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Sturm auf den BischofshofParallelansicht ⇨
Persönliche Reflexion, 11./15. November 1938

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Vgl. hierzu auch den maschinenschriftlichen Bericht Faulhabers über den „Sturm auf den Bischofshof“ in Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Dok. 752/I, S. 604-607.
1) Gewitterluft. Zwei Tage vorher, früh 4.00 Uhr die Schaufenster der Judengeschäfte eingeschlagen und eingeworfen, die Münchner walten wie sonst. Der 11. November 1938, Tag des heiligen Martin. Freitag auf Samstag, überall die Plakate, die das Volk reizen mußten: aber keine Massenversammlungen ...

Früh auf der Sitzung wurden Befürchtungen geäußert, besonders nach der Erzählung vom Sturm auf das Schloß Hirsch in Planegg, es kamen verschiedene Warnungen: „Heute Nacht geht es gegen Faulhaber und Ordinariat“. 19.00 Uhr kam Generalvicar: Sie hätten unter sich besprochen, ich möge doch aus dem Haus gehen, etwa ins Krankenhaus. Das lehne ich ab. Lampert, Passau, aus ganz sicherer Quelle: Persönlich sei man in Sorge, es sei aber keine Zeit und keine Zeit vereinbart, wie gegen die Juden Mittwoch auf Donnerstag. Noch sind die Straßen überfüllt, die zu den geschlossenen und mit Brettern vernagelten Judenläden ziehen - so, wie die Münchner zu den Krippen oder zum Heiligen Grab wallfahren. Den ganzen Nachmittag räumte ich auf. Nach und von Sankt Anna sehe ich von Fern die ausgebrannte Synagoge und es schien, als ob manche auf der Straße mich anschauten: Wie kannst du heute alleine auf der Straße gehen. Ich ordne die Predigten, Schwester Potamiäna hilft mit, wir tragen die Schachteln in die Bibliothek. Gestern hatte die Erklärung von Reichsminister Goebbels: „Es ergeht nunmehr an die gesamte Bevölkerung die strenge Aufforderung, von allen weiteren Demonstrationen gegen das Judentum sofort abzusehen“ etwas beruhigt. Andererseits wurde gleichzeitig in München in den Zeitungen und durch große rote Anschläge an den Judengeschäften bekannt gegeben: „Das nationalsozialistische München demonstriert heute Abend 20.00 Uhr in zwanzig Massenkundgebungen gegen das Weltjudentum und seine schwarzen und roten Bundesgenossen.“ Eine ungeheure Aufregung weht durch die Stadt. „Endlich geht's auf“, strahlte es von den Gesichtern der einen, bange Sorge von den Gesichtern der anderen. Das Ordinariat richtet ein Schreiben an drei Stellen: Gestapo, Wagner, Epp und dränge ... Mit dem Abendessen geht es schnell. Rosenkranz verspätet erst nach 20.30 Uhr. Wir gehen noch eine Viertelstunde auf und ab, probieren die Türschlösser im Kohlenlager. Ich suche meine Hausgenossen zu beruhigen: Goebbels hat ja abgeblasen, in Wien hat man es nachher bereut. Diesmal würde es nicht um 4.00 Uhr in der Früh sein wie bei den Juden, sondern sicher im Anschluß an die Abendversammlungen, also etwa 22.30 Uhr, wenn es bis 24.00 Uhr ruhig bleibt, ist alle Gefahr vorbei. Bruder Friedbald geht zu Tisch heim, kommt aber 19.30 Uhr und bleibt im Hause. Bewahrt auch ziemlich die Ruhe. Die Schwestern
Es handelt sich um Ottmara Bubendorfer und Ethelreda Groß.
wollen eine Stunde ruhen und zwar im großen Empfangszimmer, wo eine etwaige Unruhe von der Straße gleich gehört wird. Alles bleibt auf. Da, plötzlich, es ist erst 21.30 Uhr, ich lese gerade die Reinschrift des Briefes mit dem Glückwunsch an die Anima durch - Sirenengeheul von der Prannerstraße her, etwa drei Auto und zehn Motorräder unter Schreien und Pfeifen und Sirenengeheul mit großen Lichtern angefahren, die ersten halten vor meinem Haus. Die Lage ist klar, ich drücke sofort auf den Polizeiruf, Herr am Telefon. Bruder Friedbald hat bereits angerufen, ebenso Dr. [      ]. Die Schwestern
Es handelt sich um Ottmara Bubendorfer und Ethelreda Groß.
und Katharina kommt leichenblaß ins Zimmer und schon krachen die schweren Ziegelsteine an die Fenster oben und unten, Splitter klirren, dazwischen Schläge wie von einer Kanone, ein Johlen und Pfeifen. Ich lege den Talar ab, nehme Brustkreuz und Birett, das vorher schon zurechtgelegt, immer aber lauter und rascher krachen die Steine.

