Tagebucheintrag vom 21. Juni 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 192-193

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Oberinnen
Da die Sterilisationen in München in der Chirurgischen Klinik in der Nußbaumstraße, in der chirurgischen Abteilung des Schwabinger Krankenhauses und in der Universitäts-Frauenklinik durchgeführt wurden, muss es sich hier um die Barmherzigen Schwestern Potamiäna Maier, Euphrosyne Wimmer und Godberta Lallinger handeln. S. dazu Christians, Annemone, Amtsgewalt und Volksgesundheit. Das öffentliche Gesundheitswesen im nationalsozialistischen München, Göttingen 2013, S. 223f.
von der Chirurgischen Klinik und der anderen Kliniken. Die erste Sterilisierung durchgeführt unter Assistenz eines Wärters [ ... ] Hebamme. Die Ärzte verlangten nicht die Assistenz der Schwestern.

Donnerstag, 21. Juni, Firmung in Heilig Kreuz, Obergiesing. Viele Kinder zu segnen, in der furchtbar zugigen Vorhalle bei Einzug und Auszug. Ein halbes Dutzend Uniformen und auch ein Mädchen mit einem verrückten Namen Sipontina? Zwei Stunden vor der Firmung wurde Katechet Canis verhaftet.

Graf Arco - wegen Trauung 10. Juli, 10.30 Uhr. Nicht zu Tisch. Er spricht über die Lage. Alles sei aufgebracht. Das Gerücht, ich sollte verhaftet werden, aber Epp... Der zweite Teil nicht richtig.

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Otto Madlener: Ein alter Mann, will katholisch werden, hatte geschrieben. Ich weise ihn an Pater Heribert, er wählte sich Sankt Anna aus. Erzählte, er habe ein großes Kaufhaus gehabt, aber 60000 Steuern nicht aufbringen können. Viele geistlich Verwandte. Am Schluß aber: Er will sich wieder eine Existenz aufbauen - Textil an Krankenhausanstalten - wirtschaftlicher Spekulant?

Frau Elisabeth Nickel aus Erfurt - kennt Monsignore Adrian als väterlichen Freund, siehe besonderes.

Professor Rheinfelder - übergibt Brief von Gallenmüller
Möglicherweise ist Resa Gallenmüller gemeint.
, soll vorsichtig sein - in der Universität alles kopflos, dagegen bei den Studenten regt sich Opposition. Ich erlebte unter der viel Trübsal, viel Freude: Gestern und heute Menschen, die ihn nie gesehen und gekannt, kommen und wollen wieder gläubig und fromm werden.

Große Aufregung in der Stadt. Alles schaut zum Fenster herauf. Offenbar wieder einmal eine Losung ausgegeben worden. Entweder wegen meines Briefes an Ministerpräsident Siebert, der aber doch nur im engeren Kreis sein kann oder wegen des Liedes, das überall in Massen verbreitet wird: Jetzt ist es vorbei mit der Faulhaberei.