Tagebucheintrag vom 25. März 1946Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10024, Seite 73

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Listen Refutantur: Franz Höllerer, der wegen eines Gesuchs vor eineinhalb Monaten gleich drei Mal fragt.

Studienrat Gentner, einer der ersten rabiatesten Kämpfer von Hitler, hat Ortsgruppe gegründet, später sich überworfen (angeblich weil er den Kampf gegen das Christentum nicht mitmache), dann doch wieder eingetreten und wieder ausgetreten und jetzt mit aller Gewalt ... Ich habe seinen ersten Besuch sehr bedauert, er hat von einem Aufstand gegen Schäffer gesprochen, nicht mehr vorzulassen.

Auch Frau Wagner – ein Zeugnis, daß sie immer antifaschistisch war. Baronin Ifflinger hat mir das Gegenteil gesagt vom Anfang.

Auch Baronin Ritter: Der Heilige Vater soll sich für ihren Elmar verwenden. Unmöglich für einen einzelnen Gefangenen. Mehr als eine Million Mütter wissen nicht, ob ihr Sohn noch lebt.

Reihenfolge derer, für die wir sorgen müssen: 1) Die Verschollenen. Die Familien haben überhaupt keine Nachricht seit Stalingrad. Wissen nicht, ob überhaupt noch leben. 2) Diejenigen, von denen die Familien wissen, daß sie noch leben, aber hungernd wie in den französischen Lagern (Chartres ausgenommen). 3) Auch wenn 2) geordnet sind, kommen sie mit der Bitte, sie überhaupt freizubekommen. Leute, die für die Volksgemeinschaft keinen Sinn haben, die nur an ihren Georg oder Hermann denken.

25.3. Ein wöchentlicher Bericht an die höhere Stelle: Es sei zu beobachten, daß die kirchlichen Stellen sich für die früheren Nationalsozialisten einsetzen. Die örtlich-kirchlichen Stellen, auch höhere. Es stellt sich heraus, daß das wirklich Nationalsozialisten waren. Cist. Die Verbrechensstatistik im Steigen. Außen geöffnete Briefe.

Adresse von einer Miss L.J. Levie, Esslingen, an Cardinal Freisinger
Vermutlich handelt es sich um einen Verschreiber, der eigentlich für Kardinal Faulhaber, Freising heißen sollte.
, Freiburg. Ich soll einen Kaplan ausfindig machen.