Neben dem Bischofshof seit Monaten die Pfälzer Bank umgebaut, Steine und Schutt auf der Straße und davon nehmen sie die schweren Backsteine, die in größeren Stücken oder zerkleinert gegen die Scheiben prasseln, zum Teil die Winterfenster ganz durchschlagen, sogar die Rahmen splittern. Die Sprechchöre lauter: Wir wollen unseren Bischof sehen, raus, raus, wir brauchen unseren Bischof. Ich glaubte, es wurde auch geschossen, das war aber nicht der Fall. Die Leiter war zum Glück nicht mehr an der Baustelle. Plötzlich ein Rammen gegen das Haupttor mit einem Handkarren von der Baustelle, das Tor bekommt einen großen Sprung, den Riegel verbogen, aber das Tor hält stand, ebenso die meisten Fensterläden. Ich hörte „Schutzhaft“, was in dieser Stunde mehr beruhigte als beängstigte. Ein Herr an der Türe mahnt ab mit dem Wort „Wir dürfen dem Herrn keine Waffen in die Hand geben“ - Nippold.

➥ Folio 30

2) Dr. Weißthanner, der sich sehr tapfer hält und an der Pforte bei Friedbald war, hörte halb und halb: Wo war denn der Führer der ersten Gruppe .. und dann sehr zusammengeschimpft - es war Polizeipräsident von Eberstein. Nach seiner Wegfahrt spricht einer zum anderen: Wir haben sie doch zurückgedrängt. Die Straßen ungesäubert und abgesperrt. Polizei geht auf und ab. Das erste Kommando mit sechs Mann war nicht durchgedrungen, beim zweiten mit zwölf Mann - Weißthanner hatte Verstärkung gerufen und sehr ernst gesprochen - weicht der Turnerbund zurück. Aus dem Hintergrund noch Schreien und Pfeifen. Ich höre drei Mal Sieg Heil. - Das deute ich als Schlußsignal ( - Nippold). Aber immer noch die Frage: Wenn andere wiederkommen, wird die Straßenwache bleiben können. Da kommt Dompfarrer Stadler, Neuhäusler und Zinkl, die beim Polizeipräsidenten waren, der trotz Krankheit aufgestanden. Er hatte den drei Herren gesagt: Ich garantiere für Leben, Sicherheit und Eigentum des Herrn Kardinals, sagen Sie ihm das, und ich gebe Ihnen einen Schutzmann mit, damit sie durchkommen.

1.30 Uhr sprechen wir vor der Pforte. Das eine Fenster in der Einfahrt offenbar mit Balken eingestoßen, sogar der Fensterrahmen liegt am Boden. In der Kapelle Greuel der Verwüstung - auf dem ganzen Fußboden, auf den Kniebänken und Teppichen lagen die Splitter, ein großer Stein hinter dem siebenarmigen Leuchter, der ebensogut den Tabernakel treffen konnte. Sanctissimum wird in die obere Kapelle gebracht. Die Verbleiung der Bischofswappen in den Fenstern ganz verbogen. Einer sagte: Früher waren wir Polizei, heute nicht mehr.

