Tagebucheintrag vom 25. April 1946Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10024, Seite 98-99

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Donnerstag, 25.4.46. Markustag, vor zwei Jahren der furchtbare Angriff.

Elm, ungarischer Lagergeistlicher Dachau, wird mit anderen heimgebracht unter amerikanischem Schutz. An sich in Sorge, aber er will wissen, ob Bruder und Schwester noch leben. Deutsches Geld habe er genug, darum 20 $ Intentionen, bittet um den Segen.

Dominikanerpater Magnus: Freimann soll selbständiges Priorat werden, ob ich zur Feier komme? Nicht möglich, nun wird er, damit Provinzial Marianus von Wien kommen könne, auf später verschieben. Später habe ich Firmung. Sie wollen ein richtiges Kloster werden.

Dr. Trog – wieder mal „zum letzten Mal“, weil bald in ein Benediktinerkloster. Zufrieden solange schon, aber dann sei es das letzte Mal. Abt gab Empfehlung. 600, Chokolade und Ei. Und Segen. Im Herbst werde Vater Abt hierher kommen, da gebe ich ihm Vollmacht.

Castello: Lothar macht doch wieder Sorgen. Deutschland muß leben - hat eine neue Freundin, eine Amerikanerin, die ihr viel schenkt, jetzt nach Amerika will Schauspielerin.

Generalvikar. Was die Bischofskonferenz über Jugendfürsorge beschlossen habe? Keine dogmatische Linie. Was über Arbeitsausschüsse? Soll in München ausprobiert werden.

Josef Arnold, Augsburg Diözese, ein Freund von mir, soll zurückgerufen werden. Jandl will einen Domherrn, den neuen Dompfarrer?

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Uexküll nur an der Pforte, fährt in einer Stunde weg, nimmt die Pakete weg, die schon hier liegen oder in den letzten Tagen gekommen sind.

Frau Dr. Lori Goehl, Arztwitwe, Obermenzing Richelstraße 10, hatte zuerst geschrieben, aber erst nachdem sie schriftlich die Erklärung abgegeben. Keine Bitte, keine Entnazifizierung, sie könne nicht um Befreiung eines Gefangenen, nicht in einer politischen Frage, sondern rein in einer persönlichen Frage, die nur der Bischof ihr beantworten möge. Ihre Mutter sei einmal bei mir gewesen und habe von ihrem Verwandten Hettinger erzählt und seit jenem Besuch eine große Verehrung für mich gehabt und die Tochter auch. Dankt, daß sie kommen durfte. Entschuldigt sich, daß sie keine Blumen mitbringe (sah goldene Rosen vor dem Bild des Papstes) – erhält im Gegenteil eine Theerose. Überreicht in einem Umschlag 100 M. „für die Armen oder sonst eine caritative Sorge“ – wurde für den Dom gegeben. Ob es eine „Dämonie“ gebe und ob es darauf zurückzuführen sei, wenn ein Mensch eine Kälte ausstrahle, was sie beobachtet habe und der betreffende Mensch auch. Handelt es sich um eine Frau oder um einen Mann? Um einen Mann, der ein berühmter Graphiker sei, sehr fleißig aber eben diese Kälte ausstrahle. Sind Sie verheiratet? Mein Mann ist gestorben, ich bin ganz allein. Eine Arzttochter und der Mann war auch Arzt, darum stelle sie diese Frage ganz verschwiegen wie überhaupt den Besuch hier. Das Funkeln der Augen sagte mir, etwas krankhaft. Darum allgemein und vorsichtig: Es gibt Besessenheit, = in verschiedenen Graden. Mit Menschen, die nur manchmal gewöhnlich mit Wutausbrüchen verbunden oder dauernd oder längerer Zeit. Es ist aber überaus schwer, von Fall zu Fall Besessenheit festzustellen. Sehr Vorsichtig im Urteil. „Bei diesem Mann sei es in aller Ruhe, keine Ausbrüche, es bestehen auch keinerlei nähere Beziehungen. Sie möchte ihn retten – soll beten und ich werde auch ein Memento machen. Um abzubrechen, stand ich auf und holte, wenn ich recht weiß, den Hirtenbrief der bayrischen Bischöfe Frühjahr 1946. Ich werde aber doch den Gedanken nicht los, ob diese Frage nicht ein Vorwand sei, um vorzukommen, und sagte meinen beiden Sekretären
Es handelt sich um Pater Thomas Karl Roos und Josef Thalhamer.
am folgenden Morgen: Die Dame möge nicht mehr vorgelassen werden, man möge sie an ihren Pfarrer verweisen. Weil nicht recht trauend, machte ich obiges Privatprotokoll.

Nachmittag 14.50 Uhr ab nach Altenhohenau, vom Mutterkloster in Californien. Große Pakete abzugeben und Material für einen Brief nach dort (sieben von 22, die zum Teil beschädigt, zum Teil in der Anima zurückgelassen, zum Teil hier für besonderes [ ... ]. Brücke bei Rott ist „nicht ganz zerstört, Herr Kardinal, nur der 3. Teil“, also über Wasserburg. Geben Eier zurück.