Tagebucheintrag vom 3. September 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 81-82

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Donnerstag, 3. September. Ich komme nicht weg trotz aller Müdigkeit, weil das Manuskript für die sieben Briefe durchaus fertig werden soll.

Qui choros dirigit. Bestellt. 1) Seine Bemühungen um Stelle erfolglos. Hat den Paß für Besuch in Ostreich, bekommt aber nicht Geld. Wäre von einem Dirigenten mit ans Theater Oldenburg genommen worden, höchste Gage 270, fragt aber bei der Theaterkammer an und von dort ein entschiedenes Nein. Der hatte gleichzeitig mit ihm hier Theaterkritik gearbeitet, könnte ihn also kennen. Absolut aussichtslos. 2) Das Bühnenspiel Michael für die Kirche nicht möglich, soll von Schmidt-Pauli sich eines schreiben lassen. Am gleichen Abend kommt von Schmidt-Pauli Meldung, sie habe ein Michaelsspiel eingereicht. 3) Er erzählt lange Schönlach, Diözese Passau im Bayerischen Wald. Ein zwanzigjähriger junger Mann Donnerstag von 12.00 Uhr ab bis Samstag, Hugin und ein Beamter dabei. Schlag 12.00 Uhr verzerrt sich das Gesicht, dann liest er die Messe, dann Ansprache Sühne, weil geldlich ausgenützt, müßten fünf Prozent gesühnt werden. Dann über die schlechten Priester, auch politisch. Es wird noch sehr schlecht werden, in einigen Wochen besser, und dann in zwei Jahren. Dann sagt er: Ihr könnt jetzt einzeln fragen. Der Beamte bleibt eine Stunde dort, ein Kreuz hebt er hoch, das ist etwas besonderes (vom Heiligen Vater geweiht), ebenso das Wasser (von einer Erscheinung der Mutter Gottes). Er selber eine halbe Stunde: Über den Bruder. Er ist auf einer der sieben Stufen im Fegefeuer. Erzählt dem Sinn nach das letzte Gespräch mit ihm. Über die Mutter, die er genau nach dem Charakter kennzeichnet. Dann ist Hugin. Bis abends 18.30 Uhr. Die Mutter eine kluge, einfache Frau: Mein Gott, er kann noch nicht arbeiten. Die Leute im Dorf spotten, der Pfarrer ist dagegen, der Kaplan, der sie besucht, wurde versetzt, auf der Straße treffen sie den neuen Kaplan. Er selber ganz zerschlagen. 300 M.

Professor Stelzenberger, Breslau - hat Zweihundert. Dankt nochmal für alle Hilfe. Seine Mutter zieht jetzt mit ihm nach Breslau.

Graf Sprinzenstein - könnte sein Lakai sein. Der Intellect offenbar nicht überbildet. Ob die Kapelle in Urfahrn dem Denkmalconservator unterstellt werden könnte? Nein. Er selber in der Tschechei, will sein Gut selbst verwalten. Auf Wiedersehen sagt er.

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Rarkowski, kommt von Rom, im Reisekleid. Die Lösung Stump hier gut. Sehr tätig. Seine Titel? Feldpropst und Euer Gnaden. Exzellenz würde Rom ihm geben, aber das ist in Deutschland nicht mehr üblich. Er fragt, ob Feldbischof? Bischof nur bei wirklicher Weihe, also kirchenrechtlich in Rom sicher nicht zugelassen. Feldbischofsamt - ginge eher, aber nicht der persönliche Titel. Die Hauptsache ist Pontificalien - er bat um Erlaubnis zu firmen. Pacelli hieß ihn schreiben: Bat auch um einen Generalvicar. Eine Eingabe an das Kriegsministerium in diesem Sinne? Nicht von hier, weil ich mich nicht einmischen kann, wohl aber vom Vorsitzenden der Konferenz. Erzählt: Ein Pater schreibt ans Kriegsministerium: Der Prior säuft, ich halte es nicht mehr aus in diesem Hause, der Staat muß mir eine Militärseelsorgerstelle geben, dann kommt das Kriegsministerium: Der Mann muß angestellt werden. Die Ordinariate geben zu gute Zeugnisse, die der Nachprüfung nicht standhalten. Das macht das Amt so schwer.