Tagebucheintrag vom 4. Februar 1937Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 128-129

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Donnerstag, 4.2.37. 10.00 - 15.00 Uhr Bischof Sproll hier, kommt von Bad Dietzenbach bei Geislingen, wo er große Bergtouren macht. Sieht sehr bleich aus. Sei nach dem Hirtenbrief davongegangen. Ich erzähle von Rom. Sein größtes Anliegen: Am 1. April sollen in Württemberg die Lehrer eingewiesen werden, in den Religionsunterricht, was tun? Der Grundsatz bleibt: Religionsunterricht nur auf Sendung, aber das Wie der Sendung kann verschieden sein. Ob Religionsunterricht in der Kirche? Das würde hintertrieben, und ich vertraue nicht mehr auf die Eltern. Ist eine allgemeine Sache, also an Berning. 15.45 Uhr wieder ab. Bleibt zu Tisch, aber nicht mehr in der Frische wie früher.

Frau Baronin Nagel mit ihrer Tochter (beide in Rom convertiert) und Bräutigam Graf Deym. Sich vorzustellen vor der Trauung, darum kurz. Über Herrn General im Feld.

Stadtpfarrer Weiss, Ulm, wegen der acies ordinata. Er hat schon einige Ordinariate besucht. Ich werde das Protokoll ihm zuschicken.

Englische Fräulein: 58% bei der Einschreibung, aber die Liste schließlich doch abgeben müssen. Man hat die Wohnung ihres Geistlichen gekündigt, will das ganze Haus kündigen. Ein Haus ihr Eigentum in den Gemeinschaftsschulen? Respondeo: Selber auch ein Rechtsgutachten ausarbeiten lassen, ist wohl hundertjähriges Recht, über ihre verschuldeten Häuser. Die Generaloberin in Rom. Die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.

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16.00 - 17.00 Uhr Professor Walz von Freising. Wollte zuerst nach Passau, dann nach Regensburg und zuletzt hört er vom Heimatpfarrer: Er komme für Alttestamentliche Exegese nach Bamberg. Der Erzbischof bereits zugestimmt. Er will, ich soll den Bischof von Passau veranlassen, schriftlich zu erklären, er werde ihn übernehmen. Nun aber dort bereits Lehrauftrag Hoffmann
Es dürfte Karl Hofmann gemeint sein.
(der sei nicht schwer kriegsbeschädigt und ein Jahr jünger), das nennt man Intrigen. - Einen Vorschlag haben wir nicht. Nach dem Reichskonkordat nicht. Also ruhig ein Semester nach Bamberg gehen, Einleitung nehmen und Inspiration, also Dogmatik und dann während des Semesters an Professor Weber, Berlin, schreiben.

An der Pforte Julius Hegele, früher Buchhändler, Freiburg, und Frau und Frau Morath. - Schimpfen über Schuleinschreibung, sie hätten ihre Kinder in der Bekenntnisschule, ist aber schon früher abgebaut. Irschl sei keine Kampfnatur. Dr. will zuerst nicht an die Pforte, dann lasse ich sie heraufführen, aber ich muß Bischof Sproll verabschieden.