Tagebucheintrag vom 10. Juli 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 197

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Dienstag, 10. Juli, 10.30 Uhr, Dreifaltigkeitskirche, Trauung von Graf von Arco auf Valley mit Gabrielle Gräfin von Arco Zinneberg. Ich halte Ansprache übers dreifache Ja.

12.00 - 13.00 Uhr, Baron Ritter: Natürlich immer noch Diplomat, ist sehr schwer weggegangen aus dem Amt, habe nichts mehr zu tun, sucht hier Wohnung, hat Kreuzreliquie vom Heiligen Vater erhalten . Er spricht 1) Ob die Verhandlungen in Berlin wirklich günstig verlaufen seien. Ich erzähle, was ich weiß - ja. Er betont, es wäre aber gut, einen Hirtenbrief unter diesen Verhältnissen nicht zu veröffentlichen, könnte wieder Schwierigkeiten machen. 2) Ob nicht in München, wenn auch Nuntiatur aufgehoben, doch ein Delegat sein könne. Man soll ein fait accompli schaffen. Pacelli wäre es wertvoll meine Auffassung zu sehen. Respondeo: Das Reich wird es nicht tun, der französischen Gesandtschaft wegen und nach dem Einheitsgesetz. Die hiesige Regierung würde es wohl wünschen, die Bischöfe können es nicht wünschen, weil als Delegat Vasallo hier bleibt, nicht aber als Uditore. Er stand auf seiten der Regierung auch gegen die Bischöfe - nicht mal in Concordatsfragen etwas getan, wenn wir es ihm nicht fertig vorlegen. Er fügt noch hinzu- vertraulich: Esser habe ihm gesagt, die Aufhebung der Münchner Nuntiatur sei eine große Dummheit gewesen. Vasallo habe ihnen wertvolle Dienste erwiesen. Während er hier ist, kommen zwei Herren von der Polizei, um an drei Stellen des Hauses eine Alarmglocke einzurichten. Sie erklären lange den Vorteil, der eine schreibt oder zeichnet etwas. Baron Ritter: Pacelli auf dem Schiff nach Buenos Aires, ist wohl noch nicht da gewesen, darum allerlei Gerüchte darüber. Schuster soll nach Rom kommen, Bibliothek und Pacelli nach Mailand. Ich: In einem Staatsregierungsrat: Der muß weg, das Wort gefallen. Bewachung in den letzten Tagen. Verleumdung Zusammenhang mit Roehm.

Dienstag, 10.7.34.

16.00 Uhr, Elmar Wanner: Nicht länger als über Ostern in Innsbruck, es ist nicht viel Aussicht, daß die Studien anerkannt werden. Ob er nicht den Doktor machen soll? Wollen wir späterer Zeit überlassen. Jedenfalls in der Seelsorge bleiben, beteuert er. Ob das dritte Jahr Philosophie? Es wird ihm zugeredet. Nein, wegen Mutter und Bruder nicht Studienzeit verlängern. Weil aber viel Freude an der Philosophie, in diesem letzten Semester noch Religionsphilosophie und Apologetik. Fächer, die nicht gelesen wurden, privat. 50 M.

Vormittags der letzte Gesandte - wenig zufrieden mit dem Ruhestand, siehe besonderes.

Zwei Beamte von der Polizei mit dem Auftrag Alarmglocke an drei Stellen im Haus einzurichten. Der schreibt oder zeichnet. Grüßen durch Handreichen ohne Deutschen Gruß.