Hans DauserParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 22. und 26. Februar 1934

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Dauser, Donnerstag, 22.2.34. 17.00 - 18.00 Uhr

Kommt sehr pünktlich. Dr. Bäuml in Begleitung.

Er will also jetzt die Führung für sämtliche Vereine in Bayern übernehmen - Herr Staatssekretär, das ist ein großes Wort. Er: Das ist ein großes Wort. Wir haben doch das letzte Mal gesagt: Wir müssen die Verhandlungen abwarten. Sie sind unterbrochen, nicht abgebrochen und sollen bald wieder aufgenommen. Er: Gut, dann lassen wir das. Aber die Vereine können wir doch zusammenrufen, besonders die Arbeitervereine, und da möchte er Adressen haben: Ich gehe ans Telefon, Sekretär soll Lohr morgen 10.00 Uhr zu ihm bestellen, Maxburg 22. Er: Die Jugendvereine schalten wir aus, aber die Arbeiter bekommen sofort andere Führer. Ich: Ebenso unmöglich wie bei den Jugendvereinen, weil auch unter Artikel 31. Er: Gut, dann lassen wir das und nehmen nur die AKD-Versammlung. Lohr soll trotzdem kommen. Er übergibt eine Denkschrift über den Aufbau. Er: Sie glauben nicht, was die Erklärung vor dem Priesterverein für einen Eindruck gemacht hat. Die Stimmung ist schon ganz anders. Der Beobachter hätte es nicht gebracht, weil Eisele zögerte. Aber morgen bringt er es. Er habe Eilbrief an Papen geschrieben: Das haben wir bereits erreicht. Zum Stellvertreter Hess: Der Kardinal von München wird verkannt, ich habe noch nie so offen aussprechen können und bin glücklich von ihm weggegangen, er wird verkannt. Es sind aber auch andere Kräfte am Werk: Da sagt der da drüben. Schon 1923: Der Faulhaber hält es mit denen, ich trete aus der Kirche aus. Er habe abgewehrt.

Er kennt seine Redner: Stadtschuldirektor Bauer und einige. Ich: Ihr Neffe Gigl könnte auch dabei sein, er habe großen Mut früher gehabt, nicht nach der Weite großes Wissen, aber praktisch es darzubieten und in den Versammlungen hat er Mut gehabt gegen Ludendorffanhang. Er: Er ist zu weit. Aber wenn hierher versetzt, in den Gesellenverein, Westner habe früher gegen uns gearbeitet, ich: Oder an eine andere Stelle, ich werde es im Augen behalten.

Gegen das Parlament, wo er seit 1928 war: Ein Parteiengezänk. Ich: Nach dem italienischen Concordat habe ich in der Predigt gesagt: War nur möglich ohne Parlament. An Wohlmuth geschrieben: Ich verzichte auf die Hälfte meines Gehalts, wurde gar nicht bekannt gegeben. Im Reichsrat hatte ich nicht guten Eindruck von der geistigen Höhe. Wir weinen ihm nicht nach.

Er: Haben Sie schon mit Hitler gesprochen? Er habe die Einfachheit bewahrt. Gerade wie 1921. Er will jetzt SA säubern (wohl der Zahl nach zurückschrauben). Ich: Nach dem Concordat Glückwunsch geschrieben und Esser geschrieben, ich möchte im Namen der bayerischen Bischöfe Hitler persönlich danken. Er antwortete: Später wird er mir mitteilen, damit erledigt. Er: Das ist schade, das würde einen großen Eindruck machen, Sie müssen ihn sprechen und wenn es zehn Minuten wären. Es scheint, er will etwas tun. Er will die beiden Confessionen - sonst nichts. Ich: Aber Rosenberg? Hitler ist von seinem Buch abgerückt, das habe er auch zu Dauser erklärt. Hitler ist treu, darum behält er frühere Mitarbeiter und Kämpfer.

Verte

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Montag, 26.2.34, 16.00 Uhr in der Maxburg Pfandhausstraße 2 II

Entschuldigung, daß ihn Samstag vergessen hatte. Er habe einem Protestanten erzählt, daß ich ihn so freundlich empfangen, der wollte es gar nicht glauben, er habe in den Beobachter setzen lassen, daß ich vor dem Priesterverein gesprochen. Ich: Einen Schmähbrief aus amtlichen Kreisen, das sei nur eine jesuitisch-jüdische Meinung - er: Man soll auf solche Briefe nichts geben. Lange über Fall Bergmaier, er halte eine Aktion für traurig, daß so etwas veröffentlicht wurde, aber vorgekommen ist es. Ebenso der Fall des Pfarrers von Pfazelt
Gemeint ist möglicherweise der damalige Pfarrer des Ortes Pfalzel, Jakob Kiefer.
, der die Fahnen nicht gegrüßt . Ich: Vielen zu wenig bekannt, amtlich bekannt zu geben. Er: Sie sollen halt grüßen, sollen es so machen, innerlich können sie denken, was sie wollen. Ich: Man wird es nochmal einschärfen müssen. Ich: Beim Militär, ich hätte frei werden können wegen eines krummen Zehen, hätte bei Volk kepd sollen, aber die Szene mit den Offizieren vor dem Casino. Er habe mit Rosenberg gestern hier gesprochen wegen seiner Rede: In Uniform, nicht katholisch und nicht evangelisch. Er meine, in der Uniform nicht dispensiert, Dauser wird also hier bei den Vereinsvorträgen zivil tragen. Ich: Gestern ein großes Fest, aber Gottesdienst war nicht angesetzt. Er: Das muß noch kommen, daß Gottesdienst angesetzt wird. Ich: Die Disziplin ist erzieherisch gut für Land= und Stadtjugend. Nicht im Wirtshaus. Meine eigene Militärzeit, von der er wußte. Wer einmal über Nacht war, tut es nicht mehr. Am Schluß: Er will vermitteln, daß ich den Führer im Braunen Haus besuche.