Tagebucheintrag vom 29. April 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 78-79

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Montag, 29.4.35, 10.00 Uhr beim Zahnarzt, der immer noch etwas findet.

Sambeth Mutter mit dem Enkel Peter: Erhält Bild von Bethlehem und Schokolade.

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Justizrat Warmuth berichtet über die Gerichtsverhandlung in Ellwangen, wo die Strafe für Rohm von viereinhalb Monaten Gefängnis auf Geldstrafe gemindert wurde. Das Urteil des Schöffengerichts Schwäbisch Gmünd wird aufgehoben, der Angeklagte hat alle Kosten zu tragen. Es war NS-Justiz. Alfred Miller
Gemeint ist möglicherweise der Leonberger Publizist Alfred Miller.
hatte Material geliefert. Es sei aber vom Vorsitzenden des Gerichts wie den Beisitzenden mit Ernst und Ehrfurcht gesprochen worden. Es sei kein Tatsachenurteil, sondern ein Werturteil. Im zweiten Fall üble Nachrede. Man sehe von einer Gefängnisstrafe ab, weil Rohm ein alter Kämpfer sei. Er bittet um Revisionsergreifung - Ja wegen der Fassung des Urteils, aber nicht durchführen. Ob ich ihm nicht Honorar geben müsse? Natterer und Böhmer bringen das sehr vornehm in Ordnung.

Pater Schulte und Hauptmann Koehl - zum Essen, aber ohne rechten Hunger. Entweder haben sie schon gegessen oder sie wollen Mittag fliegen. Ich übergebe ihm M. 1000. - Er wird demnächst die einzige Tochter von seinem Duzfreund Eckener trauen. Koehl: Es ist amtliche Zählung, in jedem Monat müssen in Deutschland 80 Flieger sterben. Kommt nichts in die Zeitung.

Heute früh reiste Pauline ab - war sechs Wochen hier, bei Frau Detzel in Schreibmaschine, bei Herrn Loch in Buchführung.