Tagebucheintrag vom 3. April 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 67-68

Text+KommentierungNur Text
Mittwoch, 3.4.35, heute wird das Protokoll der Bischofskonferenz rein gedruckt. Katharina muß ins Bett mit Fieber und kleinem Anfall wie früher.

Direktor Müller: Von mir gerufen: Wie ein lungenkranker Knabe untergebracht werden kann (Vogel, Rom, eine Sammlung für den Mai genehmigt, aber ob durchgeführt? Hipp soll nicht Vorstand werden, es gibt Schwierigkeiten. Wird mir Protokoll mit nach Speyer nehmen und nach Horchheim.

Zollinspektor Jung, Vereinsführer der Neunervereinigung: Weil mein Brief ihn nicht erreichte. Über Kameradschaft und neue Wehrpflicht, für Erziehung des Volkes wichtig. Will ein Bild von mir. Plötzlich zieht er einen Zettel aus der Tasche und beginnt zu weinen. Die Frau hatte ihm den Zettel gegeben: Dem Bischof von Passau Gedicht gesagt. Will einen hoch geweihten Rosenkranz und Sterbekreuz (erhält es). Sei sehr schwer krank, herzkrank. Erst auf Frage: Er war kurz verheiratet, 1917 im Krieg. Also nicht kirchlich getraut. Ob Kinder? Nein, die Frau krank. Ob wie Bruder und Schwester? Darüber erst etwas erstaunt und dann offen - nein. Die Frau erst dreißig Jahre. Eventuell, sie einmal besucht. Will Lichtbild. Beim Weggehen wieder in Tränen.

Fräulein Huber - bringt Abrechnung Mensafonds, erhält Kreuzweg und Lichtbild mit Unterschrift und Predigt Heidentum.

16.00 Uhr besuche Kranke Fuchs - es geht besser. Schwester sehr froh.

19.00 - 20.00 Uhr, die beiden Nuntien Vassallo und Orsenigo, reisen heute Abend nach Rom. Über die katholische Action: Erstaunt, daß noch nicht eingerichtet. Ich sage: Solange nicht die Verhandlungen darüber im Abschluß und zwar schriftlich der Schutz der Aktion vorliegt, können wir nicht umstellen. Unsere Regierung würde mit einem Schwerthieb alles zerschlagen. Ob ich das dem Heiligen Vater geschrieben hätte. In München können wir es machen, aber nicht auf dem Land. Er nimmt von der Konferenz Adresse an den Heiligen Vater mit und Triennalliste. Die verhafteten Ordensmänner und -frauen: 25 in Berlin. Er habe mit der Regierung verhandelt, nichts

➥ Seite 68

zu veröffentlichen. Antwort Ja, wenn die Zeitungen nichts bringen. Dann aber gerade die katholischen Zeitungen im Ausland, Maasbode und eine in Mailand. Daraufhin eine amtliche Erklärung.