Tagebucheintrag vom 14. Dezember 1938Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10018, Seite 141-142

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Mittwoch, 14.12.38. Stadtpfarrer Marx, Thalkirchen: Soll zur Einweihung der Kapelle in der Klinik Müller kommen. Der Jammer voll in diesem Krankenhaus. Einer wünscht den anderen 50 Kilometer weit fort. Er soll in der Kapelle nachschauen und wegen Seelsorge mit dem Generalvicar sprechen. Auch bei ihm zwölf Fenster eingeworfen, früh 2.30 Uhr.

Rechtsanwalt Simon: Honorar überweisen an Warmuth für Nuntiaturbauverein. Und an die Secretärin von Stahl. Ich schreibe gleich die Vollmacht.

Direktor Hoch von Grunertshofen: Ein langes Klagen über die Doppelköpfigkeit in der Leitung. Der Wirtschaftsleiter habe nur 15 - 20 Prozent der gesamten Arbeit. Er selber arbeite seit Wochen bis Mitternacht. War am 9. November mit den Zöglingen

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in einer Versammlung, der Redner habe auch gegen die Religion gesprochen, auch dagegen, daß ich die Persönlichkeit in der Kirche besser behandelt sehe als im Staat. - Einige Bauern seien weggegangen, er selber blieb und sagte dann am Schluß „Neutral: Die politischen Ziele des Redners sind durchaus anzuerkennen ...“ Warum er mir das erzählte? Drei Mal in der Woche läutet es zur Messe, an den anderen Tagen darf nicht geweckt werden, aber 40 - 50 täglich bei der heiligen Kommunion. Ich höre nur zu, er schwitzt beim Reden, und sage am Schluß: Es ist überall schwer zur Zeit, für Weihnachten braucht er gewiß für Geschenke und Hülle 50 M. Weiß nicht recht, warum er kam und mich so lange aufhielt.