Tagebucheintrag vom 17. Dezember 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 112-113

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Donnerstag, 17.12.36. 8.32 Uhr ab. 6.30 Uhr celebriert, sehr umständlich in der Sakristei, wenig Leute in der Kirche, wenig Kommunionen, am Herz-Jesu-Altar - ich laufe den Hochaltar hinauf, Frühstück im Refektorium. Dann Segnung im Klosterchor. Meyer wohnt vom Zimmer aus, geradeaus an der Stiege vorbei im Gang erste Türe links. Ohne Papier.

Der Fahrer: Kommt noch jemand? Nein, dann können wir jleich jehen, am Bahnhof den Koffer aufgegeben bis Mainz, 1 M. 15, wollen Sie versichern? Alles grüßt, weil ich heute im Talar reise mit Guten Morgen oder Grüß Gott. Zwei Knaben grüßen noch auf der Straße. Also nicht wie gestern „noch ein Stückchen weiter“.

Köln Koblenz 8.32 - 9.51 Uhr. Im Gang bete ich Brevier. Der freundliche Zugführer fragt, ob ich Geld hätte. In seiner Heimat sammelt ein Pastor für einen Kelch, kommt beim Aussteigen sich zu verabschieden. „Wenn ich auch Nationalsozialist bin", sagt er...

Koblenz, 10.00 - 13.00 Uhr im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Trier Bornewasser und Limburg Hilfrich bereits da im Eckzimmer, wir besprechen Bericht über Obersalzberg und Entwurf Hirtenwort 10.00 - 12.30 Uhr, dann Tisch, natürlich wieder lange Vorspeisen. Bornewasser hatte gestern beinahe Autounglück,

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dann sehr rasch abgereist, fast ohne Abschied. 10 M. nachgeschickt.

13.24 - 14.29 Uhr nach Mainz. Fernzug 2 M. Zuschlag. Zum Bischofshof. Einzug ist incognito, dann nach zwei Stunden Beratung mit dem Herrn Secretär in den Dom: Führer [      ], dessen Schwester in Strassburg Notre Dame war, führt im Chor, der Altar sehr hoch im Chor, Sacramentskapelle wunderbar romanische Linien in zwei Stockwerken, Gegenchor wie in Bamberg, Kreuzweg in der Sakramentskapelle, Kreuz und runde Scherben darin, in der Marienkapelle der gleiche Martin wie in meiner Hauskapelle, auch die gleiche Darstellung der zwei Bischöfe. Ein Erzbischof Aribo, 1031. Barmherzige Brüder haben die Sakristei. Aus allen Ecken schauen die Neugierigen, von wegen ist Incognito. Zum Seminar und der neuen Kirche: Ein Propst von Eltz erbaute sie den Eremiten, darum das Deckengemälde. Bäder feucht. Seminaristen kommen in großer Zahl - von wegen ist Incognito. Im Haus, zweiter Stock, war die Schaltung unglücklich. Im Wohnzimmer ein ganzes Museum. Acht Bilder von „Sebastian“? Fürstenmantel? Sein Richter im Bart, gerade die Pfahlszene soll fehlen? Hermenegild?