Roderich von ThunParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll,
3. November 1933
3.11.33
Dr. Graf Thun
- war hier zur Vorbereitung der
Wahl,
Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher soll
eine Versammlung halten, war lange bei
Neuhäusler
,
der zuerst abwinkte,
bei mir keinen Besuch zu machen,
aber nun doch,
weil
Bischof
Eichstätt
an der Bahn ihn noch kurz gesprochen hatte.
Er war heute zwei Stunden bei Heydrich
.
Der erklärte ihm,
er sei
Katholik
(aus
Holstein),
zuerst natürlich Beamter,
aber er frage sich manchmal: Wie er als
Katholik
sich zu dieser oder jener Frage stellen
müsse.
Responsum
:
Ist mir sehr wichtig zu wissen.
Habe ihm auf Wunsch schriftlich übergeben: Weisung an die unteren Stellen, das
Verbot
gegen die Vereine vom
19.9.33 sei aufgehoben. Das dürfe aber jetzt nicht veröffentlicht sondern,
nur
intern
behandelt werden,
solange die Liste der Vereine
noch nicht vorliege. Mir und
Neuhäusler
darf er davon Mitteilung machen.
Respondeo
:
Ein
großer Fortschritt,
daß es nicht heißt, an das Innenministerium
weitergegeben. Aber wir sind mißtrauisch geworden und müssen die Tat abwarten. Und das
Juni-Verbot?
Er: Das sei allgemein in ganz Deutschland gewesen.
If
Überhaupt sei
große Verdrossenheit und Verbitterung
in unserem Volk. 35000 Jugendliche nicht beim Gottesdienst,
darunter Kinder von den Bergen,
was das heißt für die Eltern?! Er gibt das zu. Kommt auf eine
Kundgebung der Bischöfe zur
Wahl?
Zum 1.
wir kein Hindernis, für Freiheit,
Gleichberechtigung und Ehre Deutschlands
sich auszusprechen,
aber zum 2. Punkt? Ist Parteipolitik,
die verboten ist den Geistlichen.
Er meint nur, es geht dann gegen die
Katholiken
und im Reichstag würde sich gar nicht nichts ändern.
Am Rhein sei man gegen den 2. Punkt.
Ich: Unsere Leute würden nicht verstehen, einen
Goering
,
der nicht bloß die roten,
sondern die schwarzen Maulwürfe vernichten wolle.
(Er: Sei
unglückliche Sache, auch bei der Pressebesprechung in Berlin sei das gesagt worden.
Goerings
Lügerei
beim
Concordat
der beste Helfer.
If
: Ihr hättet
Hitler
allein auf die Liste setzen sollen.)
Immer wieder bittet er um eine Kundgebung.
Ich kann nicht allein, es muß gemeinsam werden. Er reist morgen nach
Breslau.
Wer hier in die Arbeitsgemeinschaft soll? Bisher Dauser
,
sei unbedeutend. Ich nehme ihn in Schutz:
Er hat doch manches erreicht, hat einen geistlichen
Neffen
.
Ich nenne den Namen
Seidler
,
den ich sehr
hoch schätze, er besucht
mich. Er: Auch von
Heydrich
sehr gelobt, er sei
Katholik
(mir nichts davon gesprochen).
Ich nenne den
Referenten
ohne Namen
, für
Studenten
[ ]
oder aus den Studentenführern und Kameradschaftsheimführern den
einen oder anderen? Ich spreche von Deutschlands
Ehre und Gleichberechtigung
und vom Völkerfrieden.
Er: Es sei dem Kanzler
der Vorschlag gemacht worden und er habe ihn sehr
sympathisch
aufgegriffen: Einen
Werktag in der Woche schulfrei zu machen und die Übungen der Jugend
auf diesen Tag zu verlegen (in Italien
der
Donnerstag)
und dafür den Sonntag freizulassen.

Dr. Graf Thun



Er war heute zwei Stunden bei Heydrich




If
Bisher nicht eindeutig entschlüsselte Abkürzung Faulhabers. Meist scheint sie ihm dazu zu dienen, sich selbst als Sprecher zu kennzeichnen.



Bisher nicht eindeutig entschlüsselte Abkürzung Faulhabers. Meist scheint sie ihm dazu zu dienen, sich selbst als Sprecher zu kennzeichnen.


Wer hier in die Arbeitsgemeinschaft soll? Bisher Dauser




Da es nicht eindeutig ist, von welchem Referat des Ordinariats die Rede, kann eine Zuordnung zu einem der Domkapitulare nicht vorgenommen werden.
Domkapitular Neuhäusler
scheidet als Möglichkeit wegen der zweimaligen Nennung im Text wohl aus.



Er: Es sei dem Kanzler
