Tagebucheintrag vom 16. März 1938Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10018, Seite 81

Text+KommentierungNur Text
Mittwoch, 16.3.38. 10.00 Uhr in der Theatinerkirche Pontifikalrequiem für Prinzeß Arnulf von Bayern nach der Predigt von Monsignore Staudhamer. Danach Beisetzung in der Gruft. - 11.30 Uhr.

Direktor Wengert: Herder Filius hier. Nicht besonders beglückt, von Freiburg hierher geschickt worden zu sein. Habe große Unordnung vorgefunden. War keine katholische Buchhandlung mehr. Mußte viel umstellen. War in Dortmund, Karlsruhe, zuletzt Freiburg. Ausfuhr nach Spanien und von dort nach Südamerika. Beratung der Jugend. Von einfachem Katechismus bis theologischen Werken.

Schriftleiter Rombach von Herder wegen der Laienbibel. Mir ist der Name etwas Schreckliches. Volksbibel? Ein früherer evangelischer Pastor, Dr. Thieme, aus der Jugendliteratur bekannt geworden, hat den Text geschrieben, ein Maler Seewald für eine Sonderausgabe die Bilder. Die Kopfleisten sind schön, aber die schwarzen Bilder! Dieser Christustyp wird abgelehnt werden - höchstens einen kleinen Kreis von Kunsthistorikern ausgenommen. Es sei der Typ der Katechese, ich: Christus war sicher Nazaräer in der äußeren Erscheinung. Warum kein Heiligenschein? Der Künstler hat abgelehnt. Ja, aber wenn die Mutter dem Kind ein Bild erklären will. Herr Direktor, an diesen Bildern kann Ihre ganze Bibel scheitern. Er: Aber Peter Dörfler sei begeistert gewesen und andere auch. Ich: Also schicken Sie mir nur die Vollbibel ohne die Bildausgabe. Ich bin nicht Fachmann. Er bleibt eineinhalb Stunden. Daß Herder eine Vollbibel herausgibt, ist er seinem Weltruf als größte katholische Firma schuldig. Das verstehe ich. Vollbibel kann und muß es heute nicht sein. Wir müssen das Alte Testament im Umfang nicht so hoch über das Neue Testament stellen. Drei Gesichtspunkte: Was im Alten Testament religionsgeschichtlich wertvoll, was literarisch aesthetisch und besonders, was die Vorschule für das Neue Testament ist, was im Neuen Testament erfüllt ist. Verweise auf Lorenz Dürr und da er eine Ausgabe plant, Die Schönheit der Heiligen Schrift - hole ich das Buch von August Wünsche, Die Schönheit der Bibel. Er schreibt sich diesen Namen auf. Soll einfach den Allioli-Text abdrucken? Wird man nicht verstehen, und ein Concurrent wird sie vernichten.

Caritasdirektor Fritz: Kommt von Berlin, Nuntius will dem Caritas - und dem Bonifatiusverein übertragen. Darum braucht er eine Vollmacht, um heute Abend in Mittenwald die ersten Arbeiter zu empfangen. War auch beim Secretär. Zu Tisch 14.15 Uhr.