Ludwig HartingerParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 31. Oktober 1934

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Sterilisierung, 31. Oktober 34 Bezirksarzt Dr. Hartinger

Aichach, Frauengefängnis, für Sterilisierung bestimmt. Er als Chirurg, war hier bei Sauerbruch beauftragt. Ist gegen sein Gewissen, er sei bereit, alles zu opfern (früherer Zögling von Freising) und auf die paar tausend M. jährlich zu verzichten. Es werde aber, auch von geistlicher Seite erklärt, die Kirche werde ihren Standpunkt ändern und sich mit der Sterilisierung abfinden. - Ich erkläre ihm: Nein. Der Ton von Casti Connubii und die folgenden Erklärungen, auch gegen Eschweiler. Die Schwesternfrage berührt ihn weniger, dafür glaubt er Lösung zu haben und es wird nirgends verlangt, daß Schwestern .. Antrag stellen - nach der Erklärung von Gröber für sein Gewissen entlastet. Es sind nicht alle Moraltheologen und Bischöfe der gleichen Meinung, aber nach dem Probabili operi
Faulhaber denkt hier vermutlich an den von Alphons Maria von Liguori vertretenen Grundsatz: Opinione probabili operare non licet. S. dazu: Liguori, Alphons Maria von, Sämmtliche Werke des heiligen Alphons Maria von Liguori. 3. Abt. Moraltheologische Werke. 1. Bd. Homo apostolicus, Regensburg 1842, Tomus I, Tractatus 1, Caput 3, Nr. 21, S. 11. Wir danken Professor Konrad Hilpert, München, für den freundlichen Hinweis vom 10.3.2017
darf er als katholischer Arzt nicht. Er soll einen Vertreter verlangen. Er war heute im Ministerium. Er habe zu viel zu tun in zwei Bezirken, dort aber redet man ihm zu (offenbar merkt man, daß er wegen Weltanschauung ..). Er selber neigt mehr dazu, die Gefangenen nach Augsburg bringen zu lassen. Aber Aichach nimmt es als Prestigefrage und will sie dort haben, auch hier im Ministerium. Respondeo: Er soll darauf eingehen und einen Chirurgen von Augsburg oder von hier vorschlagen. Das will er schriftlich tun.

Ich: Es ist aber wichtig, daß er in seiner Stellung bleibe. Die Regierung sammelt Statistiken über Nachwirkungen und da ist es wichtig, ungefärbte Nachwirkungen zu erhalten. Er: Es sind viele Ärzte dagegen, auch Protestanten. Am Schluß küßt er die Hand, herzliches Vergelt's Gott und geht sehr entschieden und offenbar beruhigt weiter.