Die Schuld trägt der Mann
Michael von Faulhaber ging offenbar davon aus, dass die zwanzig Massenversammlungen von Gauleiter Adolf Wagner angesetzt worden waren. Tatsächlich unterzeichnete aber der damalige NSDAP-Kreisleiter von München Walter Ziehnert den Massenaufruf. Vgl. Bericht Faulhabers, 12.11.1938, in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 2: 1935 - 1945, Mainz 1978, Nr. 752/I, S. 604 - 607. Aufruf an Alle [Flugblatt, 11.11.1938], in: Erzbischöfliches Archiv München, Nachlass Faulhaber 8072.
, der die zwanzig Massenversammlungen angesetzt und im Aufruf die Katholiken als Bundesgenossen des Judenmörders Grynszpan bezeichnet hatte! Auch wenn die Fensterhelden nicht nachweislich aus der Versammlung von Minister Wagner kamen, der die Zuschrift des Ordinariats mit hämischen Bemerkungen in den Versammlungen bekannt gab, sie kamen aus der Atmosphäre, die durch die aufreizenden Plakate in allen Straßen von München geschaffen war.

Um Mitternacht beginnen in der Promenadestraße die Promenaden der Neugierigen, die trotz Absperrung der Zugangsstraßen sich den Durchgang zu verschaffen wußten. Polizeipräsident legt eine Wache ins Haus. 3.00 Uhr: Ein Polizeioffizier hat den Befehl, die Zahl und den Zustand der Fenster aufzunehmen. Ich kann nicht zur Ruhe, weil die „Wache“ im Hause nur telefonisch angemeldet war.

Samstag, 12.11.38. Nach kurzem Schlaf, 3.00 - 5.00 Uhr, aufgeweckt durch lautes Sprechen auf der Straße. Sanctissimum in der oberen Kapelle. Dr. 5.30 Uhr, ich 6.00 Uhr celebriert. Sowie ein wenig Tag, kamen die Privatproteste auf über den Zustand der Fenster: Scheiben. Generalvicar Buchwieser hier, Ordinariat hält eine Sitzung ab.

Kapelle am meisten verwüstet. Man kann hereinschauen. Darunter freche Gesichter, die wohl dabei waren. Wenn sich zu viele unter dem Fenster ansammeln, schickt der Schutzmann in Uniform sie weg.

Zur Chronik: Am Tag des heiligen Martin, qui nec mori timuit nec vivere recusavit. Steine des heiligen Stephanus. Ich mahnte, von den Fenstern weg in die Küche zu gehen. Beim Rosenkranz „jetzt und in der Stunde unseres Todes“.

Ottmara am Tage selber sehr ruhig und entschlossen, ging allein in den zweiten Stock, nach zwei Tagen aber, besonders als sie die höhnischen Gesichter auf der Straße sah, zusammengebrochen.

Durch die drei Domherren hörte ich, daß das Ordinariat nicht heimgesucht wurde, auch nichts im Dom geschah. Der Polizeipräsident hatte die Kirchen bewachen lassen. Da sieht man das Blut in den adeligen Familien. Gott sei Dank, daß ich allein bin. Am Anfang wohl deshalb so wenig Polizei, weil man rechnete, man sei auch anderswo notwendig.

➥ Folio 31

3) Nach dem Aufruf von Wagner mußte man glauben, es würde gegen die Katholiken in gleichem Umfang vorgegangen werden - wie gegen die Juden. Also die Nacht einfach freigegeben. Gott Dank, daß es nicht gegen die Kirche ging (nur vor dem Dom ein ganzes Paket Papier aus einem Geschäft, man behauptet, zum Anzünden des Domes - hätte nicht gereicht). In vier - fünf Pfarrhöfen die Fenster eingeworfen.

Am Sonntag dürfen wir nichts in der Kirche verlesen. Wagner hatte eigens angekündigt, nachdem er den Ordinariatsbrief verlesen hatte. Wir wollen die Leute nicht noch mehr in Unruhe bringen. Die Tat spricht für sich. Sonntag.

Sonntag, 13.11.38. Pontifikalamt im Dom zum dreihundertjährigen Gedenken der Mariensäule - die Nacht vorher die Kränze von dort abgerissen. Der Besuch außerordentlich stark. Nachher strömt alles in die Promenadestraße, die Polizei in höflicher Weise (der angibt, grüßt bei der Rückfahrt) ersucht die Leute, nicht stehen zu bleiben. Dann gehen sie auf und ab. Einer mit einem Bart streitet mit einem Polizisten sich herum. Da es gutes Wetter und sogar mild, setzt die Wallfahrt am Nachmittag in noch größerem Umfang ein. Mehr als 2 %. Sind sehr ernst. Ich hatte nur gebetet: Custodi Domine a bestiis animas confitentes tibi.
Paraphrase von Psalm 74 (73), 19.


