Tagebucheintrag vom 8. Juli 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 59-60

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Mittwoch, 8. Juli 36. Der erste freie Tag nach langer Zeit, heilige Messe im Hause.

Direktor Caritas, Müller: Bericht über Berlin, Verhandlungen von Caritas mit der Arbeitsfront. Kreutz war nicht dabei. Weber, Breslau, hatte das Juristische, Lenné das Weltanschauliche, Müller selber das Organisatorische. Leitung von Detten, der das Kirchenministerium zur Zeit vertritt. Roth behauptet, einige Bischöfe hätten die Arbeiter in die Arbeitsfront gewiesen. Wird in Fulda zur Sprache kommen.

Kah: 1) Ob die SJ bei den Exercitien dafür eintreten könnten, daß die Eltern die Kinder zur Frühkommunion zulassen und selber unterrichten? Einzelne ja, Massen unmöglich aus erzieherischen Gründen und aus pastoralen Gründen. Überhaupt die Mütter mehr die Katecheten der Kinder. Allerdings noch andere

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Aufgaben, besonders die Monatskommunion der Männer und die Rückführung der Jugendlichen. 2) Eine Liste über Convertitenliteratur. Früher habe ich ihm 300 M. gegeben, also dafür benützen.

Fischer-Giehrl: 1) Bericht über Obing. Wird sehr freundlich, unheimlich freundlich. Schickt zehn Eier, von ihr angenommen, um sie nicht zu beleidigen. Dafür neue 100 M. für Kalbfleisch und Rind, Gegengeschenke. Religiös will sie keinen Besuch vom Pfarrer, doch sollte man den Pfarrer aufmerksam machen. 2) Auf der Insel ein Referat selber vorgelesen - war Notfall, weil Versammlung verboten war, nicht auf der Kanzel. Hatte Angst vor diesem Bekenntnis. 3) Die Firmfeier? München nicht behindert, eventuell im Ausschreiben der Firmung.

Frau Hauptmann Eckart: Die Studien in Berlin abgeschlossen. Sei manchmal recht traurig gewesen. Jetzt sich selbständig machen in Reichenhall, wo Schwiegereltern
Es handelt sich um Herrn und Frau Eckart.
sind und Dr. Abele in der Schule Egenolf war, der allerdings eine andere dorthin schickte. Schon bis August. Das Religiöse drängt im Stillen zur Entscheidung: Aus der jüdischen Gemeinschaft ausgetreten schon [ ... ] lang, die Schwiegereltern wünschten schon früher. Ich sage ihr: Nicht drängen und nicht überstürzen, aber die Entscheidung auch nicht ewig hinausschieben. Eine innere Stimme. Im Herbst, wenn ruhig mit Dr. Abele sprechen. Ich erzähle von den zwei Ärztefamilien, die nach Amerika ausgewandert sind. - Sie denkt vielleicht auch einmal an Auswandern.