Tagebucheintrag vom 24. Februar 1942Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10021, Seite 24

Text+KommentierungNur Text
Dienstag, 24.2.42 beginnt Tauwetter. 10.00 Uhr Dr. Thaler eine Spritze.

Stalf bringt halbe Zunge und Obst, neueste Nachrichten aus dem Jahr 1871 aus dem Nachlaß der Schwester. Die Erbschaft scheint sich nun doch friedlich zu lösen. Geht nach Krumbad.

Priester von Geschenk, bei den Schulschwestern in der Au, von Litauen hierher gewiesen, geborener Reichsdeutscher, dann aber in das Lager bei Litzmannstadt, dort in einem Zimmer mit vierzig Personen, die Kinder schrien, die Frauen schimpften einander. Dann auf einem Schloß gut aufgenommen, plötzlich aber vor die Wahl: Entweder nach Süddeutschland oder in das Lager zurück. Darum haben wir ihn aufgenommen. Sehr dankbar. Späterhin vielleicht auch Cura, einstweilen Gottesdienste.

Libra inzwischen wieder verhaftet. Warum nicht Pfarrer geworden. Weil der Laienchrist einen ebenso hohen Beruf hat. Hat mit großer Mühe elf Prediger, noch heute früh Koch gewonnen. Nur in der Friedenskirche nicht und ob nicht in einem Saal [ ... ] er selber sprechen dürfe. - Gerne erlaubt, aber gerade jetzt ausgemacht, keine Laien sprechen zu lassen, und die Gestapo würde das als verbotene Handlung betrachten. Lieber soll ein Herr zwei Mal sprechen. Frau sehr tapfer - hat sich als sie weggingen vor dem Kreuzbild niedergekniet: Laß mich deinen Willen erfüllen. Nicht einmal zur Vorsicht hat sie gemahnt. Hausherr erhielt einen namenlosen Brief: Wie er einen solchen Mann im Haus behalten könne, trug ihn zur Gestapo. Darum nochmals verhaftet. 200.

Professor Dr. Graf, Professor in Dillingen: Manuskript für zwei Bände können in den Studi e Testi, nicht in arabischen, sondern in lateinischen Buchstaben im Vatikan gedruckt werden. Mußte lange warten. - Ich wußte nicht, daß er aus der dermatologischen Klinik kam. Wenn fertig, mir zuschicken mit einem Begleitbrief.

Grimmenstein hatte neulich geschrieben und fragte an, ob er kommen könne. Ich ließ sagen: Ich könne keine andere Entscheidung geben als die des Ordinariats. Darauf hängt er ab: Er will keine Entscheidung, er will nur sich verabschieden.

Ebenso hatten die sechs Italiener von der Arbeiterseelsorge angefragt. - Unmöglich für den Nachmittag.

Auf dem Spaziergang in der Ludwigstraße Fräulein Liers, Nichte des Dr. Rhaban., ihr Vater vor wenigen Wochen im Osten gefallen. War bei der Heliandkommunion in Pasing. Wo jetzt Bischof Sproll? In Krumbad. Geht nicht gut. Wie sicher das Auftreten: Ich wünsche Ihnen alles Gute.

22.00 Uhr Abend reist Berta ab, von zweien hier auf die Bahn begleitet.