Tagebucheintrag vom 18. April 1944Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10022, Seite 34-35

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Dienstag, 18.4.44. 8.00 Uhr im Dom Jahrtag für verstorbenen Cardinal Bettinger - ohne Vigil, weil Dienst so schwer zu haben und Alarmgefahr.

Von Geschenk: In den Nerven sehr herunter. War viel Gerede, aber höflich behandelt; nehmen Sie Platz, gibt die Hand, aber Mißtrauen. Was wollen Sie in Schweden? Ich habe nicht bloß Trauriges erlebt, auch viel, muß Dank sein. Nach Litauen unmöglich. Paß auf zwei Jahre verlängert, jetzt nur noch Aufenthaltsbewilligung. Will auswärts einen Platz, aber stipendienfrei. Läßt zwei Bildchen unterschreiben, darunter eines Fronleichnam. 200. Benediction.

Frau Schilcher über den Fall ihres Sohnes matrimonium „Eine Mutter muß immer zu ihrem Kind halten“, sagt sie. Sie weiß schon, daß in der zweiten Instanz ein neuer Zeuge gekommen sei, habe den Weihbischof kurz gesprochen. Ich erkläre: Es sei wie der Fall der Exkönigin von Portugal. Wir werden eine Unterschrift verlangen, daß er die Ehe für unauflöslich hält - sie sofort: „Diese Unterschrift soll er leisten“. Ihr Sorge scheint der Pfarrer zu sein. Er habe ihr noch nichts mitgeteilt - ich weiß nicht, ob es ihm überhaupt schon zugestellt wurde - sie: Ob er es wohl auf die Kanzel bringe - unsere große Sorge, daß der Fall ein furchtbares Ärgernis bedeute, man wird sagen: „Natürlich, bei den großen Gutsbesitzern geht es“. Wir müssen dem Pfarrer Freiheit lassen, daß

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(Frau von Schilcher): Wegen der Annullierung der Ehe ihres Sohnes. Sie wisse von den Zeugen. Ich erkläre, wenn einer die Ehe für auflöslich hält, aber in Bezug auf die bestimmte Person. Sie fürchtet offenbar den Pfarrer - über das Wann können wir keine Vorschrift geben. Aber eine Auflage - „das wird er unterschreiben“, sie weiß also davon. Am Schluß als Mutter weich, sie müsse als Mutter doch zum Kind halten.

Maria Bettinger: Weil heute morgen Seelenamt war. 300. Testament und andere Fragen für die Zukunft.

Pater Pribilla: Pechmann nach Hause gebracht, die Heimführung hat ihn krank gemacht, hohes Fieber, jetzt etwas besser. „Ich frage nicht, weil er dann liegend im Bett seitenlange Dankesschreiben an mich richtet“. Peinlich war nur, daß die Barmherzigen die Pflege abgeben und man den Dritten Orden ersucht - wenigstens durch den Bischof soll das nicht gehen. Wenn ausländische Arbeiter krank werden, sterbenskrank, soll der Pfarrer angewiesen werden - das schafft neue Schwierigkeiten. Wo der Lagerführer es zugibt, Ja, sonst überall vertraue man, daß in der arbeitsfreien Zeit der Geistliche die Mutter schon ruft. Er wäre nachher bei Sekretär.

16.00 Uhr ἱππ. Dank für Torte. Erhält Lichtbild, Sonnengesang, Osterei - Führung durch das Haus, durch Bibliothek und Dachgarten.

Thieme: Mutter gut untergebracht. Der Mann habe mit dem Geschäftsherren zu kämpfen. Erhält Zigaretten, 300, ich bin sehr müde von den langen Besuchen und sage das auch.

Dr. Wolfrats - von einer großen Reise, was Josef als Landwirtschaftsinspektor im Osten beim Rückzug erlebt. Kinder zur Kommunion gut vorbereitet.

Berrsché: Wegen Professor Wirthmüller, Freising. Wenn seine Wohnung nicht beschlagnahmt ist und die von Stiftung des öffentlichen Rechts sind jetzt freigegeben. Er hat einen Brief geschrieben und mit dem Gericht gedroht. Ob er nicht bei der Partei?