Tagebucheintrag vom 6. Dezember 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10023, Seite 67,69

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Donnerstag, 6.12.45. Wieder auf dem Zimmer celebriert, weil Kapelle sehr kalt.

Pater Gumppenberg und Pater Kastner: Sie erklären sofort, die Jugend muß Pfarrjugend werden (Wolker fordert das fanatisch und die Pfarrer). Respondeo: Ja, aber 1) muß die Pfarrei Jugendseelsorger kommen und Predigten und mitarbeiten lassen, 2) kleine Auslesezirkel können Kaulbachstraße still bleiben. Congregation muß bleiben, die Herren würden sie jetzt zurückstellen. Die Frage ist noch zu wenig reif, um direkt vom Bischof entschieden zu werden. # Arbeiter eine religiöse Betreuung, im übrigen Gewerkschaft oder Jugend (die Herren: Die hören nicht).

Graf und Gräfin Franz La Rosée, Isareck: Er war Parteigenosse, sie wurde bereits verhört, ich schreibe eine Empfehlung.

Dr. Nachtwey - von vielen Reisen zurück, hat Gutes und weniger Gutes erfahren. Gruß von Professor Althaus, Erlangen, der mich in Lodz getroffen habe, will eine Art Volkshochschule in Ingolstadt und er will dort wirken. Eine Empfehlung für Eichstätt? Ich habe früher schon eine gegeben. Gemeinsam Brevier oder sich drei Horen machen? Das Brevier ist zu viel, zu streichen, was nicht evangelisch ist, lex orandi ... Ihr geht zu weit, wenn gemeinsame Andacht oder gar Exercitien wie Metzger. Bleiben wir doch bei der Una Sancta. Er will einen Geistlichen, der ihn und die anderen unter Aufsicht. Höck zu weit weg, aber vielleicht Schmaus.

Thürauf erhält von mir eine Empfehlung, weil Parteigenosse und ist dafür so dankbar, daß er mit seinem älteren Sohn für die Domarbeiten sich zur Verfügung stellen will.

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Kaps, Ordinariatsrat, Breslau. Kommt von Rom. Wollte für Schlesien eine Kundgebung des Heiligen Vaters - zuerst geneigt, dann aber abgeblasen, weil wegen Polen. Ich soll eine Kundgebung erlassen - die Schlesier meinen, wir hätten keine Kriegsnot - die wirtschaftliche Hilfe sei gar nicht das erste, nur eine Kundgebung an die Welt. Läßt zwei große Denkschriften da. Ich: Vielleicht Aufruf, daß Erzbischöfe, Paderborn, der nächste möge Entwurf machen.

Professor Rheinfelder - hatte wenig Zeit. Legt Gedenkschrift auf den Tisch. In Gmund singen die Kinder lateinische Messen. Unser Volk nicht fromm, man müsse mehr beten. Responsum: Der Einzelne soll bei den zehn Gerechten sein.

Hedwig Faulhaber, Neuhausen - bringt ein Paket mit vielen Sachen zum Nikolaus, weil zum Dank, daß ich Empfehlung geschrieben. Musste lange warten. Erhält Zeitfragen mit Widmung und Firmbild. Das nächste Mal Charakterbilder und Hedwigbild. Sollte mit der Mutter kommen. 15.00 Uhr der Münchner Nikolaus bloß in der Einfahrt, parken Wagen vor dem Haus, nur im Vorbeigehen.

Besuch in Leutstetten beim Kronprinzen Rupprecht. 16.00 - 17.00 Uhr. Fahrzeit vierzig Minuten, also ab 15.15 Uhr über Neuried - Gauting - Leutstetten. Mit Kronprinzen allein im ersten Stock, vor dem Weggehen Prinz Heinrich (Typ Ludwig II). In Italien mehrfach belästigt, vom Heiligen Vater Hilfe erhalten, einmal auch schwer krank den Segen.