Der Brief, den Buchwieser unterzeichnet hatte, spielte und spielt eine große Rolle. Die 21jährige vom Heim, die gerade dazukam, hatte zwei alte Frauen gehört, wie sie zur sturmfertigen Motorgruppe sagten: Jetzt holt's ihn raus, den Hund, den verreckten. Jetzt hat er an so an ausgeschamten Brief geschrieben. Die hatten vorher in der Versammlung davon gehört. Der erste Brief im Dritten Reich, der von einem Ordinariat in die Zeitungen von Deutschland kommt - eine Warnung an die Polizei, sie sollte Vorbereitungen treffen. - Sie trafen keine Vorbereitungen, die Heldentat wurde vollbracht, und jetzt fallen sie über Brief her, der die Warnung enthielt. Wie man hört, beginnen auch in Frankreich solche Heldentaten, die Fenster einwerfen. Jetzt werden die Propheten nicht mehr auf Hilfe von mir rechnen.

Montag, 14.11.38.

Die Nacht war ruhig, nur 1.30 Uhr wurde ein Mann auf dem Rad verhaftet, es scheint sein Paß nicht in Ordnung zu sein. Der Strom der Menschen, die die Fenster sehen wollen, läßt nach. Die Lage klärt sich: Beide, die Polizei an der Ettstraße und die Gestapo, hatten den warnenden Brief des Ordinariats erhalten. Beide stehen unter SS-Sturmbannführer Eberstein. Nippold hatte verboten, irgendeinen von den Demonstranten zu verhaften. - Eberstein dagegen brüllte die Gruppenführer an, warum sie nicht verhaftet hätten. Er mußte sich entschuldigen. Am gleichen Abend, als man ihm danken wollte, erklärte Dr. Meyer, er sei im Urlaub. Bis wann zurück? Das wisse man nicht.

Dienstag, 15.11.38. Marinus und Anianus. In Commemoratione. In der Nacht fällt Glasscherbe herunter und heute - ein großer Stein. Der Nachtposten bleibt zugleich mit einem Detectiv. Bei Tag aber eingezogen. Die SS gehen schnellen Schrittes vorbei, ohne seitwärts zu schauen. Die überhaupt reden, sind natürlich die Negativen. Zumeist jüngere Leute. Fenster: 9.10 Uhr ruft die Ortsgruppe Stachus Herrn Neuhäusler an, wir befehlen, die Fenster müssen sofort gemacht werden. Neuhäusler kommt zu mir und wir sprechen über zunächst mündliche Antwort in drei Punkten: Zuerst amtliche Aufnahme, zuerst die Täter feststellen, zuerst den höheren Stellen Bericht geben. Staatssecretär Köglmaier ist nicht zu erreichen bis 13.00 Uhr, 12.00 Uhr kommt der Glaser ins Haus: Er habe Auftrag von Wenzel, Minister Wagner habe Befehl gegeben.

➥ Folio 32

4) Das Volk sieht leicht Gespenster. Einer hörte: „Aber auf 2. Dezember keine Versammlung ansetzen“ - weil das der Tag der Solidarität ist.

P.S. bei der Anfahrt am 11.11.38 zuerst in der Prannerstraße bereits die Steine in der Hand vor dem früheren Preysinghaus. Es sei das Werk der alten Garde, also müßte ich über den 9. November veröffentlichen können.

Meine Tage vorher waren stark belastet: Sonntag die Predigt und gleich reinschreiben, Montag den Druck, Manuskript für Ludwigmissionsverein. Die Manuskripte für die Anima ... Jeden Tag wechselt die Lage, besonders als Eberstein, der Anständige, der Adelige, der offiziell „im Urlaub“ ist.

