Tagebucheintrag vom 10. November 1948Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10027, Seite 120,121

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Mittwoch, 10.11.48, dies ater.

10.00 Uhr zwei Zangberger Schwestern - waren erst vor ein paar Tagen. Der geistliche Vater ihres Hauses Modena kam plötzlich zur Visitation und erklärte der Novizenmeisterschwester Paula Zilleri, die Oberin in Trient werden sollte, sie möge zurücktreten und das Haus verlassen. Sie bitten um meine Genehmigung, daß sie nach Thurnfeld, wo man sie gerne aufnimmt, gehen dürfe. In Zangberg würde man sie nicht gerne sehen.

Direktor Hörmann: Militärbischof Rarkowski bittet, ob nicht seine monatliche caritative Zuwendung wieder von 400 auf 500 hinaufgesetzt werden könnte. Leider nicht möglich, weil überall angesetzt war, aber amerikanische Stipendien - zur Zeit ist er ohne Stipendium. Es kommt ein Gesetz - oder auf überdiözesanen Betrag.

Dr. Zimmermann: Besuch als Arzt, dann aber Aussicht für seine Zukunft: Es klärt sich, 30 Betten in der Klinik Selmair, Wartenberg, aber dafür muß er Schwestern haben, wenn nicht neun, doch drei bis vier. Das muß wohl ich übernehmen. Entweder unsere Barmherzige oder Kreuzschwestern wie in [      ]. Ich will versuchen.

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Seinsheim: Die Oberin von Zangberg mit Schülerinnen ihrer Mutter. Ob ich nicht bald einmal ein Amt in Antonius? Muß mich sehr beschränken. Aber einen Gruß. Kaffee, Zucker, Cacao, 100 ...

Anna Bodeck: Im Dezember heiratet ihr Jüngster, ob ich nicht traue? Nein. Muß mich auf das Äußerste beschränken. Kaffee, Zucker, Cacao.

Regierungsdirektor (?) Leisner, Karolinge. Für seinen Sohn Walter. Glänzend begabt, studierte nebenbei Alte Kunst und Sprachen und doch lauter erste Noten - Maximilianeum noch nicht geöffnet. Für Rom nur Theologie (ob ich nicht eine Einladung von dort oder Unterkunft bei den SJ). Noch niemals getan, die Not dort ebenso groß. Er ist für Theologie nicht entschlossen, er will Lehrfach. Bleibt sehr lange.

Frau Simond - von der Bahnfahrt Lindau München bekannt. In Bayern geboren, katholisch getauft, obwohl Mutter protestantisch? Aber nicht evangelisch confirmiert. Jetzt durch die Heirat mit Schweizer Schweizer Bürgerrecht. Der Mann an der Spitze einer Bank in Paris: Sie soll ihn freigeben, weil diese Heirat überall ihm im Wege steht. Soll den Dominum besuchen, der sie traute. Es steht eine Frau dazwischen, seit langem verlobt. Ohne Zweifel will er diese Heirat. Der Peter kann der Mutter nicht weggenommen worden sein, um ihr Recht eventuell gerichtliche Entscheidung anrufen, ich will Memorandum machen. An den Pater schreiben?

14.30 Uhr zu Tisch. 16.00 Uhr Venator: Cacao, Schokolade, Kaffee.

17.00 Uhr Graf Walderdorff von Hauzenstein bei Regensburg. Die katholische Universität in Regensburg - hat mit dem Bischof wiederholt gesprochen. Ich selber spreche von Salzburg und meine Auffassung Fulda. Iserlohn unmöglich, Regensburg hat zu wenig Hinterland. Zwei katholische Universitäten auf einmal können wir uns nicht leisten, die Sammlungen gehen zurück. Ihm hat ein amerikanischer Körschner Hoffnung gemacht, wenn die Hierarchen zusätzlich eintreten. Er offenbar bei der christlichen Loge, darum spreche ich von Knapke. Er ist sehr optimistisch. War bei Hundhammer. Medizinische Fakultät ausschalten. Bleibt lange, siehe besonderes.

22.15 Uhr kommt Prälat Oesch mit schwarzem Anzug, sechs Tafeln Schokolade, großes Glas Honig, Kaffee.