verhandlungen mit England großen Eindruck machen.

Bedenken: 1) Ob die Presse es ruhig hinnimmt? Erst wenn rückwirkend auf die bereits Abgeurteilten? Er: Geht nach vier bis fünf Monaten Einzelamnestie wie auch bei Verurteilungen innerhalb der Partei. Ich: Man muß doch einen Unterschied machen, wie auch das Gericht. Etwas anderes aus Unwissenheit (die Ordensleute können keine Schuld haben, wollen niemanden hineinschauen lassen, auch den Superioren nicht, die Oberinnen werden gewählt, weil fromm, mütterlich, angesehene Lehrerin, aber nicht weil wirtschaftlich tüchtig) - und dem Franziskanerbruder (während des Krieges hat die Regierung ihn beauftragt, Devisen aus Holland zu holen, daher hat er es gelernt). 2) Die Katholiken im Inland können diese Summen nicht aufbringen. Es soll auch nicht öffentlich behandelt werden. Also nicht Kirchenkollekte. Wohl aber die ausländischen Orden, die gleich wie die Verurteilten und auch die anderen. Ich: Wie schwer werden wir ein paar M. aufbringen müssen (Leohaus). Er: Große Summen sind leichter aufzubringen als kleine. Mit Rücksicht darauf, daß die Prozesse alle Orden diffamieren und wahrscheinlich die Verbannung aller Orden vorbereiten sollen. 3) Sammlungsstelle in Rom? Nicht in der Schweiz? Eine bereits eingerichtet. Aus America nicht mehr viel zu erwarten.

➥ Seite 83

Bedingung: Die Missionsverwaltung-GmbH, die er selber als Rechtsbeistand leitet, von Bischof Fleischer mir bekannt gemacht, arbeitet ausgezeichnet. Aber daneben eine andere von den Missionsorden in Köln? Die sollten zusammengelegt werden. Dann der große Vorteil: Alle Missionsgelder in Sachwerte von der deutschen Industrie übernommen, erhöht den deutschen Export - und was die Mission in Bargeld braucht, soll von den anderen Ländern durch die Propaganda in Rom gegeben werden. Das ein Novum für die Erklärung der Regierung: Volkswirtschaftlich und außenpolitische Lasten in Waren wie der Brief des Bischofs Rochester beweist (er notiert sich). Der vierte Punkt von Schacht: Staatliche Aufsicht über Klostervermögen? Das habe ich gelesen, wir sind aber nicht darauf zu sprechen gekommen.

Zeigt mir ein Schreiben: Die Anklage gehe nicht gegen den Generalvicar allein, sondern gegen das Bistum Meissen, vertreten durch den Bischof Legge und seinen Generalvicar.

Als ich Himmler erwähne, er: Der kämpft um seinen Kopf, die großen Männer sind Rosenberg und Riepenbrok
Es dürfte Joachim Ribbentrop gemeint sein.
.

Die Jesuiten sind in keiner Weise beteiligt.

Holland habe 150 Millionen Gulden nach Deutschland geliehen. Ich: Sind aber sicher die Anleihen dabei, die nach dem Krieg legal waren.

Mir kommt der Gedanke, es ist eine Gebetserhörung.