Mittwoch, 16.11.38. Buss - und Bettag. Die vergangene Nacht, 21.30 - 22.30 Uhr, am Eck der Promenadestraße beim Sandkasten fünf Hitlerjungen, einer in Uniform, mit Rädern. Zwei waren vorher am Haus und an der Pforte: „Es ist alles noch beim gleichen“. Also wußte er von dem „Befehl“ der Partei, es soll ausgebessert werden. Heute hat der Feiertag viele Protestanten in Sonntagskleidung, bleibt sehr ernst. In den ausländischen Zeitungen Reaction gegen die Judengesetze. Ist viel gemeldet durch eine neue Ansprache von Goebbels.

16.00 Uhr. Josefine war in der Versammlung Hofbräuhaus. Um vorzukommen, „Ich höre nicht gut“, dann aber nach der übertragenen Rede von Wagner - viele hätten nicht Beifall gegeben, sondern eisig-ruhig zugehört - weggegangen. Noch nicht 22.00 Uhr, will zuerst sehen, wer hier vor dem Haus sei, und kommt gerade dazu, als die Steine geworfen werden. Es seien schreckliche Zurufe gefallen, die sie im Einzelnen nicht nennt. Die geworfen hätten, seien alle in beiden Uniformen gewesen (?). Die Krafträder an der anderen Seite der Straße angestellt. Nur sechs - sieben hätten geworfen, Zivil war wenig da, die Täter siebzig - achtzig. Von den Nachbarhäusern (Bäcker Strauss) waren sie im Mantel und Pantoffeln gekommen. Als das Tor nachzugeben drohte - spricht nicht von Balken, nicht von Brettern, sondern mit Eisenstangen hätten sie unter dem Tor gearbeitet - warf sie sich entgegen und schrie: Was wollt ihr denn. Er ist ja gar nicht drin. Einer reißt sie zurück, haut auf sie, sie kommt zu Fall, disputiert mit ihm weiter. Geht dann gegen den Hugendubelbogen, kommt aber wieder zurück, „um den Ausgang zu sehen“. Wenn eingedrungen, sie wäre noch einmal entgegengetreten. In einer solchen Wut, daß der Kardinal tödlich niedergeschlagen worden wäre. Von Polizei sei nichts zu sehen gewesen, wenigstens nicht eingreifend. Da kam ein vornehmes Automobil, sie habe niemanden entsteigen sehen, daraufhin wurde es ruhig. Sie fragte, was ist denn jetzt los, und man antwortete ihr: Von der Gauleitung ist Gegenbefehl gekommen. Ist bereit, als Zeuge anzutreten. Ein Sechzehnjähriger etwa hätte gerufen: Die Leiter hätte man holen sollen. Wohl mit dem Karren berannt, Josefine spricht von Krafträdern.

Frau Verwalter von der Staatsbank: Sei herausgegangen auf der Straße und habe zugeschaut. Und wie sie das Tor wanken sah, habe sie gesagt: Was wollt ihr denn - ihr werft dem Staat die Fenster hinein. Die antworteten: Du bist auch so eine Pfaffenhur, mach, daß du weiterkommst. Ihr Sohn hat behauptet, auch in Uniform Steine geworfen. Einige in Zentrale. Hätte zum Direktor gesagt: In der Spartakistenzeit so etwas nicht erlebt.

Auch SA, ein Arzt ist sehr entrüstet. Ein Schaffner: Ja ja, jetzt machen sie es den Deutschen im Ausland gerade so. Der Botschafter in Washington ist schon fortgeschickt. Darum wohl die Anfrage der Partei. Einer von den Glasern, ein Nationalsozialismusfanatiker, läßt den Kopf hängen.

Wenzer verwundet, Blutfleck an der rechten Wange. Sie stand auf dem Fenstergesims und rüttelte am Gitter. Der Zimmerboden mit Diamanten belegt. Der Völkische Beobachter hatte als Wochenbild ein Bild vom Haus, „Haus der Geliebten“.

Pawlikowski: In Wien habe man dem Kardinal sagen lassen, er soll seinen eigenen Glaser kommen lassen.

- Fräulein in der Hypothekenbank, ein Werkscharführer hat sich rühmend erklärt, er sei beim Einwerfen der Fenster dabei gewesen. Im Krankenhaus seien drei Ärzte, die auch erklärt, sie seien dabei gewesen und Schnittwunden hätten.
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