Tagebucheintrag vom 3. März 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 56-57

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Sonntag, 3. März. Quinquagesima. Heute Fastenhirtenbrief „Die Sittenlehre des Evangeliums“ verlesen,- ich selber sehr elend, noch Grippe und Schmerzen in den Knochen,- erst unter dem Druck der vielen Besuche wird es leichter. Auf dem Zimmer celebriert, 9.00 Uhr.

Studienprofessor Strahberger: Feier des Katholischen Kaufmännischen Vereins später. Würzburger Verband soll die ganze nordische Provinz zusammennehmen - Ja. Er wurde vorgeladen, weil ein Schüler über ihn mitgeschrieben hatte, also Denuntiantentum.

Marie Fitz und Schweinberger, Präfekt der Lehrerinnencongregation: Sie seien in Gewissensnöten, weil sie sich für die Gemeinschaftsschule erklären sollten. Respondeo: von Gewissensnot kann keine Rede sein. Rechtslage ist klar. Bekenntnisschule steht auf gesetzlichem Boden, also kann man dafür eintreten. Wenn man nun Elternopfer verlangt...

Dr. Hagemann, Hauptschriftleiter der Germania: über den Tod des Bischofs Bares. Es hätten sich Gerüchte gebildet, darum mußten sie schreiben Trombosengefahr seit mehreren Tagen. Bleibt sehr lange - will einige Zahlen für engeren Kreis: Bedenken wegen süddeutscher Zeitungen. Ich habe den Eindruck: Germania sehr tapfer und Vorreiter in meiner Papstpredigt, gegen Zerrbild des Papstes.. Einige Mal wurde er vorgerufen, man erklärte aber, es sei nicht eine Verwarnung. Die Studenten seien 90 % gegen das System. Für sich persönlich meine Auffassung: Ich sehe sehr schwarz, Concordat wird, auch wenn der Abschluß kommt, nicht durchgeführt werden. Langsame Trennung von Kirche und Staat. Kampf gegen alles Katholische immer offener. Hitler hat persönlich guten Willen, erzähle die Geschichte von Hans Fitz ohne Namen zu nennen, von Filser. Einmal macht er eine unheimliche Bemerkung. Er verstünde, daß hier bei uns viele Sympathie für Österreich sei, oder so ähnlich. Ich antworte entrüstet: Hier ist scharfe Opposition gegen Österreich, mehr als im Norden, weil wir Nachbarn sind, wird auch sehr gehetzt gegen Österreich.

Mister Haffney
Gemeint ist wohl Thomas Gaffney.
war früher Generalconsul hier „gute Freunde“, darum habe ich ihn vorgelassen. Spricht Deutschland-Englisch. Auf Obersalzberg bei Hitler mit einem Dolmetscher „nicht eine Person dort spricht ein Wort Englisch“. Vom Kaiser
Gemeint ist vermutlich Kaiser Wilhelm II.
zeigt er mir mehrere Bilder, wo er mit dem Kaiser
Gemeint ist vermutlich Kaiser Wilhelm II.
darauf ist. Ob ich persönlich belästigt worden sein? Nein, Hitler wolle Frieden mit der Kirche, aber nicht seine ganze Umgebung. Schulkampf, Bauer: Ich will aufgehängt werden. Das wurde gerufen, der Leiter nicht selber, aber er hat die Verantwortung dafür. Wegen Excommunication hat die americanische Presse falsch berichtet. Ich weiche aus, weil immer klarer wird, er wollte nur ausfragen. Er spricht wiederholt davon: In America die Feinde der Regierung greifen alles von mir auf. Er fragt, ob ich Commonweal lese? Jetzt nicht mehr. Die sei unter Shuster gegen Hitler.

Graf Tattenbach: Hierher gezogen. Bereits Vorsitzender der Regimentvereinigung. Die älteste Tochter im Büro. Sei für jede Arbeit von mir bereit. Die Krankheit von Esser sei eine diplomatische endgültige.

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Heute Nachmittag Fastnachtzug - drei Kilometer lang, mit großer Reclame angekündigt. Schnee und Regen und Kälte dabei. Esser, der Präsident des Verkehrsvereins, ist „ernstlich“ erkrankt.